Die Erfahrungen bei Lorenz Bahlsen Snack-World
Harte Zeiten beim Wechsel des Outsourcers
Wenn Angela Weißenberger an das vergangene Weihnachtsfest zurückdenkt, fallen ihr nicht zuerst Tannenbaum und Geschenke ein. Als CIO beim Salzgebäckhersteller Lorenz Bahlsen Snack-World erinnert sie sich zuerst an viele, lange Arbeitstage in der Zentrale im hessischen Neu-Isenburg. Am 26. Dezember 2007 endete die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Outsourcing-Partner und zugleich begann die Kooperation mit einem neuen Outsourcing-Partner. Zwei Jahre dauerten die Vertragsverhandlungen und die Vorbereitungen auf den Switch - nach den Worten Weißenbergers "eine wirklich harte Zeit".
Was Weißenberger durchlebt hat, kommt nach Meinung der Experten auf immer mehr CIOs zu: Die Zeiten der "Big Deals" laufen aus, sagt zum Beispiel Karsten Leclerque, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consulting (PAC). Der Outsourcing-Kuchen wachse zwar nach wie vor, nur die Stücke würden kleiner. Die Ära der großen Verträge mit den zehn Jahren Laufzeit und mit weitreichenden Mitarbeiter-Übernahmen sind vorbei. Inzwischen dominieren Verträge mit kürzeren Laufzeiten und Leistungspaketen, die über Best-of-Breed-Ansätze und damit an mehrere Dienstleister vergeben werden. Zudem besinnen sich Unternehmen darauf, das eigene Know-how nicht komplett auszulagern, um die Dienstleister kompetent führen zu können.
Verträge von 1998
Für Angela Weißenberger und Lorenz Snack-World endete Ende 2007 eine zehnjährige Zusammenarbeit mit dem bisherigen Dienstleister T-Systems. Das damals noch zum Lebensmittelkonzern Bahlsen gehörende Unternehmen hatte 1998 seine Informationstechnik in großem Stil an den externen Dienstleister ausgelagert. Einer der Gründe für die lange Laufzeit war, dass T-Systems damals den überwiegenden Teil der IT-Mitarbeiter übernahm. Unglücklich nur, dass sich schon ein Jahr nach Vertragsabschluss Bahlsen in drei Unternehmensteile aufspaltete, einer davon Lorenz Snack-World. Zwar erwog man damals in diesem Zusammenhang auch die Trennung des bestehenden IT-Systemverbunds,
verwarf das aber angesichts der sich abzeichnenden Kosten dieser Maßnahme. Dennoch: Angela Weißenberger war schon damals überzeugt, dass eine Trennung "im Prinzip sinnvoll" ist. Unterschiedliche
Entwicklungen und Schwerpunkte der Unternehmen machten sowohl das Miteinander als auch das Ringen
um notwendige Veränderungen kompliziert.
Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Lorenz Snack-World seine IT auf eigene Füße stellen würde: 2005 - zwei Jahre vor dem Auslaufen des Vertrags - machte sich die bei dem Salzgebäckhersteller verbliebene Rumpforganisation unter der Leitung ihres CIOs Weißenberger daran, eine neue Outsourcing-Vereinbarung aufzusetzen. Ziel der Neuausrichtung: Die operative IT sollte genauso stabil sein wie bisher, aber zugleich auch qualitativ besser und vor allem kostengünstiger werden.