Anwälte warnen
Heftige Kritik an De-Mail-Gesetzentwurf
Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer sieht das allerdings anders. Sein Kommentar zu diesem Aspekt: „Das Verfahren wurde vom BSI geprüft und auf Basis höchster internationaler Sicherheitsstandards bestätigt. Bedenken, dass Unbefugte darauf zugreifen könnten, sind in der Praxis unbegründet. Gegenüber der bisherigen E-Mail oder dem Einschreiben und Brief in Papierform bedeutet De-Mail einen Quantensprung in puncto Sicherheit. De-Mail macht Deutschland weltweit gesehen zum Vorreiter beim sicheren Mail-Verkehr."
"Verfahren, die hinter Standards der Open-Source-Welt zurückfallen"
Beim Linux-Spezialisten Univention zeigt man sich hingegen verwundert, dass "ein technisch längst gelöstes Problem wie die End-to-end-Verschlüsselung bei De-Mail wieder auftritt." Denn in den Server-, Groupware- und Desktop-Lösungen des Linux-Anbieters sei derlei seit langer Zeit kein Thema mehr.
Der von dem Unternehmen in verschiedenen Anwendungen integrierte Open Source Mail-Client gewährleiste "eine sichere, durch Signatur authentifizierte Kommunikation per E-Mail. Die Mails verlassen den Desktop verschlüsselt und erreichen den kontaktierten PC ebenso. Unterwegs kann niemand, auch nicht die Administratoren der Systeme oder der Diensteanbieter, Einblick in die Mails bekommen."
Die Grundlage dieser vertrauenswürdigen E-Mail-Kommunikation seien in Open-Source-Produkten übliche Techniken wie Multipurpose Internet Mail Extensions (MIME), das darauf aufbauende System S/MIME zum Verschlüsseln und Signieren oder das bekannte E-Mail-Verschlüsselungsprogramm Pretty Good Privacy (PGP). "Open-Source-Communities hätten gerade in Sachen sicherer E-Mail-Verkehr "herausragende" Techniken und Produkte entwickelt.
"Es ist nicht nachzuvollziehen, warum diese frei zugänglichen Methoden nicht in De-Mail eingegangen sind, sondern Verfahren entwickelt wurden, die hinter den Standards der Open-Source-Welt zurückfallen", kritisierte Univention-Geschäftsführer Peter Ganten.