Bundeswehr-IT
Herkules taucht wieder auf
Erschreckende Unkenntnis
Von einer "guten Zusammenarbeit" zwischen Siemens, IBM und Bundeswehr sowie guten Projektfortschritten berichten die Beteiligten. Angesichts der Komplexität und der Herausforderungen, um die es hier gehe, sei man bisher sehr zufrieden, beurteilt ein Sprecher des Verteidigungsministerium die Migrationsphase. Zunächst wurde Ende März die zivile IT-Infrastruktur "reibungslos übernommen". Weitere Meilensteine waren der "insgesamt störungsfreie Betrieb" und die "termingerechte Integration" der Bundeswehrmitarbeiter in die Ende Dezember 2006 neu gegründete, gemeinsame Firma BWI Informationstechnik GmbH (BWI).
Die kulturellen Unterschiede zwischen den öffentlichen und privaten Partnern sind oft Reibungspunkte bei PPP - ähnlich wie bei Fusionen in der Privatwirtschaft, wo der Clash der Kulturen zu Verwerfungen führen kann, die die erhofften Synergieeffekte über den Haufen werfen. "In der Wirtschaft gibt es eine erschreckende Unkenntnis über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungsinformatik", sagt Lemke. Dagegen urteilt Erber positiv: "IT-Mitarbeiter sprechen überall die gleiche Sprache und teilen die gleiche Begeisterung für Technologie."
Die rechtlichen Fragen bei der Übernahme ("Gestellung") der IT-Bundeswehrmitarbeiter in die neu gegründete IT-Gesellschaft galten als knifflig. Die BWI, das sind heute der Bundeswehr-Gründungsstab GIG, 2.400 "gestellte" Bundeswehrmitarbeiter und rund 350 Kräfte von Siemens und IBM. 800 der Bundeswehrangestellten sollen nach einem Jahr wieder zu den Streitkräften zurückkehren. "Mit einem Cultural-Change-Programm unternehmen wir große Anstrengungen, eine gemeinsame Kultur aufzubauen", sagt BWI- Geschäftsführer Klaus Hahnenfeld. Dafür gibt es ein eigenes Team und Workshops mit der Führungsspitze. "Die Stimmung ist großartig, das Projekt überaus spannend", sagt Johannes Nagel, Chef von BWI Systeme.
Tricksen stört massiv
Siemens und IBM halten an der IT-Gesellschaft mit 50,1 Prozent die Mehrheit, Siemens besitzt 50,05 Prozent, IBM 0,05 Prozent. "Beide sind aber gleichberechtige Partner", betont IBM-Mann Nagel. Der Bund ist mit 49,9 Prozent Minderheitsgesellschafter. Darunter hängen die Siemens-Tochter BWI Services GmbH und die IBM-Tochter BWI Systeme GmbH. Vorsitzender der Geschäftsführung von BWI sowie Chef der BWI Services GmbH ist Peter Blaschke von Siemens. Ende des Jahres zieht man vom Kölner Technologiepark nach Meckenheim bei Bonn.
Eine "umfangreiche Kommunikation zwischen allen Beteiligten" und eine "gute Koordination aller Parteien" hält Erber für sehr wichtig für das Gelingen. Daher warnt der Vorstandsvorsitzende Matthias Kammer von Dataport, IT-Dienstleister für die öffentliche Verwaltung in Schleswig-Holstein, Hamburg sowie Bremen und Mecklenburg-Vorpommern: "Die Grundlage sind faire vertragliche Regelungen, die die Rechte und Pflichten eindeutig beschreiben. Dabei sollten alle Eventualitäten und Worst-Case-Szenarien berücksichtigt werden. Tricksen am Anfang wird zu massiven Störungen im Projektverlauf führen."