Strategien


Vernetzte Industrie

Industrie 4.0 - Chance für Deutschland



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer müssen ITK-Lösungen in ihre Prozesse integrieren. Die vernetzte Industrie wird die Branche grundlegend verändern.

Für Deutschland hat das Thema "Industrie 4.0Industrie 4.0" eine besondere Bedeutung. Weil es hierzulande keine Bodenschätze in nennenswerter Menge gibt, gründet die wirtschaftliche Stärke des Standorts allein auf dem Rohstoff Wissen. Mit diesem Gut hat es der deutsche Maschinen- und Anlagenbau geschafft, eine weltweit führende und geachtete Position zu erarbeiten. Doch die gute Lage ist kein Garant für künftige Erfolge, denn die weltweite Vernetzung schafft eine völlig neue Wettbewerbssituation, die heutigen Hidden Champions weiterhin flexibles Handeln abverlangt. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Industrie 4.0 - eine Chance für Deutschland.
Industrie 4.0 - eine Chance für Deutschland.
Foto: Deutsche Messe AG

In einem Gastbeitrag für das amerikanische Time Magazine betonten Sujeet Chand, CTO von Rockwell Automation, und Jim Davis, CIO der University of California, Los Angeles (UCLA), schon im Juli 2010 die künftige Bedeutung einer digitalisierten Fertigung: "Smart Manufacturing verheiratet Informationen, Technologie und menschlichen Einfallsreichtum. Es schafft die Basis für eine schnell voranschreitende Revolution in der Entwicklung und Anwendung, so dass die intelligente Fertigung sämtliche Aspekte unseres Geschäfts durchdringen wird", appellieren die Manager an die US-Anbieter. "Schon bald wird die weltweite Fertigungsbranche ein neues Gesicht bekommen. Unternehmen und Länder, die heute aktiv werden, werden im 21 Jahrhundert aufblühen. Wer nur minimale Änderungen in Richtung Smart Manufactu ring anstrebt, wird scheitern."

US-Anbieter forcieren Smart Manufacturing

Erste herstellerübergreifende Initiativen gehen in den USA auf das Jahr 2010 zurück. Mit der Smart Manufacturing Leadership Coalition (SMLC) gibt es seit Juli 2012 eine landesweite Interessengemeinschaft, die das Thema vorantreibt. Zu den bislang 35 Mitgliedern zählen Rockwell Automation, PfizerPfizer und Corning. Die Obama-Administration hat der Branche Unterstützung in Höhe von 500 Millionen Dollar zur Förderung der intelligenten Fabrikvernetzung zugesagt. Das hört sich gut an, doch die Europäer halten dagegen: Die Europäische Kommission investiert über einen Zeitraum von sieben Jahren rund 1,15 Milliarden Dollar in die Private-Public-Partnership-Initiative "Fabriken der Zukunft". Top-500-Firmenprofil für Pfizer

Industrie 4.0 ist die deutsche Ausprä-gung des Konzepts der intelligenten Ver-netzung der Produktionsstätten. Sie wird von der Bundesregierung mit 200 Millionen Euro unterstützt. Der Begriff verweist auf die vierte industrielle Revolution (nach der mechanischen Fertigung, Fließbandarbeit und elektronischen Automatisierung) und verknüpft mechanische und elektroni-sche Anlagen mit ITK-Lösungen und dem Internet zu intelligenten Fertigungssyste-men. Das Vorhaben wurde erstmals auf der Hannover Messe Industrie 2011 vorgestellt und wird von den Branchenverbänden Bitkom (IT und TK), VDMA (Maschinen und Anlagenbau) sowie ZVEI (Elektrotechnik) unterstützt.

Begriffsbestimmung bedient wirtschaftliches Kalkül

Allerdings bleibt das Vorhaben ungenau, weil Industrie 4.0 ein Dachbegriff für die Digitalisierung in vielen Einzelbranchen mit unterschiedlichen Ansprüchen ist und daher uneinheitlich verwendet wird. Zudem wird der Begriff gerne aus wirtschaftspolitischem Kalkül bemüht, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu betonen. Das hat "überzogene Erwartungen geschürt, die zu Enttäuschungen führen werden", kritisiert Stefan Heng von Deutsche BankDeutsche Bank Research in dem Report "Industrie 4.0, Upgrade des Industriestandorts Deutschland". Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank

Hengs Analyse zufolge hat Industrie 4.0 intelligente Produkte, Verfahren und Prozesse zum Ziel. Die intelligente Fertigung (Smart Factory) ist ein zentrales Element, das sich in ein vernetztes System aus intelligenter Energieversorgung, Mobility, Logistik und Gebäude einfügt.

Attraktivität wegen der neuenGeschäftsmöglichkeiten

Attraktivität bezieht Industrie 4.0 nicht zuletzt aus den neuen Geschäftsmöglichkeiten. Dabei geht es vor allem um die Massenindividualisierung, bei der mit Mitteln der industriellen Fertigung kundenspezifische Produkte mit kleinen Losgrößen hergestellt werden. Zudem können die Maschinen- und Anlagenbauer ihre Geschäftsmodelle durch zusätzliche Services etwa für Fernwartung, Betriebsdienste und Informationsangebote ausweiten.

Zu den wesentlichen technischen Pfeilern zählen neben den Fertigungssystemen vor allem Lösungen aus der ITK-Branche. Big DataBig Data, Data Analytics, Cloud ComputingCloud Computing, mobile Vernetzung, 3D-Druck3D-Druck, das Internet der Dinge, Nahfeldkommunikation, Social Analytics, Front-Office-Trends und integrierte Backend-Systeme sind wesentliche Komponenten einer intelligenten und vernetzten industriellen Fertigung. Das alles sind Themen, die traditionell auf der CeBIT gezeigt werden. Alles zu 3D-Druck auf CIO.de Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

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