Karstadt-Quelle
IT-Projekt 2010
In den Warenhäusern der Karstadt-Quelle AG dürfte es bald mehr modisch grüne Blusen der häufig nachgefragten Konfektionsgröße 38 geben. Der Erkenntnis, das Produktportfolio stärker den aktuellen Kundenbedürfnissen anpassen zu müssen, folgte die Entscheidung, ein neues Warenwirtschaftssystem einzuführen. Durch bedarfsgerechte Bestellung und Verteilung von mehr als einer Million unterschiedlichen Artikeln an die 200 europäischen Warenhäuser will Karstadt-Quelle dringend benötigtes Geld einsparen. Wunsch des Konzerns: Bestandskosten senken und Umsatz und Gewinnmarge nachhaltig verbessern.
"Zurzeit befinden wir uns in der Renovierung unserer gesamten IT-Landschaft", sagt Ulrich Engelhardt, CIO der Karstadt Warenhaus AG und Geschäftsführer der Itellium Systems & Services GmbH, der IT-Tochter des Handelskonzerns. "Ungefähr 90 Prozent aller Geschäftsprozesse packen wir im Rahmen dieser Renovierung an."
Die Entscheidung für mySAP-Retail fiel im Frühjahr 2002. Die Planungen für dieses ehrgeizige strategische Projekt gehen bis über das Jahr 2010 hinaus. Bis jetzt arbeiten 30 Filialen mit dem neuen Betriebssystem, alle anderen sollen in den nächsten Jahren folgen. "Wir planen ein neues Kassensystem, parallel dazu eine Filialwarenwirtschaft, ein Kundenbestellsystem, ein Informationssystem sowie ein zentrales Modul zur Preis- und Aktionsverwaltung, alles auf Basis des gleichen Softwaresystems Beenstore der Firma PCMS (U.K.). - eine Integrationslösung, die eine homogene Architektur schafft, Java-basiert mit Linux als Betriebssystem", schwärmt der IT-Chef.
Zwei Mann im CIO-Sessel
Engelhardt, der erst vor zwei Jahren zu Karstadt-Quelle kam, teilt sich seinen CIO-Sessel mit Peter Patzina, der die IT des Versandhandels verantwortet. Engelhardt ist für den stationären Bereich zuständig. Dem gebürtigen Ludwigshafener war die Leitung seines eigenen Unternehmens für IT-Security irgendwann zu langweilig geworden. Nachdem er beim Handelsriesen zunächst "nur" Geschäftsführer der IT-Tochter war, berichtet er seit Jahresbeginn in Doppelfunktion als CIO und als Itellium-Leiter direkt an das Vorstandsmitglied Helmut Merkel.
Die Essener, die ihre IT-Tochter Itellium vor fünf Jahren ausgegründet hatten, merkten wie viele andere alsbald, dass sich die Hoffnung auf ein profitables Drittgeschäft nicht realisieren ließ. 2003 wurde daher entschieden, den Rechenzentrums- und Netzwerkbetrieb auszulagern. 900 Mitarbeiter der Tochter wechselten ein Jahr später zum Outsourcer Atos Origin, der im Gegenzug einen Vertrag mit einer achtjährigen Laufzeit bis 2012 aushandelte. 750 IT-Mitarbeiter sind derzeit noch im Konzern tätig.