Neuer Siemens-Chef
Joe Kaeser: Mensch und Marge sind wichtig
Zum Amtsantritt des neuen Siemens-Chefs Joe Kaeser sorgt der beispiellose Machtkampf um den Führungswechsel bei Deutschlands größtem Elektrokonzern weiter für Kritik. Aktionärsschützer wollen die Rolle des Aufsichtsrats klären und auf der nächsten Hauptversammlung Fragen dazu stellen. "Deutschlands führender Technologiekonzern hat sich vor den Augen der Welt eine unwürdige Posse geleistet. Das war auf keinen Fall im Sinne der Anteilseigner", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). "So kann es nicht richtig sein, dass einzelne Ratsmitglieder sich öffentlich erklären, als seien sie unbeteiligte Dritte, die den Siemens Konzern von außen betrachten."
Am Vortag hatte der Siemens-Aufsichtsrat nach tagelangem Hickhack Kaeser zum Nachfolger des bisherigen Konzernchefs Peter Löscher ernannt. Der Österreicher war über eine Serie von Misserfolgen und zuletzt eine neuerliche Gewinnwarnung gestürzt. Im Zuge des turbulenten Führungswechsels gab es auch Spekulationen um ein Machtgerangel im Siemens-Aufsichtsrat.
Kaesers erklärtes Ziel ist es nun, den Konzern erst einmal wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Dies habe "höchste Priorität", hatte Kaeser am Vortag erklärt und dabei auch intensiv um das Vertrauen der Beschäftigten geworben. "Mensch und Marge" müssten bei Siemens im Einklang stehen. "Marge ist wichtig, weil ohne Gewinn kann man nicht investieren. Diese Gewinne erarbeitet man mit den Menschen, insofern ist Beides wichtig." (dpa/rs)