Die Pläne der Post
Kein De-Mail-Zertifikat für E-Postbrief
Lemke: Der öffentliche Sektor macht im Briefvolumen nur acht Prozent aus. Er hat die schwierigsten Anforderungen und die komplizierteste Governance. Nur dafür ein solches System zu bauen, macht aber keinen Sinn. Der eigentliche Nutzen liegt in der Wirtschaft. Der normale Durchschnittsbürger hat 1,6 Behördenkontakte im Jahr. Und die internetaffine Gruppe zeichnet sich nicht durch besonders viele solcher Kontakte aus. Selbst wenn alle Behörden elektronisch erreichbar sind, heißt es noch lange nicht, dass dann auf dem Portal die Post abgeht.
Wo die E-Post bei der Deutschen Post abgehen soll
Die Post geht ab im Bereich Finanzdienstleistungen, bei den Versicherungen, im E-Commerce, beim E-Business und B2B, wie in unseren Projekten mit Edeka und der Datev. Zusammen mit der Datev haben wir ein rechtskonformes Ablagesystem entwickelt. Das sind die Sendungsanlässe, die das Geschäft bringen. Damit ich Bußgeldbescheide oder Strafbefehle bekomme, dafür wird sich keiner den E-Postbrief oder De-Mail anschaffen.
CIO.de: Sie haben sehr viel Geld für Werbung ausgegeben. Die Menschen kennen es, werden sie es aber auch nutzen? Oder war das nur ein Strohfeuer?
Lemke: Der Dienst hat eine Hürde zu nehmen: Das ist der Medienbruch bei der Anmeldung. Der First Mover kann nicht einfach nur zwei Klicks machen, und ist dann drin. Man muss sich erst einen Zettel ausdrucken und zu einer Postfiliale gehen oder auf den Briefträger warten. Dieser Umstand erfordert einen gewissen Werbedruck. Wenn ich einen Massenmarkt erschließen will, muss ich Massenkommunikation machen. Das werden wir auch weiterhin tun. Ohne Werbung verkauft sich so ein Produkt nicht.
CIO.de. Wann wird der E-Postbrief zum Alltag gehören? In drei bis fünf Jahren?
Lemke: In fünf bis sechs Jahren nach dem Start. Wir sind vor anderthalb Jahren gestartet. Das ist ein dickes Brett, was man da bohrt.