Offen kommunizieren und unangenehme Wahrheiten ansprechen
Kurzatmiges Hire und Fire vernichtet Unternehmswerte
Ist die Party jetzt endgültig vorbei? Müssen Führungskräfte künftig bescheidener werden?
Derzeit sieht es so aus, als würden sich die Gehälter auf niedrigerem Niveau einpendeln.
Pendeln zwischen Politik und Wirtschaft wünschenswert
Bei den vom Staat geretteten deutschen Banken werden Managergehälter auf in der Regel 500.000 Euro begrenzt. Bekommt man dafür wirklich gute Leute?
Vermutlich nur schwer. Aber diese Grenze ist ja auch nur ein zeitlich und auf die Bankenbranche begrenztes politisch gewolltes Phänomen. Das ist sozusagen die Kehrseite der Goldgräberstimmung, die wir zuvor erlebt haben. Im Grunde geht es doch um ganz andere Fragen.
Jetzt sind wir gespannt.
Die Frage ist doch, wie sich der Wunsch nach einem hohen Gehalt mit den strategischen Interessen des Unternehmens in Übereinstimmung bringen lässt. Das ist eine Frage der Anreizsysteme, die wir ebenfalls unter dem Postulat der Nachhaltigkeit betrachten sollten.
Nämlich?
Ein Unternehmen, das einen nachhaltigen Erfolg im Markt anstrebt, sollte seine Manager entlang diesem Ziel incentivieren, also langfristige Vergütungskomponenten einbauen, die fundamentale Wertsteigerungen abbilden. Ich habe nichts dagegen, jemandem, der den Unternehmenswert wirklich langfristig in die Höhe getrieben hat, ein - sagen wir - zweistelliges Millionengehalt zu zahlen. Aber eben nicht als de facto garantierte Größe und ohne die entsprechenden Resultate.
Sie beraten auch den öffentlichen Sektor. Zwischen Politik und Wirtschaft herrscht hierzulande traditionell wenig Austausch, man versteht einander nicht gut. Zugleich aber werden Politik und Verwaltung wichtiger für die Unternehmen in einer Phase, da der Staat wieder aktiver ins Geschehen eingreift. Verstehen deutsche Manager zu wenig von Politik?
Ein stärkerer Austausch in dem Sinne, dass begabte Manager zwischen Politik und Wirtschaft hin- und herwechseln, wäre aus meiner Sicht sehr wünschenswert. Nur wenn man die Dinge mal aus der Perspektive des Gegenübers betrachtet, kann Verständnis wachsen. In den USA oder in Frankreich ist das ja durchaus üblich. Erfreulicherweise wächst auch hierzulande die Bereitschaft bei Managern, zum Beispiel in ein Ministerium zu wechseln.
Trotz der Einkommensdifferenzen? Das Gehalt von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück könnte, sagen wir, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht locken.
Das scheint mir zu kurz gedacht. Noch einmal: Geld ist nicht alles. Millionengehälter verdienen doch immer nur ganz wenige. Es geht vielen Managern vor allem ums Gestalten, und da gäbe es auch im öffentlichen Sektor einiges zu bewegen.
Herr von Schmettow, Sie sind Mathematiker. Als neuen Chef von Egon Zehnder International müssen wir Sie zum Schluss doch noch fragen: Was bringt einen Zahlenliebhaber ins Geschäft der Personalberatung?
Das ist nicht so abwegig, wie Sie denken. Als Mathematiker weiß ich auch genau, was sich alles nicht quantifizieren und in Zahlen beschreiben lässt. Und wie wichtig zwischenmenschliche Faktoren und Intuition sind.
Mathematiker gelten als zurückgezogene Schweiger. In Ihrem heutigen Job müssen Sie unentwegt kommunizieren. Wie passt das zusammen?
Um ehrlich zu sein: Der Mangel an Kommunikation hat mir letztlich die Mathematik verleidet. Als ich an meiner Dissertation saß, stellte ich fest, dass es nur 20 Menschen auf der Welt gab, die nachvollziehen konnten, worüber ich nachdachte - so fragmentiert ist die mathematische Wissenschaftsgemeinde. Nach Abschluss der Promotion war für mich klar: Du musst dich in eine andere Richtung weiterentwickeln.