Interview: Samy Liechti
"Männer sind zu faul, um Socken zu kaufen"
Warum müssen Socken immer schwarz sein?
Samy Liechti: Nach Knigge soll es so sein, dass Socken dunkler als die Hosen sind. Gibt man dem Mann aber nur eine Sorte an die Hand, dann kann er mit Schwarz nie falsch liegen. Entsprechend ist die Verbreitung von schwarzen Socken so groß.
"Mir war bewusst, dass sich so gut wie niemand für Socken interessiert"
Warum sind nur die Socken, nicht aber Unterhosen im Abo?
Samy Liechti: Unterwäsche gibt es auch im Abo. Aber das ist ein bisschen schwieriger, weil die preisliche Einstiegshürde höher liegt. Es gibt auch Abos für weiße Hemden, die Kunden haben. Die Menschen sehen aber den absoluten Betrag, empfinden den als hoch, wenngleich sie sich nicht ausrechnen, dass sie mit sukzessivem Kauf neuer Hemden über mehr als ein Jahr unter Umständen sogar mehr Geld bezahlen. Die Angst der großen Zahl ist hier das Thema. Das Verhältnis des Mannes zu Socke und Unterhose ist ähnlich. Die Socke ist eher ein Verschleißartikel als Unterwäsche. Bei Unterhosen kaufen die Männer vielleicht ein Zehnerpack, brauchen es auf, wollen dann aber vielleicht mal ein anderes Modell. Schwarze Socken sind aus Sicht des Marketings absolut low involvement.
Warum kaufen Frauen Socken nicht als Abo für sich?
Samy Liechti: Meine Beobachtung ist das komplett unterschiedlich Kaufverhalten von Frauen und Männer. Frauen wissen, was sie suchen und gehen dann auf die Jagd. Sie suchen, bis sie die richtige Socke erlegt haben. Im Versandhandel heißt das: Sieht eine Frau dort etwas und es weicht dann bei der Lieferung ein wenig davon ab, sendet sie es zurück. Männer sind da bei solchen Produkten weniger fixiert. Sie schauen was kommt und sind schneller zufrieden. Für ein Frauen-Socken-Abo müsste man das Sortiment erheblich verbreitern und die Retourenquote wäre deutlich höher. Frauen lieben mehr Abwechslung.
Was haben Sie in 15 Jahren Sockenverkauf über Männer gelernt?
Samy Liechti: Es klang in den Antworten oben schon an: Der Mann hat relativ wenig Interesse an Textilien. Er ist relativ, bös gesagt, faul. Wenn man ihm Service anbietet, so auch die Angebote für komplette Outfits, dann ist er auch gerne bereit dafür zu bezahlen. Ich habe vor 15 Jahren etwas getan, was man nicht tun sollte: Von mir auf andere geschlossen. Und war mir schon bewusst, dass sich so gut wie niemand für Socken interessiert. Ich bin 45, wenn wir eine Generation älter anschauen, die an der Grenze zur Rente stehen, dann ist der Bestellvorgang oft gleich, die rufen bei uns an und wir fragen: Welches Modell? "Den Bestseller." Welche Packungseinheit? "Den Bestseller." Und welche Größe: "Den Beststeller."
Die wissen nicht ein mal welche Schuhgröße sie haben. Da ist es vermutlich so gelaufen, dass es erst die Mutter gekauft hat, danach die Frau. Die haben sich nie darum gekümmert. Und das ist ein Stück weit bedenklich.