Krisenmanagement: Positive Gerüchte bewirken mehr als jede Mitteilung

"Manager können lernen, authentisch zu sein und Fehler zu vermeiden"

23.03.2009
Von Karsten Langer

Was macht einen Manager glaubwürdig?

Dass man ihm glaubt, dass er an etwas glaubt. Dass er die charakterliche Fähigkeit hat, etwas für wahr zu halten, was er nicht beweisen kann, aber das für ihn als Maxime steht. Das ist eine Qualität, die die Mitarbeiter anspricht.

Der Chef als Guru?

Gurus stiften unkritische Loyalität einer Ideologie gegenüber. Manager stiften eine Erfolgskultur - damit sind Gewohnheiten gemeint, die das Unternehmen vorwärtsbringen. Es geht um ein Gesellschaftssystem, um ein Unternehmen, in dem sich die Menschen ändern können, ohne die Gemeinschaft zu gefährden. Dazu braucht es ein glaubhaftes und gewolltes Warum. In Krisenzeiten sind die Wettbewerbsvorteile diejenigen Manager, die im Einzelfall glaubhaft vermitteln können: Er ist einer von uns, er ist einer Idee treuer als seiner Sicherheit, er will glaubhaft die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen.

Sicher muss neben der funktionalen Idee noch eine ethische Idee zur Vermeidung von Demotivation wirken. Es sollte niemandem schwerfallen, seine Mitarbeiter mitzureißen, der authentisch seinen persönlichen Glauben vermittelt. Der Mechanismus, Menschen hinter eine Idee zu stellen, ist niemals von Fakten oder Informationen abhängig, sondern von der Ausstrahlung derjenigen Person, welche die Idee vertritt.

Können Manager lernen, mitreißend zu sein?

Manager können lernen, authentisch zu sein und Fehler zu vermeiden. Authentizität ist aber nicht als plumpe Ehrlichkeit, die ungefiltert sagt, was sie denkt, zu verstehen. Faust sagt herablassend zu Wagner: "Sei er kein schellenlauter Thor, such' er den redlichen Gewinn, es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor." Noch heute wird diese Passage interpretiert nach dem Motto: Wenn man unehrlich ist, das merkt man doch. Wirkung fordert auch Verhaltensdisziplin, erfolgreiche Redner haben rhetorische Bildung. Sie wissen nicht nur, wie man ehrlich ist, sondern auch wie man ehrlich wirkt.

Selbstsicherheit als soziale Rolle

Sollen ehrliche Manager dann auch Schauspieler sein?

Gemeint ist eine neue Ehrlichkeit ohne Naivität. Selbstsicherheit als soziale Rolle ist dann gefordert, wenn die Gefühlslage nicht vorzeigbar ist. Nicht wenige Manager stehen inmitten inkonsistenter Rollen: Vater, Freund, Repräsentant, Führungskraft, Team- und Gruppenmitglied. Sicherheit in diesen Szenarien bestimmt persönlichen Erfolg und hält jung. Die Anzahl seiner sozialen Rollen bestimmt das psychische Alter eines Menschen. Je weniger, desto toter. Menschen, die wir in unser soziales Leben integrieren können, machen uns größer - und umgekehrt. Rollen machen den authentischen Kern anschlussfähig.

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