Krisenmanagement: Positive Gerüchte bewirken mehr als jede Mitteilung

"Manager können lernen, authentisch zu sein und Fehler zu vermeiden"

23.03.2009
Von Karsten Langer

Gibt es denn gar keine guten Manager mehr?

Es macht sehr glücklich, einige kennen zu dürfen. Es gibt tolle Vorbilder, die haben ihren Laden im Griff. Zufällig arbeite ich für zwei dieser Unternehmen in Hamburg. Aber bundesweit zu schätzen, gilt: Je größer das Unternehmen, desto schwerer sind sie zu finden.

Gibt es einen Königsweg, den Manager einschlagen können, um das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen?

Königswege klingen so nach Regeln. Was wir brauchen sind Prinzipien. Um etwa herauszufinden, was Mitarbeiter in Friedenszeiten im Unternehmen hält, kann man eine Identifikationsbilanz erstellen. In einer solchen Bilanz werden die Mitarbeiter gefragt: Was hält dich im Unternehmen? Da gibt es dann sieben Möglichkeiten, die Frage unterschiedlich gewichtet zu beantworten.

Was hält dich im Unternehmen?

Welche sind das?

Erstens die Führungsqualität, eine Führungspersönlichkeit, für die der Mitarbeiter alles gibt. Zweitens die Arbeitsqualität, der Job ist so toll, den kann man woanders gar nicht machen. Drittens die soziale Qualität, das heißt, den Mitarbeitern gibt die Gemeinschaft viel. Viertens die Markenqualität, der Mitarbeiter ist stolz auf das Image des Unternehmens. Fünftens der eigene Status, also die Frage, wie viel man zu sagen hat. Sechstens die Karrierequalität, das kann die Kaminkarriere sein oder das Karrieresprungbrett, und siebtens die Frage des Gehalts.

Wie kann eine solche Identifikationsbilanz dem Manager helfen, Vertrauen zu generieren?

Mit der Identifikationsbilanz kann die Stärke der Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen beeinflusst werden. Wenn Führungsqualität und soziale Qualität zum Beispiel wenig Werte erhalten, sind Maßnahmen zur Vertrauensbildung erstrangig. Identitätsbilanzen sind ein wichtiges Element aller Mitarbeiterbefragungen. Eine Vision kann nur wirksam sein, wenn sie sich am faktischen Identitätsprofil orientiert.

Was helfen Visionen, wenn Unternehmen Pleite gehen und Tausende entlassen werden?

Die Chance in der Krise ist eine multiplizierbare Idee. Menschen wollen an Visionen glauben. Wenn der Verstand der Diener dessen ist, was man will, wird auch das Opfer verstanden, um den Kern zu retten. Opfer sind schwer, wenn das Gefühl der Ungerechtigkeit herrscht. Manager müssen in diesen Tagen auch Tabuthemen kommunizieren. Eine offene Diskussion über Einkommensgerechtigkeit wird beispielsweise notwendiges Vertrauen herstellen, um Visionen zu realisieren. Neben allen Techniken bedarf ein Überzeugungserfolg der Identifikation mit dem Thema, unabhängig von der eigenen Wertung.

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