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Unicredit, AXA, Bayer Schering, P&G

Merger - vom Umgang mit Seifenblasen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

"Integration" kommt von "integer"

Ängste, Angriffe, Verteidigungsschlachten, Grabenkämpfe - überall kann jemand im Hinterhalt lauern. "Damit die Integration keine Schlacht wird, braucht man einen gestandenen und unabhängigen Professional, der den Weg bahnt", rät Martina Jung. Das Wort "Integration" kommt von "integer", was so viel bedeutet wie unbescholten, makellos, unberührt, ganz, unversehrt. Integrieren bedeutet also, etwas heil und unversehrt zusammenzufügen. Dazu bedarf es besonderer Fähigkeiten, die durch eine Position im Unternehmen vertreten sein sollten.

Inzwischen engagieren viele Unternehmen nicht nur Experten von außen, sondern ernennen auch einen zweiten "CIO" - den "Chief Integration Officer". So arbeitet bei der HVB/Unicredit Franz Herrlein in dieser Funktion. Er ist vor allem zuständig für die Integration der Fachbereiche außerhalb der IT und achtet darauf, dass im Fusionsfieber alles mit gerechten Dingen zugeht. Im Mai wird das Integration Office geschlossen; Herrlein wechselt dann als Organisations-Chef in den Vorstand der Dresdner Bank.

Kai Zercher, Director der Procter & Gamble Service GmbH: "Je weniger Sie kommunizieren, desto mehr wird spekuliert."
Kai Zercher, Director der Procter & Gamble Service GmbH: "Je weniger Sie kommunizieren, desto mehr wird spekuliert."

Denn neben den gerade in einer Fusionssituation geforderten Führungsqualitäten spielt die Geschwindigkeit eine große Rolle. Das betonen alle CIOs - zum Teil mit ähnlichen Worten. "Es ist vor allem wichtig, dass sie schnell entscheiden. Es ist nicht so wichtig, dass sie jedes Detail vollständig berücksichtigen", sagt Bayer-CIO Resch. Und auch Klaus Rausch von HVB Information Services betont das hohe Tempo, das nicht nur gefordert wird, sondern auch erforderlich ist. "Es sind meist große Anstrengungen erforderlich, um eine optimale Entscheidung zu finden, aber eine schnelle Entscheidung steht dabei im Vordergrund."

Best-of-Breed unterliegt

In der IT-Welt kann das zu besonderen Problemen führen: "Normalerweise würde man sich die Systeme der beiden Firmen in Ruhe anschauen und das Beste aus beiden Welten nehmen“, betont Resch. Doch der Best-of-Breed-Ansatz ist unterlegen, wenn es schnell gehen soll und die Mannschaften beider Seiten vehement darüber Klarheit verlangen, wie es weitergeht. "Klar, schnell und top-down. Nur so kommen Sie in einer solchen Situation voran", sagt Resch. So müsse man handeln. Bei Procter & Gamble hat Kai Zercher als Director der P&G Service GmbH seit Anfang des Jahres die Aufgabe, die IT von Gillette einzugliedern. Seine Botschaft: "Es kann nur ein System überleben."

Erfolgsbilanz: Mergers & Acquisitions.
Erfolgsbilanz: Mergers & Acquisitions.

Klaus Rausch sagt: "Wenn man sich lange damit aufhält, die richtige IT-Plattform zu definieren, ist das nicht zielführend." Die Frage sei: Welche Geschäftspolitik soll verfolgt, welche Geschäftsprozesse sollen implementiert werden? Seine klare Antwort: "Wenn ich mich entschieden habe, eine Bank zu übernehmen und mein Geschäftsmodell zu exportieren, determiniert das automatisch die IT-Entscheidung.“

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