Strategien


BayWa-CIO Tobias Fausch

Mit Data Services in die Zukunft

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Die BayWa AG nutzt Daten aus der Agrarwirtschaft für neue digitale Dienste und Geschäftsmodelle. CIO Tobias Fausch schafft die Grundlagen für die digitale Transformation des Konzerns.
BayWa-CIO Tobias Fausch: "Bimodal ist der falsche Begriff. Viel wichtiger ist die Frage, wie wir agile und Wasserfallmethoden zusammenbringen."
BayWa-CIO Tobias Fausch: "Bimodal ist der falsche Begriff. Viel wichtiger ist die Frage, wie wir agile und Wasserfallmethoden zusammenbringen."
Foto: BayWa AG

Als Handelsorganisation für landwirtschaftliche Produkte ist die BayWaBayWa nicht nur in der deutschen ­Agrarbranche ein Begriff. Doch aus der 1923 gegründeten "Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG" ist längst ein international tätiger Konzern mit rund 19.000 Mitarbeitern geworden, der neben dem Agrargeschäft auch in den Segmenten Energie und Bau aktiv ist. Mit den Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels beschäftigt sich das Unternehmen mit Hauptsitz in München nicht erst seit gestern, betont Tobias FauschTobias Fausch, seit 1. Januar 2019 CIO der BayWa AG. Top-500-Firmenprofil für Baywa Profil von Tobias Fausch im CIO-Netzwerk

"Wir suchen nach digitalen Geschäftsmodellen, die sich rechnen", sagt der diplomierte Physiker, der beim Wettbewerb "CIO des Jahres 2019" den zweiten Platz in der Kategorie Großunternehmen errang. Besonders aussichtsreich sind neue datengetriebene Dienstleistungen, die die Bayern unter dem Begriff Data Driven Services zusammenfassen. Das Portfolio reicht von klassischen Precision- beziehungsweise Smart-Farming-Lösungen über integrierte Einkaufsportale bis hin zur Maschinenanbindung über Sensortechnik. Dazu gehört auch die Verknüpfung externer Datenquellen und das Einbinden von Daten in die Wertschöpfungskette.

Zu den Megatrends in der Landwirtschaft zählt schon seit längerem die Nutzung von Satellitendaten. Damit können sich zum Beispiel Landmaschinen autonom auf dem Feld bewegen, Saatgut oder Dünger "teilflächenspezifisch" ausbringen und das Ertragspotenzial der Böden ausnutzen. Fausch: "Angesichts der Klimaveränderungen und der wachsenden Nachfrage nach Grundnahrungs­mitteln aufgrund einer zunehmenden Weltbevölkerung ist das eine notwendige Entwicklung, von der wir als Unternehmen profitieren." Der BayWa eröffne sich damit die Chance, sich als Service- und Digitalisierungspartner für Landwirte zu positionieren.

Data-driven Services in der Praxis

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt das Projekt "VariableRain". Dahinter steckt ein derzeit für Europa verfügbarer Dienst, mit dem sich die Bewässerung von Feldern in Rastern von zehn mal zehn Metern optimieren lässt. Dafür korreliert der Konzern Satelliten- und Wetterdaten mit Informationen zu Fruchtarten, Aussaat-Datum und Bodenbeschaffenheit.

In einem Modell wird das Pflanzenwachstum unter verschiedenen Parametern wie Kohlenstoff-, Nährstoff- und Wasserhaushalt simuliert und mit realen Satellitendaten abgeglichen. Als Ergebnis erhält der Landwirt eine genaue Bewässerungslandkarte für seine Felder. "In einer Pilotstudie im afrikanischen Sambia konnten wir zeigen, dass sich mit Hilfe von VariableRain 30 Prozent Wasser im Weizenanbau einsparen ließ", berichtet Fausch. Zugleich habe sich der Weizenertrag um bis zu 25 Prozent erhöht.

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