Digitaler Arbeitsplatz
Mitarbeiter unzufrieden mit Workplace IT
- Im Schnitt würden die Mitarbeiter 15 Stunden pro Monat für Schulungen aufwenden
- Bei IT-Problemen kommunizieren 43 Prozent der Mitarbeiter lieber digital und 31 Prozent lieber Face-to-face
- Zur Lernkultur zählt es auch, Lerner für ihren Aufwand zu belohnen
In puncto Workplace IT spricht der Berater PwC nicht von einer "Nutzung" durch die Mitarbeiter, sondern von einer "Beziehung". Und diese gestalte sich kompliziert. Der Grund scheint einfach: Entscheider fragen die Belegschaft zu wenig nach Erfahrungen und Bedürfnissen. So lässt sich die Studie "Our status with tech at work: it's complicated" von PwC zusammenfassen.
Das Papier basiert auf Angaben von rund 12.000 Erwerbstätigen aus acht Ländern. Dabei zeigen sich teils deutliche Diskrepanzen zwischen Befragten auf C-Level und denen auf Mitarbeiterebene. So nehmen neunzig Prozent der C-Level-Manager für sich in Anspruch, den Einsatz neuer Technologien an den Bedürfnissen der Mitarbeiter auszurichten. Unter diesen bestätigen das aber nur 53 Prozent.
Gleichzeitig erklären 73 Prozent der Mitarbeiter, sie wüssten von Tools, die ihre Arbeit erleichtern. Es würde der C-Suite "die Augen öffnen", sich mit den Mitarbeitern zu unterhalten, kommentiert PwC.
Ein weiteres Beispiel: 92 Prozent der C-Level-Manager geben an, die Arbeitsplatz-Technologie in ihrem Unternehmen sei fortschrittlich genug. Das unterschreiben jedoch nur 68 Prozent der Belegschaft.
Weiterbildung für Mitarbeiter
Die Studie behandelt auch das Thema Lernen. PwC zitiert das World Economic Forum, demzufolge 54 Prozent aller Mitarbeiter in den kommenden drei Jahren "signifikantes Training" brauchen werden. Das kann bis zu sechs Monaten Training bedeuten. Dass sie lebenslang lernen müssen, scheinen die Befragten verstanden zu haben. Im Schnitt würden sie 15 Stunden pro Monat für Schulungen aufwenden. Deutsche Studienteilnehmer bilden hier - gemeinsam mit den Briten - das Schlusslicht: Sie würden nur zehn Stunden aufwenden. Mexikaner dagegen beziffern ihre Lernbereitschaft auf 30 Monatsstunden.
Auf die Frage, was sie zum Lernen motiviert, nennen die Mitarbeiter drei Gründe: sie wollen aufsteigen (37 Prozent), sind neugierig und versprechen sich bessere Teamarbeit (34 Prozent) und sehen schlicht und einfach an ihrem individuellen Arbeitsplatz das Bedürfnis dafür (29 Prozent).
Face-to-Face-Kommunikation bleibt wichtig
Insgesamt betrachten die Befragten Technologie zwiespältig. Mehr als jeder Zweite (56 Prozent) sorgt sich um den "human touch" im Arbeitsleben. Das persönliche Gespräch wollen sie nicht missen. 45 Prozent ziehen Face-to-Face-Kommunikation mit den Kollegen grundsätzlich vor. 46 Prozent sagen das im Fall von Leistungsbeurteilungen, 45 Prozent bei Fragen, die sie mit der Personalabteilung klären müssen, und 42 Prozent, wenn sie bei "schwierigen Problemen" Hilfe brauchen.
Doch es gibt Fälle, in denen sie lieber digital kommunizieren. Das gilt zum Beispiel für das Updaten persönlicher Informationen, die die Personalabteilung braucht (55 Prozent), und für die Jobsuche (50 Prozent). Bei IT-Problemen kommunizieren 43 Prozent der Befragten lieber digital und 31 Prozent lieber Face-to-face.
Vier Ratschläge für die Workplace IT
PwC leitet aus den Studienergebnissen vier Ratschläge ab. Diese lauten:
1. IT-Lösungen und Nutzererfahrungen zusammen betrachten
Technologie ist nicht mehr Unterstützer, sondern Kern des Arbeitsalltags. Entscheider müssen verstehen, was sich die Belegschaft von IT-Lösungen verspricht und was sie zum Lernen motiviert. Noch klaffen Lücken: 88 Prozent der C-Level-Manager betrachten KI (Künstliche Intelligenz, auch AI für Artificial Intelligence) als Mittel zur Verbesserung der Welt - aber nur 48 Prozent der Angestellten (Deutschland: 36 Prozent).
2. Den Arbeitsalltag der Mitarbeiter verstehen: Es ist nicht falsch, sich bei der Prozessoptimierung auf Datenanalysen zu verlassen. Um aber Prozesse wirklich zu verstehen und effizienter zu gestalten, müssen die Entscheider die Menschen dahinter kennen. Wo arbeiten sie - von unterwegs oder zuhause aus, im Büro, beim Kunden - und warum brauchen manche Mitarbeiter für bestimmte Aufgaben länger? PwC rät, verschiedene Personas zu definieren. Grundsätzlich sollten Entscheider Arbeitsabläufe und Schnittstellen aus der Perspektive aller Beteiligten beleuchtet und deren Feedback einholen.
3. Die Belegschaft mitreden lassen
Bei Planung, Auswahl und Design der Tools sollten Unternehmen Mitarbeiter aus allen Bereichen und Ebenen einbeziehen. Bei solchen Treffen zeigt sich, wer ein "informal Leader" in der Firma ist, also möglicherweise keine formale Führungsposition innehat, von den Kollegen aber besonders stark geschätzt und um Rat gefragt wird. Solche Mitarbeiter wissen viel über die Haltung ihrer Kollegen und können die digitale Transformation positiv beeinflussen.
4. Mehrere Lernkulturen etablieren
"Kontinuierliche Lernprozesse für MitarbeiterMitarbeiter und geeignete Bildungsangebote von Unternehmen sind eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung", schreibt PwC. Dabei müssen die Entscheider verstehen, dass nicht alle Mitarbeiter auf die gleiche Art und Weise lernen und dass sich nicht alle Lerninhalte auf die gleiche Art vermitteln lassen. Präsenztraining, Online-Kurse, Ad hoc-Angebote bieten verschiedene Möglichkeiten. Grundsätzlich zählt es auch zur Lernkultur, Lerner für ihren Aufwand zu belohnen. Das muss nicht immer in Form finanzieller Boni erfolgen. Alles zu Personalführung auf CIO.de