McKinsey-Bildungsstudie

Nachwuchsmangel: Drittel der Firmen leidet

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
IT-Berufe stehen bei der Jugend hierzulande relativ hoch im Kurs, wie diese Übersicht zeigt.
IT-Berufe stehen bei der Jugend hierzulande relativ hoch im Kurs, wie diese Übersicht zeigt.
Foto: McKinsey

32 Prozent allein in Deutschland ist definitiv ein zu hoher und unerfreulicher Wert. Aber er liegt deutlich unter dem Durchschnitt und wird nur von zwei Ländern unterboten: von Großbritannien mit 30 Prozent knapp, von Marokko mit 12 Prozent zwar deutlich, was angesichts der ökonomischen Rückständigkeit Nordafrikas aber nicht überrascht. Am meisten ausgeprägt ist das Problem in der Türkei und Indien mit 56 und 53 Prozent. Dahinter folgen mit Werten über 45 Prozent Brasilien und die USA.

Überalterte Kollegien

Speziell für den CIO sind zwei Befunde besonders interessant. Erstens gibt es keinen Grund zur Klage darüber, dass die IT bei der Jugend nicht hoch genug im Kurs stünde. McKinsey klopft für eine Reihe von Berufsbildern ab, wie attraktiv diese den jungen Leuten erscheinen. Gleichauf mit dem Ingenieursberuf erzielen Web-Entwickler und IT-Spezialist mit 52 respektive 51 Prozent hierzulande die höchsten Werte.

International überboten werden die deutschen Werte erwartungsgemäß von Ländern wie Indien, Brasilien und der Türkei, in denen die IT eines von nur wenigen Sprungbrettern zu Erfolg und Wohlstand ist. Aussagekräftiger erscheint, dass die Vergleichswerte in den USA und Großbritannien nur bei etwa 40 Prozent liegen, in der Regel darunter. In der Relation mit diesen hochentwickelten Industriestaaten dürfte sich der Talentpool in der IT also gedeihlich entwickeln.

Zweitens verweist McKinsey angesichts der weltweit festgestellten Ausbildungsdefizite auf die wachsende Bedeutung von IT-gestütztem Lernen. Weil es häufig an Ausbildungs- und Praktikumsplätzen fehle, kann die IT demnach eine Lücke schließen. „Technologie – in der Form von ‚echten Spielen‘ und anderen Arten von Simulationen – kann hier helfen, indem sie maßgeschneiderte, detaillierte und praxisnahe Erfahrungen für eine große Masse zu relativ niedrigen Preisen bietet“, so die Berater.

Jenseits des guten deutschen Gesamtergebnisses offenbart die Studie aber auch wie angesprochen Schwächen. „Nirgendwo sonst auf der Welt klaffen die Meinungen von Arbeitgebern und Bildungseinrichtungen über die Qualität von Absolventen so weit auseinander wie in Deutschland“, sagt McKinsey-Bildungsexperte Kai Holleben. Studenten und Auszubildende in Deutschland starteten ihre Ausbildung zudem meist vergleichsweise wenig informiert. Auch die demografische Entwicklung macht sich in Deutschland bereits jetzt bemerkbar: „Berufsschulkollegien sind massiv überaltert – jeder dritte Berufsschullehrer ist bereits über 50 Jahre alt“, unkt Holleben.

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