Radikaler Umbau
Neckermann: Ideenloser Strategiewechsel
Und wer ist schuld? Vorstandschef Henning Koopmann äußerte sich laut Süddeutscher Zeitung wie folgt: "Die Zukunft des Versandhandels liegt im Internet. Dieser Entwicklung können wir uns nicht verschließen.“ Vor zwei Monaten war er noch davon ausgegangen, dass man 2012 mehr als eine schwarze Null erzielen könne wie im Vorjahr.
Bereits vier Fünftel des Umsatzes waren im Online-Geschäft erwirtschaftet worden. Von einer Schließung des klassischen Versandgeschäfts per Katalog und eigenen Kleidermarken war noch nicht die Rede gewesen. Man erwartete ausgeglichene Zahlen und eine gewisse Umsatzstabilisierung.
Dass jetzt der Kurs so radikal geändert wurde, kommt für Beobachter der Wirtschaftspresse und von Analystenseite überraschend. Man sieht darin "kein Zeichen der Stärke, sondern eins der Schwäche“ (Financial Times Deutschland, 30. April 2012) und wirft dem Konzern, der nun über die Hälfte der Belegschaft entlassen will, eine zu spät eingeleitete Umkehr vor. Auch von Management-Fehlern aus der Zeit der Zugehörigkeit zu Arcandor (Karstadt, Quelle, Neckermann) unter der Ägide des damaligen Chefs Thomas Middelhoff (Ex-Bertelsmann) ist die Rede.
Das Erbe Middelhoffs
Neckermann mühte sich jahrelang mit dem Erbe Middelhoffs ab, wie man bei wikipedia.de nachlesen kann: "Im November 2007 verschenkte Arcandor ohne Gegenleistung 51 Prozent des unprofitablen Online-Versandhauses Neckermann.de an den amerikanischen Finanzinvestor Sun Capital Partners. Neckermann.de sollte später an die Börse gebracht werden, was allerdings bisher nicht geschah.“