Strategien


Dachser SE

Ohne Logistik 4.0 keine Industrie 4.0

Datenqualität entscheidend

Damit der Datenaustausch funktioniert, muss die Qualität der Daten stimmen. "Wir müssen vorher mit dem Kunden vereinbaren, wie Prozesse funktionieren sollen, aus denen heraus akkurate Daten kommen", sagt Simon. "In der Logistik spielt die Datenqualität eine so entscheidend wichtige Rolle wie beispielsweise im Produktionsprozess. Das wird oft total verkannt."

Barcode essenziell wichtig

Um firmenübergreifend Daten auszutauschen, braucht es außerdem Standards, sonst müssen immer wieder aufwendig Schnittstellen programmiert werden. Dabei liegt das Praktische manchmal so nah. "Wir arbeiten schon seit 1994 mit dem Barcode, wie man ihn etwa von Flaschen oder Lebensmitteletiketten her kennt. Damit läuft die komplette Palettenverfolgung bei Dachser", sagt Leiter IT Stefan SelbachStefan Selbach. "Der Barcode ist keine Raketenwissenschaft, aber essenziell wichtig für den Datenaustausch in der Logistik." Profil von Stefan Selbach im CIO-Netzwerk

In der Logistik arbeiten heute viele Unternehmen mit Barcodes. Andere Branchen tun sich damit schwerer und setzen eigene Codes ein. So arbeitet fast jeder OEM mit seinen eigenen Normen. "Bisher haben Unternehmen nicht in geschlossenen Ketten gedacht, sondern in Dominanz. Das muss sich bei Industrie 4.0 ändern", mahnt Dachser-Chef Simon.

Bernhard Simon, CEO, Dachser: "Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin in der Betriebswirtschaft. So wie dort alles mit allem zusammenhängt, gibt es das in anderen Industrien nicht."
Bernhard Simon, CEO, Dachser: "Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin in der Betriebswirtschaft. So wie dort alles mit allem zusammenhängt, gibt es das in anderen Industrien nicht."
Foto: Dachser Logistics

Doch so lange noch diese Vielfalt vorherrscht, arbeitet auch Dachser mit diversen EDI- und Individualschnittstellen. "Wir bringen alles in ein Dachser-Clearing-Format und geben dieses an anderer Stelle wieder raus", erklärt IT-Chef Selbach. "Diese Schnittstelle brauchen wir nur einmal zu programmieren und nicht jedes Mal von jedem Kunden zu jedem Kunden."

Stefan Selbach, Leiter Corporate IT, Dachser: "Wir gehen auch nicht in Richtung einer bimodalen IT-Struktur. Geschwindigkeit muss aus der eigenen IT-Organsation heraus kommen."
Stefan Selbach, Leiter Corporate IT, Dachser: "Wir gehen auch nicht in Richtung einer bimodalen IT-Struktur. Geschwindigkeit muss aus der eigenen IT-Organsation heraus kommen."
Foto: Dachser Logistics

Nüchterner Blick auf Startup-Hype

In der Logistik brauche man grundsätzlich robuste Systeme, die flexibel funktionieren und Standards bilden können. "Extrem ausgefeilte und spezialisierte Anwendungen mögen ganz nett sein, damit erreicht man aber nie Skalierung und Offenheit", meint Simon. Die Logistiksysteme in Europa seien ohnehin hoch entwickelt - und "Deutschland als Weltmeister der Logistik ist da weit voraus", sagt der Dachser-CEO.

Den derzeitigen Hype um das Silicon Valley und dessen Startups sieht der Logistiker nüchtern. Um interessante Startups zu finden, müsse er nicht in die USA reisen, sagt Simon, die finde er auch in Paris oder Berlin. Dort werde oft an praxistauglichen Lösungen für die Logistikbranche gearbeitet.

Auch das Argument der Agilität beeindruckt den Dachser-Chef nicht so recht. "Mich überzeugt die Geschwindigkeit in einzelnen kleinen Themen nicht. Viel wichtiger ist es, eine konstante Veränderungsgeschwindigkeit in die Logistiksysteme zu bringen", sagt Simon. Damit schaffe man eine ständige Anschlussfähigkeit an die Erfordernisse der Märkte, und das Unternehmen könne jedes Jahr kontinuierlich wachsen.

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