Dachser SE
Ohne Logistik 4.0 keine Industrie 4.0
- Dachser-CEO Bernhard Simon erwartet sich keine brauchbaren Anregungen von Startups aus dem Silicon Valley
- Innovationen können immer nur selbst aus einem Unternehmen heraus kommen. Sonst hat das Management versagt.
- Mit Rocket Science erreicht man nie Skalierung und Offenheit der Systeme
- Datenqualität und Standards essenziell wichtig sind für Industrie 4.0
- Bimodale IT kommt nicht ins Haus. Geschwindigkeit kann nur aus der eigenen IT-Organisation heraus kommen
Unter dem Label Industrie 4.0Industrie 4.0 treiben viele Unternehmen spannende ProjekteProjekte voran. Doch oft enden sie an der Unternehmensgrenze, wenn es darum geht, physische Güter von A nach B zu transportieren. Dabei verlangt aber gerade Industrie 4.0, sich über die eigenen Grenzen hinweg zu vernetzen. "Industrie 4.0 kann nur existieren, wenn es auch Logistik 4.0 gibt", spitzt Bernhard Simon, CEO von Dachser, zu. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de
"Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin"
Seiner Ansicht nach hat sich das jedoch noch nicht genügend herumgesprochen. "Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin der Betriebswirtschaft", behauptet Simon. "So wie in der Logistik alles mit allem zusammenhängt, gibt es das in anderen Industrien nicht."
Um den Warentransport über Straßen, in der Luft und auf See kümmert sich die Dachser SEDachser SE aus Kempten im Allgäu schon seit 1930, als Thomas Dachser das Speditionsunternehmen gründete. Anfang 2005 trat der Enkel Bernhard Simon an die Unternehmensspitze. In den 86 Jahren seit der Gründung veränderte sich das Transportwesen immer wieder grundlegend. Doch die Qualität von Logistik 4.0 ist etwas ganz Neues, sie liegt im intensiven firmenübergreifenden Datenaustausch. Top-500-Firmenprofil für Dachser SE
Datenströme machen an den Warenrampen Halt
Logistikunternehmen haben schon immer intensiv IT eingesetzt. Neu ist heute, dass alle am Prozess Beteiligten die Daten nutzen können. Bislang machten die Datenströme meist an den Warenrampen der Kunden Halt, was der Planung von Transporten Grenzen setzte. Besser wäre es, wenn der Spediteur schon frühzeitig Informationen über etwaige Planabweichungen erhielte, meint Simon. "Wenn ein Kunde beim Kommissionieren in Verzug gerät, bekommen wir die Information von seinem Warenwirtschaftssystem schon einen Tag früher. So können wir unsere Systeme rechtzeitig steuern und kalibrieren."
Zugleich mit diesen Kundeninformationen kann der Logistikdienstleister prüfen, wie sich Wetter und Frachtmarkt entwickeln und ob beispielsweise eine Vier-Tage-Woche bevorsteht. Daraus lassen sich mögliche Kapazitätsengpässe ableiten. "So können wir rechtzeitig entscheiden, ob es sinnvoll ist, unseren Verkehrs- und Verladeplan einzuhalten oder umzuplanen, um keine Ressourcen zu verschwenden", sagt Simon.
Unternehmen öffnen ihre System nur zaghaft
Noch kommt es allerdings nicht allzu oft vor, dass Dachser auf solche Frühwarnindikatoren zurückgreifen kann. Zum einen scheuen viele Kunden davor zurück, ihre Systeme zu öffnen. Zum anderen sind bei ihnen längst nicht alle IT-Prozesse vom Marketing über Auftragsannahme, Warenwirtschaft, Distribution, Customer-Service bis hin zur Fakturierung so durchgängig miteinander verbunden, dass sich externe Unternehmen hier einklinken könnten. "Aber es passiert immer öfter, Industrie 4.0 wird das benötigen", zeigt sich der Dachser-CEO optimistisch.
Wer heute seine Waren schnell und vollständig an seine Kunden ausliefern will, wird nicht umhinkönnen, sich zu öffnen. Geschieht das nicht, beschwert sich ein Endkunde zurecht darüber, wenn er am Montag die Badewanne, am Dienstag das Waschbecken und am Freitag die Wasserhähne bekommt. Bestellt hatte er schließlich ein komplettes Badezimmer.