IT-Betrieb verliert an Bedeutung
PaaS ändert die Spielregeln in der IT
Kleinen und mittleren Unternehmen standen bislang Rechenkapazität und Softwarelösungen nur in begrenztem Umfang zur Verfügung, weil ihre Ressourcen limitiert waren. Diese Regel ist heute nur noch zum Teil gültig. Serviceleistungen rund um Platform as a Service(PaaS) und Software as a Service (SaaSSaaS) geben inzwischen allen IT-Chefs mächtige Tools an die Hand, mit denen sie Probleme kostengünstig, skalierbar und zielgerichtet adressieren können. Alles zu SaaS auf CIO.de
Infrastruktur ist kein Thema mehr, dafür Strategie
Früher folgte auf die Frage, welche Software zur Lösung einer Anforderung verwendet werden könne, unweigerlich die Folgefrage nach der benötigten Infrastruktur. Manche Algorithmen brauchten ganze Rechenzentren, um die enormen Datenmengen und komplexen Rechenschritte zu bewältigen. Diesen Luxus konnten sich nur große Unternehmen leisten, sie hatten damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Und selbst dort lief es vermutlich vielen CFOs eiskalt den Rücken herunter, wenn sie an die Refinanzierung solcher Großinvestitionen dachten.
Heute lassen sich Softwarelösungen und Infrastruktur nach Bedarf zubuchen oder abbestellen. Das eröffnet allen die gleichen Möglichkeiten und demokratisiert den Zugriff auf Rechenleistung. Mit diesen erweiterten technischen Möglichkeiten stehen CIOs allerdings vor neue Herausforderungen. Sie brauchen ein breiteres Wissen, greifen doch viele Manager angesichts der Bandbreite der angebotenen Lösungen auf das Know-how ihrer IT-Verantwortlichen hinsichtlich strategischer Planung zurück.
Gute Betreuung braucht gute Fachkräfte
Was erwartet also den IT-Manager eines mittelständischen Unternehmens, wenn er sich in Richtung Cloud bewegt? Je größer sein Werkzeugkasten wird, desto stärker steigen die Anforderungen aus dem Business. Deshalb sollten sich die IT-Verantwortlichen mehr denn je mit dem verfügbaren Tool-Angebot und den Trends auskennen. Auch die personelle Ausstattung bleibt dabei ein wichtiger Faktor: Entgegen der landläufigen Meinung sind Cloud-Systeme keineswegs wartungsfrei.
Zwar bieten die Cloud-Anbieter eine hohe Betriebsqualität und sind damit dem eigenen Rechenzentrum meist überlegen, aber PaaS-basierende Applikationen müssen genauso betrieblich überwacht und gewartet werden. Auch die Frage, welche Daten in die Cloud dürfen und wie sie durch entsprechende Kontrollen geschützt werden können, muss kontinuierlich geprüft werden. Es geht um rechtliche und regulatorische Fragen, aber auch um die eigenen, möglichst felxiblen Betriebsabläufe.
Cloud-Lösungen können nicht nur einem Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringen, sie können auch dem CIO die Arbeit erleichtern. PaaS-Angebote liefern eine Vielzahl von Diensten und Funktionen, mit denen sich Prototypen viel schneller entwickeln lassen. Oft können dabei Cloud-basierte Office-Lösungen auf einfache Weise eingebunden werden, so dass Kalender, E-Mail und Spreadsheet nahtlos in größeren Softwarekontexten zur Verfügung stehen.
Damit erlauben PaaS-Angebote eine schnelle Pilotierung von neuen Apps mit kleinem Budget - und unterstützen so maßgeblich die eigenen Innovationsvorhaben. Viele größere Softwareprojekte endeten in der Vergangenheit mit einem Misstrauensvotum der Geschäftsführung, die irgendwann am Mehrwert zu zweifeln begann und der ein Gegenbeweis nicht plausibel erbracht werden konnte. Heute ist es einfach und günstig, eine Testplattform aufzusetzen, dem CEO die Vorteile einer Lösung vor Augen zu führen und zugleich dem CFO eine übersichtliche Kalkulationsgrundlage zu liefern.
PaaS hilft dem Mittelstand
PaaS-Ansätze weisen heute dank hochinnovativer Dienste und Funktionsbibliotheken auch Mittelständlern den Weg in die digitale Zukunft. Mit überschaubarem Aufwand ist es beispielsweise möglich, eine Industrie-4.0-Lösung für die smarte Überwachung und Steuerung der eigenen Produkte zu entwickeln. Alle Werkzeuge zur Anbindung von smarten Produkten (Produkte mit integrierter Recheneinheit), die zugehörige Überwachung, der Data-Lake zum Sammeln von großen Datenmengen sowie eine hochverfügbare mobile und stationäre Vernetzung lassen sich vergleichsweise einfach zu einer eleganten Lösung zusammenführen.
Der Werkzeugkasten, mit dem hunderte Millionen Produktzustands- und Nutzungsdaten analysiert werden können, hält eine maximale Bandbreite von Lösungen bereit. Sie reichen von einfacher Stochastik bis zu hoch komplexen Analytics-Algorithmen. Sollten diese nicht ausreichen, stehen auf manchen Plattformen auch neuronale Netze und KI-Werkzeuge zur Verfügung. Mit ihnen lassen sich auch smarte Produkte entwickeln, die sich selbstlernend und hochindividuell an den Benutzer und seine Umgebung anpassen.
In Zukunft wird KI viele Arbeiten von Menschen übernehmen. Bisher waren die dafür notwendige Rechenleistung und auch die Anwendungslogik, die ein solches System benötigt, nur wenigen Unternehmen zugänglich. Cloud-Dienste erlauben nun auch die Nutzung ausgefeilter Tools zu überschaubaren Kosten. "KI as a Service" ist wohl der nächste Meilenstein in einer Entwicklung, in der die IT-Verantwortlichen mehr und mehr als Strategen und Hüter der Unternehmensdaten gefordert sein werden. Der Betrieb von Infrastruktur aber wird mittelfristig aus ihrem Berufsalltag verschwinden.
Datensicherheit wird zur Kernaufgabe
Bei aller Begeisterung ist das Risiko beträchtlich, die Hausaufgaben zu vergessen. Ein Beispiel ist der Bodycam-Einsatz der Polizei: Die Videostreams lagerten plötzlich ohne Wissen der Verantwortlichen auf Servern im Ausland. Cloud-Dienste implizieren immer auch die Verantwortung, die verarbeiteten oder gespeicherten Daten zu schützen - egal wo sie sich befinden.
Entsprechende Kontrollen für Zugangsschutz und Vorkehrungen gegen Missbrauch oder Datenklau müssen auch in PaaS-Applikationen implementiert werden. Der Anbieter wird sich immer auf die Sicherheitsaspekte der Infrastruktur und des Plattform-Stacks an sich konzentrieren. Sollen sensible personenbezogene Daten verarbeitet werden, muss unbedingt das Sicherheits- und Kontrollsystem des PaaS-Anbieters detailliert geprüft werden. Finanzielle Risiken lassen sich durch vertragliche Vereinbarungen zu einem gewissen Grad eindämmen. Strafrechtliche Risiken oder ein potenzieller Reputationsverlust beim Kunden sind indes schwieriger zu kalkulieren. Obwohl die neue Datenschutz-Grundverordnung den Anbieter oder Betreiber strafrechtlich mit in die Pflicht nimmt, gilt "…Kontrolle ist besser".
SaaS als Beschleuniger für Carve-out und Post-Merger-Integration
Inzwischen stehen für fast alle Unternehmensfunktionen und -prozesse Applikationen aus der Cloud zur Verfügung. Angefangen beim einfachen Office-Paket, über Lösungen für den Personalbereich, bis hin zu CRM und ERP können Anwender leistungsfähige Softwaresysteme als Pay-as-you-go-Angebote im Full Service abrufen. Die Einführung einer unternehmensweiten IT-Lösung gelingt durch SaaS viel schneller als bisher, weshalb dieser Ansatz bei der Abspaltung oder dem Verkauf von Unternehmensteilen gewählt wird.
Eine solche Cloud-Landschaft lässt sich mit einer wesentlich schlankeren IT-Abteilung pflegen. Die Kosten laufen nutzungsabhängig auf und sind transparent. Das erleichtert Investoren die Bewertung des Unternehmens und fließt oft positiv in die Kaufentscheidung ein. Eine SaaS-basierende Applikationslandschaft ist auch leichter skalierbar. Weitere Unternehmenszukäufe können schnell integriert werden. Dies ist ein weiteres Plus für einen Investor der eine Konsolidierungsstrategie fährt.
SaaS und Paas machen also mittelfristig den Infrastrukturbetrieb überflüssig und eröffnen neue strategische Möglichkeiten, vor allem für kleine und mittlere Betriebe, die sich innovativen Herausforderungen stellen wollen. Große, finanzstarke Unternehmen verlieren damit das Privileg, bestimmte Lösungen und Produkte exklusiv zu haben. Einen Vorteil haben aber am Ende alle: IT-Unterstützung ist verfügbar, man kann sich ganz auf die eigenen Produkte und die unternehmerische Leistung fokussieren.