US-Buchkette Borders
Pleite ohne Online-Handel
Am Schluss waren es nur noch zwei: Zwei nationale Retail-Ketten, Borders und Barnes & Noble, überall im Land vertreten mit Büchern, Zeitschriften, Schallplatten und DVDs. Anders als man sich das in Europa so vorstellt, hatten diese Läden einen gewissen Charme mit ihren hölzernen Bücherregalen, angeordnet wie in einer Bibliothek, mit Starbuck’s-Cafés zum gemütlichen Bücherstöbern sowie Spielecken für Kinder. Und mit jeder Menge Toleranz für Leser, die sich manchmal den ganzen Tag im Laden herumdrückten, ohne etwas zu kaufen, besonders im Winter. Mit Studenten und ihren Notebooks, die sich wie in einer Uni-Bibliothek aus den gut sortierten Regalen bedienten, um ihre schriftlichen Arbeiten anzufertigen.
Das war und ist eine Art von Gegenkultur, die Barnes & Noble noch immer am Leben erhält. Und die sicher zum Niedergang einer früheren Generation von kleinen Buchläden um die Ecke oder im Stadtviertel geführt hatte – aber eben ihren eigenen Stil selbst jenseits der großen Städte entwickelt hatte. Nicht zu vergleichen mit den Bücher-Supermärkten, in denen die Tische mit immer den gleichen Bestsellern dominieren, wie es hierzulande von Hugendubel bis Thalia so üblich geworden ist.
Mehr Ausreden als Gründe
Als Gründe für den Untergang von Borders, der Nummer zwei im Retail-Buchhandel der USA, werden genannt: Das nachlassende Interesse am Lesen von gedruckten Büchern, die schwindende Kaufkraft weiter Bevölkerungskreise wegen der noch immer anhaltenden Rezession, die Konkurrenz durch Internet-Angebote, vor allem durch AmazonAmazon, und schließlich die immer billigeren E-Book-Reader, für die man sich den Lesestoff aus dem Web besorgt. Außerdem würden die in den USA stark verbreiteten iPads von AppleApple auch für das Lesen von E-Books benützt. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Apple auf CIO.de
Alle diese Gründe klingen etwas nach Ausrede. Denn es wird vollkommen vernachlässigt, dass offenbar auch die Geschäftsführung von Borders mit einer gehörigen Portion an Missmanagement an dem Desaster beteiligt war. Borders hatte es nicht verstanden, sich gegen Barnes & Noble abzugrenzen, wo man zum Beispiel eine eigene Tradition von Lesungen und sonstigen Events pflegt und damit eine heute so moderne Community, in diesem Fall von Lesern, geschaffen hatte.