Projektmanagement


Frauen, Gehälter, Generation Y

Projekt-Erfolgsfaktor Arbeitszeit

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Die vergleichsweise geringe Zahl der Studienteilnehmer macht die Wissenschaftler vorsichtig, was weitere Schlussfolgerungen angeht. Es "scheine" so, dass Ziele und Projektaufgaben klarer kommuniziert werden, wenn Arbeitszeitsouveränität vorhanden ist. Außerdem scheine diese mit mehr zwischenmenschlicher Interaktion und gegenseitiger Unterstützung bei beruflichen Problemen einherzugehen.

"Zielvereinbarungen scheinen einherzugehen mit mehr Ressourcenzuteilung und Arbeitszeitkontrolle, aber auch mit mehr Freiheiten im eigenen Aufgabenbereich der Personen, regelmäßigeren Projekttreffen, mehr Raum für Kooperationen und festeren Zeiten für Austausch", stellen die Autoren fest. Aus Unternehmenssicht unterstützen Zielvereinbarungen mutmaßlich Zufriedenheit und Unterstützung der Mitarbeiter, aber auch StandardisierungStandardisierung und die Erschließung neuer Märkte und Produkte. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

3 Arten von Projekten

Die Studie ordnet die untersuchten Projekte in drei Kategorien ein: Investitionsprojekte, Organisationsprojekte und Forschungs- & Entwicklungsprojekte. Es gibt dabei durchaus Unterschiede, die indes alles in allem nicht wirklich dramatisch erscheinen. In Organisationsprojekten etwa ist der Austausch zwischen den Kollegen offenbar weniger wichtig als in den beiden anderen Projektarten. "Weiterhin stehen in Investitionsprojekten am wenigsten feste Zeiten für Austausch zur Verfügung", heißt es in der Studie.

Der allgemein unter Individualisierung gefasste Freiheitsgedanke finde sich in Diskursen zu Zeitsouveränität und Balanceinteressen von Arbeit und Privatphasen wieder, schlussfolgern die Autoren: "Insbesondere junge Hochschulabsolventen suchen 'Kooperationsgewinne' durch Nutzung von längerfristigen und zeitautonomen Handlungsspielräumen."

Frauenanteil überraschend hoch

Als besonders überraschend werten Peters und von Garrel den hohen Frauenanteil unter den Studienteilnehmern. "Die große Überraschung in der Untersuchung ist, dass Frauen mit einem Drittel in allen Projektformen gleich präsent vertreten sind ohne Signifikanzen hinsichtlich verschiedener Merkmale", präzisieren die Autoren.

Das bedeutet, dass es kaum nennenswerte Geschlechtsunterschiede bei den Studienergebnissen gibt. So äußern Frauen keine besonderen Wünsche hinsichtlich Arbeitszeitsouveränität. Die Hälfte der Studienteilnehmer hat Kinder, aber auch das gilt unabhängig vom Geschlecht. Einen Unterschied stellen die Autoren aber fest: "Frauen sind etwas häufiger in Investitionsprojekten anzutreffen, in denen eher als in den beiden anderen Projektformen fest vereinbarte Arbeitszeiten gegeben sind und diese auch weitgehend eingehalten werden."

Frauenanteil sinkt ab dem 40. Lebensjahr radikal

Allerdings sollte man diese Befunde nicht zu rosarot malen - auch im Lichte der Ergebnisse der zweiten GPM-Studie. Demnach fällt der zunächst hohe Frauenanteil in Projekten nach Erreichen des 40. Lebensjahres radikal ab. Offensichtlich scheiden dann jene Mitarbeiterinnen schlichtweg aus, die Familien- und Karriereziele nicht mehr als vereinbar betrachten.

"Nicht nur der Einkommensunterschied zwischen Projektmanagerinnen und Projektmanagern ist mit 16 Prozent noch immer signifikant groß in Deutschland", so die GPM zusammenfassend zu dieser Studie, die auf einer Sonderauswertung der GPM-Gehaltsstudie mit über 900 Teilnehmern beruht. "Die aktuelle Studie der GPM zeigt, dass die Situation der Projektmanagerinnen im Vergleich zu den männlichen Kollegen hinsichtlich Ausbildung, Karrierepfade, Zufriedenheit, Motivation und GehaltGehalt in der heutigen globalisierten Projektwirtschaft noch immer die traditionellen geschlechtsspezifischen Strukturen aufweist." Alles zu Gehalt auf CIO.de

Zumindest auf den höheren Hierarchiestufen ist es so: Männer leiten im Geschlechtervergleich die Projekte mit höherem Budget und mehr Personal.
Zumindest auf den höheren Hierarchiestufen ist es so: Männer leiten im Geschlechtervergleich die Projekte mit höherem Budget und mehr Personal.
Foto: GPM

Diese Unterschiede offenbaren sich beispielsweise im Projektumfang nach Budget und Mitarbeiteranzahl. Männliche Projektleiter haben - zumindest auf der Direktoren- und Senior-Ebene - ein höheres Budget zur Verfügung als ihre Kolleginnen. Auf der höchsten Ebene beträgt der Unterschied durchschnittlich 4 Millionen Euro. Männer leiten auch die Projekte mit größerer Mitarbeiterzahl - jedenfalls auf höheren Leitungsebenen.

Derweil gibt es auch von zwei erfreulichen Trends zu berichten. "Gerade die gut qualifizierten jungen Frauen unter 30 Jahren entdecken zunehmend das Berufsfeld Projektmanagement für sich", berichtet die GPM. Es sei in den kommenden Jahren davon auszugehen, dass der Anteil der Frauen im Projektmanagement deutlich zunehmen wird.

Teamplayerinnen besonders erfolgreich

Außerdem entdecken Frauen mit geistes-, sozial- oder wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund das Projektmanagement als Brückenqualifikation. Sie erschließen sich dadurch neue Karriereoptionen in den MINT-Unternehmen in der IT-Branche, in der Automobilindustrie, in Unternehmen der Elektrotechnik und im Maschinenbau.

Studienautorin Schoper geht davon aus, dass es insbesondere Teamplayerinnen nach oben schaffen. "Durchsetzungsstarke Frauen wirken sowohl auf Frauen als auch auf Männer eher unsympathisch und werden entsprechend eher negativ beurteilt als freundliche, kollegiale Teamplayerinnen", heißt es in der Studie. Dies könne auch die Gehaltsunterschiede auf höheren Stufen der Karriereleiter erklären: Die potenziell harten Verhandlerinnen schaffen es gar nicht so weit hoch.

In Zukunft könnten sich aber tradierte Rollen verändern. "In dieser Studien können wir erstmals nachweisen, dass Frauen mit 3-5 Jahren Berufserfahrung im Projektmanagement mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen", so Schoper. "Sie sind höher qualifiziert, sprechen mehrere Sprachen, verfügen über Auslandserfahrungen und treten selbstbewusst auf - sie sind Vertreterinnen der 'Generation Y'." Abzuwarten bleibe, ob auch die Generation ab dem 35. Lebensjahr auf dem Karriereweg tendenziell ausgebremst werde, so wie es bislang die Regel war.

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