Störsender und Wirtschaftsspione
RFID gefährdet
Neben den überzogenen Experimenten, die dem Hype von den Überwachungschips neue Nahrung geben, ist es die RFID-Technik selbst, die kritisiert wird. So lassen sich die im Einzelhandel verwendeten Chips nicht wirklich abschalten, wenn ein Käufer den Laden verlässt. Im Future-Store gibt es zwar ein Gerät, das die Seriennummer einer Ware deaktivieren kann, doch kann diese auf dem gleichen Wege wieder aktiviert werden. Überdies kann die nach den EPC-Richtlinien (siehe Kasten) vergebene Herstellerkennung in solchen Chips überhaupt nicht gelöscht werden. An dieser Stelle kommt die eigentliche Bestimmung der RFID-Chips wieder hervor: Logistikabläufe vereinfachen.
Störsender antworten mit "Ja, ja, ja"
Damit fremde Firmen nicht die Betriebsabläufe eines Unternehmens anhand der von RFID-Chips ausgestrahlten Nummern nachvollziehen können, hat die Firma RSA SecuritySecurity so genannte Blocker entwickelt. Das sind RFID-Chips, die auf die Anfrage eines Lesegrätes immer nur mit "Ja" antworten, aber keine Daten übermitteln. Damit werden die Lesegeräte verwirrt, die nach einem "Ja" die ID-Nummer des Chips auslesen wollen. Obendrein sind diese Blocker so aufgebaut, das sie ständig wechselnde Pseudo-Nummern senden können. Von Datenschützern wird diese Technik begrüßt, weil sie mit eingenähten Blockerchips in Einkaufstaschen die Überwachungstechnik stören. Ladenbetreiber interpretieren dafür die Blocker als Umgehung des Diebstahlschutzes, den RFID-Chips an der Ware als Zusatznutzen mit sich bringen, basiert doch die seit langem praktizierte Diebstahlssicherung von Bekleidung auf RFID-Chips. Alles zu Security auf CIO.de
Die von RSA Security entwickelten Blocker entstanden im Kampf gegen die Industriespionage und werden als Geräte gepriesen, die etwa in der Container-Logistik zum Schutz vor Terroristen eingesetzt werden können. Bei teureren Chips, die mit wiederbeschreibbaren Speichern ausgestattet sind, verkauft RSA Security die Technik auch als Virenschutz. Damit schließt sich der Kreis: Die ersten Transponder wurden von der amerikanischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg entwickelt; sie waren automatische Sender, die eine Kennung schickten, sobald sie angefunkt wurden. Das System wurde unter dem Namen IFF bekannt: Identification, Friend or Foe (Freund oder Feind).
Mit der Industriespionage, die den Weg von RFID-Chips verfolgt, ist man wieder beim Freund-Feind-System angelangt. So haben alle Bierfässer RFID-Chips im Boden, mit deren Hilfe die Brauereien ihren Leergutbestand kontrollieren können. Genutzt werden die Daten jedoch anders: um Großhändler zu finden, die sich nicht an Gebietsabsprachen halten und Gaststätten mit günstigeren Angeboten nebenher beliefern. Manchmal sind Informationen auch mit der viel versprechenden Technik einfach am falschen Ort.