DSAG-Jahreskongress

SAP-Anwender suchen richtiges ERP für digitale Transformation

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Neues ERP - altes ERP

Angesichts der Frage, welche Vorteile Anwender von S/4 HANA gegenüber den Nutzern der Business Suite haben, zieht der DSAG-Vorstand eine nüchterne Bilanz. „Machen wir uns nichts vor“, konstatierte Lenck. „S/4 HANA ist lediglich ein ERP auf HANA, ergänzt um ein Simple Finance und ein Simple Logistics.“ SAP habe dem Ganzen nur ein anderes Label gegeben.

Wie mit S/4HANA im Unternehmen umgegangen wird.
Wie mit S/4HANA im Unternehmen umgegangen wird.
Foto: DSAG 2015

Da die Mehrheit der SAP-Anwender nach wie vor auf die klassische Business Suite setzt, fordern die DSAG-Vertreter von dem Softwarehersteller, die Zukunftsfähigkeit der Suite sicherzustellen. Schließlich zahlten die Kunden Wartungsgebühren, argumentierte Lenck. Da könnten sie die Weiterentwicklung des Produkts erwarten. Der Anwendervertreter machte an dieser Stelle keinen Hehl daraus, dass es dafür auch Bedarf gebe. Beispielsweise klafften in der funktionalen Abdeckung von End-to-end-Prozessen durch die Business Suite noch Lücken.

Vor allem die enge Verzahnung zwischen Applikationsebene und der HANA-Datenbank sowie die daraus resultierende größere Abhängigkeit von SAP sehen die Kunden mit zunehmender Sorge. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit in Produkte von IBM, Microsoft und Oracle investiert. Es gebe oft keinen triftigen Grund, leistungsfähige Datenbanken abzulösen und sich ganz von einem Anbieter abhängig zu machen, hieß es von Seiten der Anwendervertretung. Wir fordern Vielfalt im Datenbankbereich", machte Lenck den Standpunkt der SAP-Kunden klar. "Wir wollen keinen Monopolisten." Die DSAG-Vertreter fordern deshalb mehr Offenheit in den Systemen. Zudem müssten Alternativen zugelassen werden ohne Einbußen im Funktionsumfang und in der Leistung", ergänzte Hans-Achim QuitmannHans-Achim Quitmann, Technologie-Vorstand der DSAG. Profil von Hans-Achim Quitmann im CIO-Netzwerk

DSAG-Wunsch: Datenbankhersteller sollen HANA nachbauen

Um Performance-Vorteile zu erzielen gebe es durchaus Sinn, Aufgaben aus der Applikationsschicht in die Datenbank zu verlagern. Deshalb sei der Ansatz der SAP mit S/4 HANA durchaus richtig, konzediert Lenck mit Blick auf Leistungsvorteile der neuen Plattform. Allerdings sollte es möglich sein, dass diese Funktionalität auch von anderen Datenbankanbietern bedient werden könnte.

Diese sollten Lenck zufolge daher in der Lage sein, in ihren Produkten eine Art HANA-Verhalten nachprogrammieren zu können. Der DSAG-Vorstand äußerte die Hoffung, dass die anderen Datenbankanbieter diesen Weg auch gehen und die entsprechenden Investitionen tätigen. Zugleich müsse SAP die dafür notwendigen Spezifikationen und Funktionalitäten offenlegen. „Das würde uns ein Stück weit die Abhängigkeit nehmen, die wir Stand heute in den Unternehmen haben“, sagte Lenck.

Digitale Transformation, Internet of Things und Industrie 4.0
Digitale Transformation, Internet of Things und Industrie 4.0
Foto: DSAG 2015

Ob S/4 HANA die richtige Antwort auf die Anforderungen der Kundenseite ist, bleibt abzuwarten. Bedarf scheint grundsätzlich vorhanden, ließen die Anwendervertreter duchblicken. Gerade durch die Digitalisierung und neue Themen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge werde das etablierte Vorgehen der IT auf den Prüfstand gestellt. Damit verbunden seien zusätzliche Anforderungen an die verwendeten Applikationen.

„Vieles spricht dafür, dass die nachhaltige, schnelle und gewinnbringende Umsetzung einer digitalen Transformation nur auf Basis einer Neubewertung der Rolle der IT in den Unternehmen und ihrer Leistungsbeiträge möglich sein wird“, stellte Gerhard Göttert fest, Vorstand Anwendungsportfolio bei der DSAG. S/4HANA könnte dabei eine Antwort sein. Dafür sei es jedoch wichtig, dass SAP zielgerichtete Informationen über die Vorteile von S/4HANA bereitstellt und die Kunden im Prozess der Transformation intensiv begleitet.

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