DSAG-Kongress 2013
SAP-Anwender trauen sich an Innovationen
Auf Anwenderseite erkennt man die technischen Neuerungen zwar an, ist allerdings längst nicht so euphorisch wie das SAP-Management. SAP habe sein Softwareauto getunt, doch derzeit stehe der Wagen nur aufgebockt da, kommentierten Kunden auf dem DSAG-Kongress das Bild Snabes. Die PS seien noch lange nicht auf der Straße.
Anwendern fordern bessere Integration
Auch DSAG-Vorstand Lenck sieht durchaus noch Potenzial für Verbesserungen im SAP-Stack, vor allem was die Integration von Cloud- mit On-Premise-Anwendungen angeht. Gerade wenn beide Teile von SAP kämen, müsste man eigentlich erwarten können, dass beide Seiten von Haus integriert seien, ohne ein eigenes Projekt dafür starten zu müssen. Das sei jedoch nicht der Fall, selbst wenn Cloud- und On-Premise-Software von SAP stammten, moniert der DSAG-Mann.
Snabe räumte ein, dass der Softwarehersteller an dieser Stelle nachbessern müsse. Man sei zwar schon weit, auch was die Integration der Cloud-Zukäufe betrifft. Der SAP-Chef versprach jedoch die Anstrengungen weiter zu verstärken. "Wenn Kunden SAPs Cloud-Anwendungen nutzen, dann werden diese automatisch in den Gesamt-Stack integriert sein", sicherte er seinen Kunden zu.
Schwerwiegende Probleme sieht Lenck angesichts der jüngsten Ausspähskandale der US-amerikanischen und britischen Geheimdienste für die Sicherheit von Daten in der Cloud. Die Diskussion drehe sich derzeit hauptsächlich um private Daten. Aspekte, inwieweit Unternehmensdaten davon betroffen sein könnten, würden dagegen viel zu wenig beachtet, kritisiert der Anwendervertreter. Lenck spricht konkret Bedrohungen durch Wirtschaftsspionage an. Es gebe keine Einwände, gegen terroristische Aktivitäten vorzugehen. Er hätte jedoch ein Problem, wenn in diesem Zusammenhang mit einem Mal auch Konstruktionspläne, Rezepturen oder Kundenlisten bei Wettbewerbern in den Staaten auftauchten, warnte Lenck unter dem Beifall der 4000 Kongressbesucher.
SAP-Chef Snabe kann die Befürchtungen seiner Kunden nachvollziehen. "Das Internet ist nicht für Business Software gebaut worden". Er versprach den Anwendern alles dafür zu tun, die Daten in der eigenen SAP-Cloud so sicher wie möglich zu halten. Aktuell investiert der Softwarekonzern massiv in den Ausbau seiner Rechenzentren. Neben den bestehenden fünf Data Center sollen in den kommenden Jahren weltweit neun weitere Anlagen entstehen. Mit der Möglichkeit, Daten in lokalen Rechenzentren abzulegen, will er die Sicherheitsbedenken der Anwender zerstreuen.
Eindringlich warnte Snabe vor nationalen Einzelgängen, um mit lokalen Regeln Schranken und Grenzen im Netz zu errichten. Er plädierte für eine gemeinsame Richtlinie im Sinne einer europäischen Trusted Secure Cloud. Das könnte auch grundsätzlich dem Cloud-Business in Europa neuen Schwung geben. Der SAP-Chef glaubt, dass in der alten Welt rund um dieses Geschäftsfeld etwa 800.000 neue Arbeitsplätze entstehen könnten. Zudem sei eine sichere europäische Cloud auch für Firmen aus Amerika und Asien durchaus interessant. Es brauche eine politische Lösung, bestätigte Lenck. Ein einzelner Anbieter oder die Branche allein könne die Sicherheitsproblematik im Netz und in der Cloud nicht lösen.