SAF-Kauf passt gut in SAP-Strategie
SAP muss Lücke bei Retail-Software schließen
Lynn Thorenz, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC), sieht die Besonderheit der SAF-Produkte in deren wissenschaftlich-statistischer Absicherung, die sie von anderen Anbietern unterscheide: "SAF-Software setzt auf die weitgehende Automatisierung bei der Bestelloptimierung. Durch spezielle, wissenschaftlich und statistisch begründete Prognoseverfahren können Anwender zugleich ihren Warenbestand der Nachfrage entsprechend reduzieren und Out-of-Stock-Situationen vermeiden. Gerade große Retail-Unternehmen sparen so kontinuierlich Kosten und erzielen einen schnellen Return on Investment (RoI)." Da der Warenbestand gebundenes Kapital repräsentiert, muss jeder Retailer auf einen möglichst schnellen Abbau erpicht sein. Out-of-Stock zu sein, verprellt auf der anderen Seite die Kunden, die bestimmte Waren erwerben wollten.
SAP setzt auf OEM-Basis bereits seit 2002 SAF-Software in dem Modul SAP Forecasting & Replenishment ein. Offenbar hat man aber noch mehr vor: Der volle Zugriff auf die Ressourcen von SAF verschafft dem Software-Giganten aus Deutschland auch eine Exklusivität beziehungsweise verhindert den Zugriff von Konkurrenten. Gerade in Zeiten allgemein stagnierender Umsätze und verschärfter Konkurrenz zwischen den Großen der IT-Branche schlägt sich darüber hinaus jeder Zukauf – so hofft man zumindest – irgendwann positiv in der Bilanz nieder.
SAP-Strategie im Retail-Bereich ist richtig
Thorenz von PAC sieht in der geplanten Akquise von SAF ebenfalls einen weiteren Konsolidierungsschritt, der gut in die allgemeine Landschaft passe. Wichtiger ist ihr aber die Betonung der besonderen Art und Weise, wie SAP die eigene Expansion vorantreibt: "Der angekündigte Kauf von SAF passt gut in die SAP-Strategie, sich durch die Übernahme von spezialisierten Software-Häusern in neue Marktbereiche auszudehnen. Mit den als innovativ und zukunftssicher geltenden Lösungen von SAF könnte sich SAP besser in der Retail-Branche verankern, in der man einen Nachholbedarf hat, da hier Standard-Software noch nicht so verbreitet ist."
Für SAF dürfte sich die Exit-Strategie auszahlen. Das 1996 gegründete schweizer Start-up war 2006 an die Börse gegangen und hatte sich damit das Kapital für eine internationale Ausdehnung und den Ausbau des technologischen Ansatzes beschafft. Das Unternehmen beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter und hat mittlerweile nach eigenen Angaben weltweit 74 Handelsunternehmen als Kunden, in Deutschland gehören Metro und dm-drogerie markt dazu. Neben dem Direktgeschäft verdient man Geld mit der Vergabe von Lizenzen. Zuletzt wurde ein jährlicher Umsatz von 13,4 Millionen Euro ausgewiesen.