TechEd 2013
SAP setzt alles auf HANA
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die In-Memory-Datenbank Hana verändert den Softwarekonzern SAPSAP von Grund auf. Künftig soll die In-Memory-basierende Speicher- Und Datenbanktechnik die Basis aller eigenen Business-Applikationen bilden, sie wird aber darüber hinaus auch das Selbstverständnis des Softwareherstellers und das gesamte Geschäftsmodell verändern. Standen bislang die Anwendungen und Business-Lösungen im Zentrum aller Tätigkeiten, wird künftig eine Infrastrukturplattform den Kern des Unternehmens bilden. Die Hana-on-Premise- und -Cloud-Plattformen werden zum Kerngeschäft von SAP, das unterstrich Vishal Sikka, Chief Technology Officer (CTO) und Vordenker des Software-Konzerns, anlässlich seiner Eröffnungsansprache auf der TechEd 2013 in Las Vegas. Alles zu SAP auf CIO.de
Um den Wandel zu veranschaulichen, nahm Sikka Anleihen an das ABC-Referenz-Modell von Computer-Pionier Douglas Engelbart. Der Erfinder der Computermaus hat die internen Prozesse von Unternehmen analysiert und klassifiziert, um deren Verbesserung gezielter vorantreiben zu können. Das Modell sieht drei Arten von Tätigkeiten vor:
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A-Activities unterstützten die täglichen Arbeiten im Kerngeschäft: Lehranstalten unterrichten Schüler und Automobilhersteller bauen Autos.
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B-Activities sind allein dazu da, die A-Tätigkeiten zu verbessern. Dazu gehört etwa die IT sowie Kundenbindung und -betreuung. Ziele sind mehr Qualität und kürzere Durchlaufzeiten.
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C-Activities unterstützen wiederum die B-Prozesse. Denkbar sind, neue Techniken und Verfahren zu suchen, zu analysieren und zu implementieren, aber auch Probleme in den B-Prozessen zu erkennen und neue Lösungen dafür bereitzustellen. Das wiederum kann unter Umständen Auswirkungen auf das Kerngeschäft nach sich ziehen, so dass neue Geschäftsmodelle aus den C-Acitivities entstehen.
"Unsere A-Tätigkeit sind die Plattformen", überraschte Sikka sein Publikum. "Die B-Aufgaben sind unsere Applikationen, die es uns ermöglichen, die Plattformen zu bauen." Für die Meisten war und ist SAP vor allem ein Hersteller von Applikationen. Sämtliche Geschäftsmodelle etwa auch im Service und Support haben sich bislang immer um die Anwendungen gerankt. Nun gibt Sikka dem Transformationsprozess, in dem SAP steckt, einen Namen und eine Richtung. In seiner Ansprache zeichnete er dazu die Auswirkungen auf das Geschäft auf.
Alle SAP-Produkte bauen auf Hana
Ausnahmslos alle on-Premise und Cloud-Applikationen sollen demnächst auf der In-Memory-Datenbank aufsetzen. Dazu wird die Architektur der Applikationen verändert. Sikka skizzierte das Vorhaben auf der TechEd anhand eines einfachen, und auf der Bühne selbst gezeichneten Bildes. Darin ist zu erkennen, dass Basisdienste der Applikationen mit Hana verschmolzen werden, die Funktionen würden damit zu den Daten gebracht, und nicht umgekehrt. Dieses Verfahren bricht mit dem bis dato geltenden Datenbank-Paradigma, wonach Daten in den herkömmlichen Architekturen zu den Funktionen beziehungsweise Applikationen transportiert werden - und damit den Flaschenhals Netzwerk passieren müssen. Die Umbauarbeiten sollen ohne tiefgreifende Unterbrechungen voranschreiten: "Wir heben die Applikationen ohne Bruch auf eine neue Plattform", versprach Sikka.
An der Benutzerschnittstelle platzierte Sikka in seiner Skizze die neue GUI-Lösung "Fiori". Diese wurde mit Hilfe eines in die Applikationen eingepflanzten Gateways von den Anwendungen getrennt. Ob sich alle SAP-GUIs durch Fiori ablösen lassen, ist indes unwahrscheinlich. SAP arbeitet daran, häufig und intensiv genutzte Oberflächen neu zu gestalten. Bislang wurden 25 Fiori-Services auf den Markt gebracht, weitere sollen folgen. Die unzähligen herkömmlichen SAP-GUIs, die im Rahmen von kundenspezifischen Erweiterungen entstanden sind, dürften auf absehbare Zeit dem alten Erscheinungsbild verhaftet bleiben.