Umsatz steigt - Marge sinkt

SAP trimmt sein Geschäft auf Cloud-Kurs

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Das SAP-Geschäft läuft. Im abgelaufenen vierten Quartal und im Gesamtjahr 2015 verbuchte der Konzern vor allem deutlich steigende Cloud-Einnahmen. Von den Gewinnmargen, wie man sie in Walldorf aus dem klassichen Lizenzgeschäft kennt, wird man sich aber wohl verabschieden müssen.

Die SAP-Verantwortlichen haben vorläufige Zahlen für das vierte Quartal 2015 und das gesamte vergangene Geschäftsjahr bekannt gegeben. Vor allem das Cloud-Geschäft lässt die Walldorfer zuversichtlich in Zukunft blicken. Zwischen Oktober und Dezember des vergangenen Jahres beliefen sich Einnahmen aus Cloud-Services und -Support auf 630 Millionen Euro. Das sind 81 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2015 verbuchte SAPSAP einen Cloud-Umsatz von 2,29 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor (1,09 Milliarden Euro). Alles zu SAP auf CIO.de

Auch im klassischen Lizenzgeschäft konnten die Softwerker aus dem Badischen zulegen. Im vierten Quartal legte der Lizenzumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro zu. Das Plus im Gesamtjahr lag an dieser Stelle bei zehn Prozent - von 4,40 auf 4,84 Milliarden Euro. Den Löwenanteil an SAPs Produktumsatz machen aber nach wie vor die Support-Erlöse aus. Diese verbesserten sich im Abschlussquartal 2015 um elf Prozent auf 2,60 Milliarden Euro, im gesamten Geschäftsjahr 2015 um 14 Prozent auf 10,09 Milliarden Euro.

Insgesamt konnte SAP mit seinem Produktumsatz aus Cloud und Software zufrieden sein. Dieser Posten belief sich im vierten Quartal 2015 auf insgsamt 5,38 Milliarden Euro, ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zu den 4,56 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Im Gesamtjahr standen hier 17,22 Milliarden Euro zu Buche, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor (14,32 Milliarden Euro).

SAP erreicht sein selbst gestecktes Umsatzziel

Insgesamt verbuchte der größte deutsche Softwarehersteller in den letzten drei Monaten des zurückliegenden Jahres Einnahmen in Höhe von 6,35 Milliarden Euro, plus 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Geschäftsjahr 2015 waren es 20,8 Milliarden Euro, 18 Prozent mehr als im Jahr 2014. Beim Betriebsergebnis musste SAP allerdings Rückgänge hinnehmen: Im vierten Quartal um drei Prozent auf 1,7 Milliarden Euro und im Gesamtjahr um zwei Prozent auf 4,25 Milliarden Euro.

In diesem Zusammenhang könnten die höheren Kosten für den im vergangenen Jahr gestarteten Umbau und Personalabbau eine Rolle gespielt haben. Demnach sollten 2000 Mitarbeiter auf eine neue Stelle wechseln beziehungsweise ab einem bestimmten Alter mit einer Abfindung zum Gehen bewegt werden. Das Programm fand in der SAP-Belegschaft mehr Anklang als die Firmenführung erwartet hatte. Bereits für das dritte Quartal 2015 musste SAPs Finanzchef Luka Mucic mehr Kosten für den Personalumbau verbuchen. Insgesamt rechnete SAP im Herbst 2015 mit 3000 Mitarbeitern, die auf das Angebot eingehen wollten.

Mit den jetzt bekannt gegebenen Zahlen hat SAP seine selbst gesteckten Ziele zumindest in Teilen erreicht. Vor Jahren hatte die Führung in Walldorf ausgegeben, 2015 einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro erreichen zu wollen. Die Cloud-Einnahmen sollten dazu zehn Prozent also zwei Milliarden Euro beitragen. Beide Vorgaben wurde nach den derzeit vorliegenden vorläufigen Zahlen erfüllt.

Bei der Marge muss SAP allerdings zurückrudern. Vom Ziel, bereits im vergangenen Jahr eine operative Marge von 35 Prozent zu erreichen, hatte sich der Konzern bereits seit längerem verabschiedet. Anfang 2014 hatte es geheißen, diese Marke im Jahr 2017 schaffen zu wollen. Doch davon ist man in Walldorf noch weit entfernt. Laut vorläufigen Zahlen lag die Marge 2015 bei 20,4 Prozent, 4,2 Punkte weniger als im Jahr zuvor.

Im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern habe SAP signifikante Marktanteile hinzugewinnen können, sagte SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott.
Im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern habe SAP signifikante Marktanteile hinzugewinnen können, sagte SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott.
Foto: IDGNS

Die SAP-Führung sieht sich indes auf einem guten Weg, den Softwarekonzern erfolgreich auf neue Geschäftsfelder einzustellen. Beispielsweise nehme die Nachfrage nach SAP S/4HANA weiterhin stark zu. Mit über 2700 Kunden zum Ende des Jahres 2015 sei deren Zahl im Vergleich zum Vorquartal um mehr als das Doppelte gestiegen, verlautete aus Walldorf. "Bei den Cloud- und Softwareerlösen haben wir unsere Prognose für das Gesamtjahr deutlich übertroffen", sagte Bill McDermott, Vorstandssprecher der SAP. "Im Vergleich zu den wichtigsten Mitbewerbern und Spezialanbietern konnte die SAP signifikante Marktanteile hinzugewinnen."

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