Strategien


Digital Component Model

Schenker-CIO nimmt die Kundenschnittstelle ins Visier

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

IoT-Plattform für die Logistik

Große Hoffnungen setzt die Bahn-Tochter auch in das Thema Internet of ThingsInternet of Things (IoT). Auf Basis von DCM ist die IoT-Plattform "Connect2Track" entstanden, über die Schenker neue datenbasierte Produkte offeriert. "Kunden können sich hier eine End-to-End-Visibility für ihre transportierten Güter kaufen", wirbt Sontheimer. Über einen Webshop ließen sich dafür verschiedene Produkte konfigurieren. Je nach Beschaffenheit und Empfindlichkeit der Transportgüter stelle das System dazu in Echtzeit Daten bereit, beispielsweise zum aktuellen Standort, zu Temperatur und Feuchtigkeit oder auch zur Frage, ob ein Container während des Transports geöffnet wurde. Besonders kritisch sind solche Informationen etwa bei Medikamententransporten. Sensoren für ihre Container können die Kunden online mieten. Alles zu Internet of Things auf CIO.de

LKW fahren autonom und elektrisch

Der Logistiker nutzt die IoT-Plattform auch für interne Zwecke, um etwa Prozesse zu optimieren. Ein weiterer Vorteil aus Sicht des CIO: "Auf diese Weise entstehen sehr viele Daten, die wir beispielsweise für die Entwicklung autonomer LKW nutzen können." Schenker sieht darin ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld. Gemeinsam mit dem schwedischen Startup Einride habe man "als erstes Logistikunternehmen weltweit" einen autonom fahrenden, zugelassenen Elektro-LKW auf öffentlichen Straßen im Einsatz und in die eigenen Prozesse integriert, so Sontheimer.

Mit Blick auf neue Geschäftsmodelle hat sich Schenker auch mit 3D-Druck3D-Druck beschäftigt und dazu ein Angebot auf den Markt gebracht. Unternehmen können digitale Vorlagen von Bauteilen hochladen, die dann per 3D-Druck gefertigt werden. Zu den Partnern gehört nicht zuletzt die Muttergesellschaft Deutsche Bahn, die auf diesem Weg Ersatzteile produzieren lässt. Die Zielgruppe sind aber vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die sich keine eigenen Ressourcen für den 3D-Druck leisten können oder wollen. Alles zu 3D-Druck auf CIO.de

Drucken statt transportieren

"Wir haben uns gefragt: Was kann unser Geschäft disruptiv angreifen?", erklärt Sontheimer die Entstehung der Idee. Eine Antwort lautete: Wenn Güter nicht mehr transportierttransportiert, sondern je nach Bedarf direkt vor Ort ausgedruckt werden, wäre Schenker außen vor. Der "Sustainability"-Trend, der auch die Logistikbranche erfasst hat, befördere diese Entwicklung. In vielen Fällen stelle sich die Frage, wie sich klimaschädliche Transporte künftig vermeiden lassen. Top-Firmen der Branche Transport

Um die IT für solche Szenarien flexibler aufzustellen, hat Sontheimer zahlreiche Modernisierungsprojekte angestoßen. Dazu gehört etwa die Migration von rund 60.000 Client-Systemen weltweit auf Microsofts Cloud-Suite Office 365Office 365. Schenker zentralisierte dabei auch den User Helpdesk mit zirka 50.000 Incidents pro Monat. Die Netzinfrastruktur für gut 1.400 Standorte in verschiedenen Ländern wurde neu ausgeschrieben und vergeben. Alles zu Office 365 auf CIO.de

Zu den Großprojekten auf der To-do-Liste des CIO zählt die Migration der Kernanwendungen in die CloudCloud von Amazon Web Services (AWS). Dazu gehören auch die "Kronjuwelen", also die Transport-Management-Systeme für Luft- und Seefracht, die Schenker selbst entwickelt hat. Sontheimer: "Das sind die Core-Komponenten einer Logistikfirma, mit denen sich Wettbewerbsvorteile erzielen lassen." Ein Produkt von der Stange komme dafür nicht in Frage. Schenker migriert die Anwendungen zum größten Teil im Lift-and-Shift-Verfahren in die Cloud. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Agilität als Erfolgsgarant

Eng verbunden mit der IT-Modernisierung ist ein kultureller Wandel. Seit 2016 setzt DB Schenker verstärkt auf agile Methoden in der Softwareentwicklung. Für die Connect-Familie hat Sontheimer vier agile Teams aufgestellt, die an der Weiterentwicklung der Anwendungen arbeiten. "Die IT wurde lange Zeit nur als ausführendes Organ anderer Geschäftseinheiten gesehen", berichtet er. "Durch die interdisziplinären Teams etabliert sie sich als Partnerin auf Augenhöhe." Der entscheidende Effekt für ihn: "Es gibt keine Abteilungsgrenzen mehr."

Hinterlegt sind die Veränderungsprozesse mit einer IT- und Digitalisierungsstrategie, die unter dem Motto "Value Generation through IT" steht. Cybersecurity ist dabei eine Grundbedingung und in der LogistikbrancheLogistikbranche auch ein Differentiator, wie Sontheimer betont. SicherheitspannenSicherheitspannen führten oft nicht nur zu unmittel­baren Schäden, sondern könnten auch schnell den Ruf ruinieren. Alles zu Security auf CIO.de Top-Firmen der Branche Transport

Dass Sontheimer nicht nur CIO, sondern auch CDO von DB Schenker ist, hilft im Transformationsprozess. "Die Rollen sind in der Praxis aber nicht voneinander trennbar", resümiert er. Am Ende werde sich der CDO als eine vorübergehende Erscheinung erweisen, die in vielen Unternehmen gar nicht notwendig sei: "Es wird künftig keinen Vorstand mehr ohne Digitalkenntnisse geben."

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