Autonome Schifffahrt & Logistik
Selbstfahrende Boote für die Wirtschaft der Zukunft
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Das Massachusetts Institute of Technology will die erste autonome Schiffsflotte der Welt ins Wasser bringen. Dazu kooperiert die Forschungs-Institution mit den niederländischen Hochschulen in Delft und Wageningen, zudem wurden auch der Wasserversorger waternet sowie die Städte Amsterdam und Boston an Bord geholt. Geschätzte Kosten: 27 Millionen Dollar. Realisiert werden soll die selbstfahrende Boots-Flotte in der niederländischen Hauptstadt: Dort herrschen dank des Amsterdamer Grachtengürtels die perfekten Bedingungen für das auf fünf Jahre angelegte Projekt namens "Roboat".
Autonome Boots-Flotte für Amsterdam
Die Wissenschaftler tüfteln aber nicht nur an autonomen Booten, sondern auch an dynamischer Wasser-Infrastruktur: schwimmende On-Demand-Docks und -Brücken beispielsweise, die sich innerhalber weniger Stunden montieren beziehungsweise demontieren.
"Das Roboat-Projekt bietet enorme Möglichkeiten", erklärt Arjan van Timmeren, wissenschaftlicher Direktor am AMS-Institut: "Wir werden im Rahmen des Projekts auch die sensorische Erforschung der Umwelt vorantreiben. So könnten zum Beispiel Unterwasser-Roboter zum Einsatz kommen, die Krankheitserreger im Wasser frühzeitig erkennen können. Auch die effiziente Säuberung der Wasser-Kanäle kommt in Betracht. Vielleicht finden wir auch eine bessere Lösung für die knapp 12.000 Fahrräder, die jedes Jahr in den Kanälen Amsterdams enden."
Schifffahrts-Industrie goes High-Tech
Während Projekt Roboat seinen Fokus auf autonome Gefährte für Kanalsysteme legt, haben diverse Privat-Unternehmen in den letzten Jahren selbstfahrende Wasservehikel für verschiedenste Zwecke entwickelt.
Der Mittelständler Sea Machines etwa - beheimatet in Boston, USA - ist auf autonome Steuerungs- und Navigationssysteme für die Schifffahrts-Industrie spezialisiert. Inzwischen hat das Unternehmen bereits die dritte Generation seines autonomen und vielseitig einsetzbaren Hochleistungs-"Workboats" realisiert. Die Sea Machines V2 ist robust genug für den Einsatz auf offener See - etwa zur Überwachung des Meeresgrunds oder um akustische Positionierungssysteme auszurollen. Das Schiff verfügt über ein Antriebssystem, das in der Lage ist, drei Tonnen Fracht zu ziehen. Die maximale Höchstgeschwindigkeit liegt bei 20 Knoten (ca. 37 km/h). Neben dem autonomen Betrieb, ermöglicht eine Steuerzentrale auch die konventionelle Steuerung des Bootes.
Disruption im Schiffsbau durch Smart Ships?
Auch Rolls-Royce teilte in diesem Jahr bereits seine Vision für die Zukunft der Schiffahrts-Industrie: Autonome Container-Schiffe, die ohne Besatzung die Ozeane überqueren und so die Logistik auf ein neues Level heben, wie Mikael Makinen, President Marine bei Rolls-Royce, betont: "Die Zukunft der Schifffahrts-Industrie ist autonom. Das ‚Smart Ship‘ wird die maritime Wirtschaft und den Schiffsbau in einer ähnlich disruptiven Art und Weise verändern, wie es das Smartphone im Mobile-Computing-Sektor getan hat."
Die Herausforderungen für die autonome Schifffahrt liegen dabei nach Einschätzung von Rolls-Royce nicht im Bereich der Technologien, denn die seien - beispielsweise in Form von Sensoren und GPS-Systemen - bereits vorhanden. Nun gehe es darum, herauszufinden, wie man diese Technologien am wirkungsvollsten miteinander kombinieren könne, ohne dabei die Kosteneffizienz zu vernachlässigen. So gebe es noch ganz konkreten Verbesserungsbedarf bei der Software, die den Schiffen dabei hilft zu "entscheiden", welche Kamera- und Sensor-Daten relevant sind. Zudem müsse auf regulatorischer Seite noch einiges nachgeholt werden.
Rolls-Royce gelangt deshalb in einer zum Thema veröffentlichten Studie zu folgendem Schluss: "Um die Erfüllung regulatorischer Anforderungen gerecht zu werden, die Unterstützung der Industrie und öffentliche Akzeptanz zu gewinnen, müssen autonome Schiffe mindestens so sicher wie konventionelle sein. Sie besitzen das Potenzial, menschliche Fehler zu reduzieren, bringen jedoch auf der anderen Seite neue Risiken mit sich, die angegangen werden müssen."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation computerworld.com.
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