Faltrad von Brompton, Dahon, Moulton und Vello im Test

So schlagen sich Falträder im Alltag

Bernhard Steppan arbeitet als IT-Chefarchitekt bei DB Systel GmbH (Deutsche Bahn) in Frankfurt am Main. Er hat 100+ Artikel und zahlreiche Bücher über C++ und Java verfasst. Er betreibt mehrere Blogs, unter anderem http://steppan.net, http://artouro.org und http://tourbine.com

Vello Bike+

Das vierte Faltrad dieses Vergleichs stammt von der österreichischen Firma Vello. Das Vello Bike ist entweder als konventionelles Fahrrad mit Ketten- oder Nabenschaltung (Vello Bike) oder als Pedelec mit Elektroantrieb (Vello Bike+) erhältlich. Unsere Wahl fiel auf das Pedelec.

Das Vello Bike+ ist mit 20-Zoll-Rädern mit Breitreifen, einem CrMo-Stahlrahmen, hydraulischen Shimano-Scheibenbremsen, Zahnriemen aus Karbon und einem Elektromotor namens Bike+ des Herstellers Zehus ausgestattet. Schaltgetriebe, Beleuchtung, Gepäckträger und Schutzbleche fehlten beim Testrad, sind aber wie viele andere Ausstattungsdetails (Titanrahmen, Schlumpfschaltung, bequemer Lenker) optional erhältlich.

Trotz seines Elektroantriebs und seiner 20-Zoll-Räder ist das Vello Bike+ ein leichtgewichtiges Pedelec
Trotz seines Elektroantriebs und seiner 20-Zoll-Räder ist das Vello Bike+ ein leichtgewichtiges Pedelec
Foto: Bernhard Steppan

Der Faltmechanismus: Um das Vello zu falten, zieht man zunächst den Sicherheitsstift der Gabel komplett heraus. Erst danach lässt sich die Schraubklemme lösen, die die Gabel fixiert. Der Hinterbau wird durch eine sehr starke Magnetkupplung arretiert. Um den Hinterbau zu lösen, stellt man einen Fuß auf das Ausfallende des Hinterbaus und hebt das Fahrrad an. Hierdurch schwenkt der Hinterbau nach vorne und die Gabel nach links, wo sie am Rahmen andockt. Der Hinterbau wird dadurch festgestellt, dass man die Sattelstütze nach unten schiebt. Zum Schluss lassen sich noch der Lenker drehen und die Faltpedale einklappen. Trotz der großen 20-Zoll-Laufräder liegt das Packmaß in der Länge nur rund 10 cm über dem von Brompton und Dahon.

Elektroantrieb mit Energierückgewinnung: Der Elektroantrieb Bike+ des Faltrads besteht aus einer wuchtigen Hinterradnabe, die alleine schon rund 3 kg wiegt. In ihr befinden sich sowohl der Akku als auch der Motor in einer Einheit. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass es keinen Kabelsalat gibt, denn die Zuleitungen zu einem externen Akku entfallen. Der Nachteil ist die begrenzte Kapazität des Akkus von 160 Wh, die einer Reichweite von maximal 35 bis 40 km bei voller Motorunterstützung entsprechen.

Da ein externer Akku nicht angeschlossen werden kann, ist es auch nicht möglich, diese Reichweite durch einen Reserveakku zu verlängern. Die Reichweite lässt sich aber durch die intelligente Energierückgewinnung verlängern. Der Akku wird mit einem handelsüblichen Notebook-Ladegerät geladen, welches sich im Lieferumfang befindet. Wie alle derartigen Ladegeräte ist er nicht sehr leistungsfähig, und daher empfiehlt es sich, den Akku über Nacht zu laden.

Der Elektroantrieb verfügt über eine Dauerleistung von 250 W (Spitzenleistung: 500 W). Er wird eingeschaltet, indem man bei einer Geschwindigkeit von ca. 10 km/h dreimal rückwärts tritt. Danach spürt man eine deutliche Unterstützung des Motors. Wie stark diese Unterstützung ist, lässt sich mit der App sehr genau und stufenlos festlegen. Dabei gilt: Je geringer die Unterstützung eingestellt ist, desto größer ist natürlich die Reichweite.

Die Reichweite kann zusätzlich durch Rekuperation verlängert werden. Wir haben mit den Werkseinstellungen während unseres Tests zwar keine nennenswerte Aufladung festgestellt, was aber nach Rücksprache mit dem Hersteller an den Grundeinstellungen des Testrads liegen kann (siehe Kasten "Energierückgewinnung"). Hierzu muss man anmerken, dass uns für den Test nur die Dokumentation des Antriebsherstellers Zehus vorlag, die unserer Ansicht nach verbesserungsbedürftig ist.

Energierückgewinnung
Durch intelligente Energierückgewinnung - auch KERS oder Rekuperation genannt - lässt sich bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen sehr viel Energie einsparen. Zehus, der Hersteller des Elektroantriebs Bike+, hat hierzu ein System entwickelt, um möglichst viel Energie bei Bergabfahrten, Rückenwind, beim Rückwärtstreten sowie Bremsen zurückzugewinnen. Hierzu sind vier Sensoren in dem Elektroantrieb verbaut (Bremsen, Drehmoment, Neigung, Rückwärtstreten). Je nach Einstellung wird überprüft, ob ausreichend kinetische Energie zur Verfügung steht, die in elektrische Energie umgewandelt werden kann. Laut Hersteller lässt sich damit die Akkulaufzeit erheblich verlängern.

Die App fürs Klapprad: Die Motorelektronik hat eine Vielzahl von Funktionen, für die die kostenfreie Bitride-App des Herstellers erforderlich ist. Man lädt zunächst die App auf sein Smartphone (iOS oder Android) und registriert sich danach bei Zehus. Anschließend führt man ein Bluetooth-Pairing zwischen Mobiltelefon und Motorelektronik durch. Dazu muss man sein Mobiltelefon möglichst nahe an die Nabe halten.
Ist die Kopplung hergestellt, ist die App unter anderem mit folgenden Funktionen freigeschaltet:

  • Akkuladeanzeige,

  • GPS-Tracking mit Karte,

  • aktuelle Geschwindigkeit,

  • zurückgelegte Strecke,

  • Wegfahrsperre,

  • Einstellen der Motorleistung sowie der Energierückgewinnung.

Um sämtliche dieser Funktionen sinnvoll zu nutzen, ist eine Smartphone-Halterung am Lenker erforderlich.

Die Motorunterstützung des Vello Bike+ kann mittels einer App stufenlos eingestellt werden.
Die Motorunterstützung des Vello Bike+ kann mittels einer App stufenlos eingestellt werden.
Foto: Vello/Bernhard Steppan

Das Testrad wiegt trotz der 20-Zoll-Räder und seines Elektroantriebs lediglich 15 kg und kostet in der anfangs genannten Ausstattung als Pedelec ca. 3.299 Euro. Die Fahreigenschaften des Vello Bike+ sind ausgezeichnet. Es hat einen sehr guten Geradeauslauf und überzeugt durch seine Stabilität sowie den einfachen Faltvorgang.

Dank der Unterstützung des Elektromotors erreicht man mühelos die maximale Pedelec-Geschwindigkeit und überwindet Steigungen deutlich leichter. Einzig die kaum spürbare Hinterradfederung und die Dokumentation - insbesondere zur Energierückgewinnung - könnten verbessert werden. Trotz dieser Einschränkungen ist das Vello Bike+ eine sehr willkommene Pedelec-Alternative zu anderen Falträdern.

Daten und Fakten: Vello Bike+

Hersteller

Vello

Deutscher Vertrieb

Über den Fachhandel erhältlich (siehe Händlerliste unter www.vello.bike)

Homepage

http://www.vello.com/

Modell

Vello Bike+

Rahmenmaterial

CrMo-Stahl (Titan optional)

Schaltung

Elektromotor Bike+ (Schlumpf-Schaltung optional)

Elektroniksteuerung

Mobile App für Android und iOS verfügbar

Leistung

250 W Dauerleistung, 500 W Spitzenleistung

Kapazität

160 Wh

Bremsen

Shimano-Scheibenbremsen (hydraulisch)

Ladezeit

ca. 3 Stunden

Reifen

Schwalbe Marathon 20 Zoll, 40-406 auf 20 Zoll Alufelgen

Federung

Hinterradfederung

Farben

Silbergrau

Gewicht

ca. 15 kg

Packmaß

79 x 57 x 29 cm³

Preis

Nichtelektrische Ausführung ab 1.199 Euro, Pedelec ab 2.899 Euro

Offizielles Packmaß

Je nach Quelle schwanken die Packmaße von Falträdern. Das liegt daran, dass manche Hersteller die Schutzbleche und Anbauteile in den Packmaßen mit einbeziehen, andere nicht. Wir haben hier die offiziellen Angaben übernommen.

Fazit

Die hier vorgestellten Räder zeigen, dass es moderne Falträder für jeden Anspruch gibt. Auf der einen Seite liegen die auf die Bedürfnisse von Pendlern zugeschnittenen Brompton RD 6 und Dahon I3. Auf der anderen Seite das extrem auf Laufruhe optimierte Moulton TSR. Eine weitere interessante Alternative ist das leichtgewichtige Vello Bike+ mit integriertem Elektroantrieb.

Wer Interesse an einem dieser Fahrräder hat, sollte möglichst einen Händler aufsuchen, der Probefahrten anbietet. Ausgiebige Probefahrten und das Testen des Faltvorgangs sind auf jeden Fall empfehlenswert, um das geeignete Faltrad zu finden.

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