Praxisbericht zur Logistik-IT
SOA unterstützt McDonald‘s
Da für die komplexen Prozesse zwischen Lieferanten, Restaurants, Franchise-Nehmern und Logistikdienstleister keine fertige Software zur Verfügung stand, hat die heutige Havi Logistics IS GmbH, das IT-Unternehmen von Havi Logistics, in den 90er-Jahren mit eigenen Entwicklern eine eigene Lösung entwickelt. Das Kernsystem ILOS wurde mit Progress-Technologien erstellt. Zusammen mit einer hinzugekauften Finanzbuchhaltung bildete diese Lösung zunächst alle wesentlichen Prozesse ab.
Integration heterogener Systeme
So einfach und übersichtlich ist die IT-Landschaft bei Havi inzwischen nicht mehr. Das Geschäftskonzept erforderte eine immer höhere Integration, immer mehr Kundensysteme mussten eingebunden, immer mehr Aufgaben in den Business-Prozessen übernommen werden. Damit wuchs auch die Anzahl der beteiligten IT-Systeme. Aus den zwei Applikationen des Jahres 1997 waren bis 2006 über 25 sehr heterogene Lösungen geworden – und alle mussten sie unter einen Hut gebracht werden, weil jedes Element seinen Teil zum Gesamtprozess beisteuerte. Wobei die Skala der zu integrierenden Applikationen sehr weit ist und von Alt-Anwendungen auf Basis von Clipper und dBase über Web-Applikationen bis hin zu SAP-Modulen reicht. "Da wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen möchten, aber keine einheitliche Technologie vorschreiben können", erklärt Stefan Lang von Havi, "müssen wir alle uns angebotenen Systeme integrieren."
So ging man daran, für die Integration dieser Systeme eine eigene, ganz an die konkreten Bedürfnisse angepasste EDI-Lösung zu entwickeln. Sie erlaubt es, die verschiedenen Systeme über Konnektoren zu verbinden: die eigene Individual-Lösung, aber auch die vorhandene Standard-Software der Kunden. Dabei mussten ganz unterschiedliche Systeme zusammengebracht werden, beispielsweise eine AS/400-Lösung von McDonald's, die eigene Data-Warehouse-Anbindung oder SAP-Module eines Lieferanten. Diese EDI-Lösung war auf Basis von Java und einer Oracle-Datenbank erstellt und wuchs im Laufe der folgenden Jahre mit den an den Geschäftsprozessen beteiligten Systemen.
Mit wachsendem Geschäftsumfang und der immer größeren Zahl zu integrierender Systeme machten sich jedoch auch die Grenzen dieser EDI-Lösung bemerkbar. So war die verwendete Hub-and-Spoke-Architektur mit den mittlerweile auf rund 4.000 bis 5.000 angewachsenen Filial-Standorten im In- und Ausland allmählich überfordert. "Hier war der Übergang zu einer verteilten Struktur dringend geboten", erklärt Lang.
Ein weiteres Problem stellte die unzureichende Skalierbarkeit der Lösung dar, die sich nicht so einfach erweitern ließ, wie das im Zuge des Ausbaus des Geschäfts erforderlich gewesen wäre; die Grenzen des Wachstums waren hier abzusehen. Vor allem aber mangelte es dem System an Flexibilität. Denn kurzfristige Änderungen von Organisation oder Prozessen – wie sie in einem derartig komplexen Geschäftsbetrieb immer vorkommen – ließen sich mit dieser proprietären Lösung nur schwer umsetzen.