Preisdruck der Konkurrenz aus China zu groß

Solarworld ist wieder pleite

28.03.2018
Schreckensbotschaft für die verbliebenen 600 Solarworld-Beschäftigten: Der Solarmodulhersteller ist acht Monate nach seinem Neustart schon wieder am Ende. Der Preisdruck aus China hat den Bonnern keine Chance gelassen.
Solarworld musste erneut Insolvenz anmelden.
Solarworld musste erneut Insolvenz anmelden.
Foto: Stefan Dinse - shutterstock.com

Nur acht Monate nach seinem Neustart aus der Insolvenz ist Deutschlands letzter großer Solarzellen-Hersteller Solarworld erneut pleite. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Mittwoch, dass beim Bonner Amtsgericht ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Betroffen sind etwa 600 Mitarbeiter in den Werken im sächsischen Freiberg, in Arnstadt in Thüringen und in der Bonner Verwaltungszentrale mit etwa 45 Beschäftigten.

Der Bonner Insolvenzanwalt Christoph Niering wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Er wurde am Mittwoch in der Solarworld-Zentrale erwartet. Er muss entscheiden, ob die Produktion vorläufig weiterläuft. Dafür ist aber eine positive Perspektive für die Fortführung des Betriebs erforderlich. Aktuell produziert Solarworld nach Einschätzung von Branchenkennern mit roten Zahlen und eine Wende ist vorläufig nicht absehbar.

Preisdruck chinesischer Wettbewerber zu hoch

Solarworld leidet unter den extrem niedrigen Preisen der chinesischen Konkurrenz für Solarmodule. Solarworld und der Verband europäischer Solarhersteller EU ProSun sprechen von staatlich gefördertem Preisdumping. Zwar gelten EU-weit Mindestpreise. Sie würden aber bei mehr als der Hälfte der Importe unterlaufen, sagte ein EU ProSun-Sprecher. Zudem plane die EU, die Anti-Dumpingmaßnahmen im September auslaufen zu lassen. "Das Antidumpinginstrumentarium der EU ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Es fehlen Kontrollen und es fehlt der politische Wille", sagte der Sprecher.

Zusätzlich belastet wurde der Solarworld-Start durch neue US-Importzölle. Seit Jahresbeginn würden 30 Prozent auf Solarimporte erhoben, und anders als beim Stahl gebe es für die Solarproduzenten keine Ausnahmeregelungen, sagte der EU ProSun-Sprecher.

Düstere Aussichten für Solarworld

Solarworld hatte bereits im vergangenen Mai unter dem Druck der China-Konkurrenz Insolvenz anmelden müssen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch gut 3.000 Menschen in dem Unternehmen, das einst als Vorzeigebetrieb der deutschen Energiewende galt und von vielen umweltbewegten Privatinvestoren unterstützt wurde.

Firmengründer Frank Asbeck - lange in den Medien als "Sonnenkönig" gefeiert - hatte 2017 mit eigenem Geld und finanzieller Unterstützung aus Katar wenigstens die deutschen Werke aus der Insolvenz übernehmen und so vorläufig retten können. Nun sieht es auch für den letzten Rest von Solarworld düster aus.

Die vorherige Insolvenz habe dem Ruf von Solarworld geschadet und den Start des Unternehmens erschwert, hieß es aus Branchenkreisen. Vertriebsmitarbeiter mit guten Kontakten hätten zur Konkurrenz gewechselt, Lieferanten hätten auf Vorkasse für Produkte bestanden. Angesichts der erneut "abgeschmierten Preise" auf den Weltmärkten habe das Management offenbar keine Chance mehr gesehen.

Solarworld-Zellen gelten als qualitativ hochwertig, aber eben auch teurer als im Marktschnitt. Bei privaten Bauherren gebe es ausreichend Nachfrage für die hochpreisigen Solarworld-Produkte, hieß es. Bei gewerblichen Solarparks, die stärker auf den Preis schauten, sei Solarworld aber zu wenig zum Zug gekommen.

Die Zukunft des Unternehmens gilt als offen. Möglich ist die Übernahme durch einen Konkurrenten, möglicherweise sogar aus China, oder die Schließung und der Verkauf des Solar-Knowhows und der modernen Anlagen in den Fabriken in Sachsen und Thüringen.

Ein komplettes Verschwinden des Unternehmens vom Markt wäre nach Einschätzung von Fachleuten ein Rückschlag für den Wirtschaftsstandort, weil dann Anwendungsmöglichkeiten für die deutsche Solarforschung verloren gingen. "Ohne eigene Fertigung wären wir in ein paar Jahren abhängig von China", sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme, Professor Andreas Bett, vor kurzem. (dpa/rs)

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