Nach gescheiterter Übernahme
Stada tauscht Führungsspitze aus
Nach dem jüngst gescheiterten Verkauf an Finanzinvestoren tauscht der Arzneimittelhersteller StadaStada die Führungsspitze aus. Sowohl Vorstandschef Matthias Wiedenfels als auch Helmut Kraft, Vorstand für Finanzen, Marketing und Vertrieb, legen mit sofortiger Wirkung ihrer Ämter nieder. Das teilte der im MDax notierte Konzern am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Zugleich erwägen die Investoren Bain und Cinven einen neuen Anlauf, Stada zu übernehmen. Top-500-Firmenprofil für Stada
Nachfolger von Wiedenfels werde Engelbert Coster Tjeenk Willink, der bis 2012 Mitglied der Geschäftsführung beim rheinland-pfälzischen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim war, hieß es. Er übernehme auch die Verantwortung für Marketing und Vertrieb. Auf Kraft soll Bernhard Düttmann folgen, der bis 2015 Finanzchef beim Chemiekonzern Lanxess war. Beide sollen die Posten übergangsweise bis Jahresende besetzen. Zuletzt saßen die Manager in mehreren Aufsichtsräten, hieß es.
Wiedenfels und Kraft hätten ihre Ämter aus "persönlichen Gründen" niedergelegt, erklärte Stada. Die Nachfolger Willink und Düttmann seien "erfahrene und bewährte Topmanager", sagte Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker. Das Kontrollgremium beschäftige sich "seit vielen Monaten damit, den Vorstand zu komplettieren", erklärte er weiter. Daher sei es möglich gewesen, kurzfristig zwei Nachfolger zu gewinnen. Die Geschäftsziele von Stada bis 2019 wie auch mögliche neue Übernahmeangebote würden von dem Chefwechsel nicht berührt.
Dessen Umstände bleiben indes unklar. So hatte Wiedenfels zuletzt keinerlei Rücktrittsabsichten geäußert - auch nicht nach dem gescheiterten Verkauf. Er hatte betont, Stada werde an seinen Geschäftszielen festhalten und die begonnene Strategie umsetzen. Das Verhältnis von Wiedenfels zu Oetker galt aber schon länger als angespannt. Oetker wurde nachgesagt, Vorbehalte gegen den Verkauf zu haben - was der Aufsichtsratschef abgestritten hatte.
Das Ringen um Stada geht weiter
Zugleich verkündete Stada am Dienstag, dass Bain und Cinven einen neuen Anlauf für eine Übernahme erwögen. Ihre Offerte für den Hersteller von Nachahmermedikamenten und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad war vergangene Woche knapp gescheitert, da nicht genügend Stada-Aktionäre das Angebot angenommen hatten. Oetker erklärte nun, sollte es weitere Übernahmeofferten geben, werde Stada diese "unvoreingenommen prüfen". Ähnlich äußerte sich Willink.
Laut Gesetz dürfen Bain und Cinven nach ihrer Niederlage erst 2018 ein neues Übernahmeangebot für Stada vorlegen - es sei denn, das Unternehmen und die Finanzaufsicht Bafin stimmen zu. Dann wäre eine neue Offerte schon früher möglich. Stada prüfe nun, ob man dem Antrag zustimmen werde, hieß es. Die Zustimmung des Konzerns und der Bafin sei binnen 48 Stunden möglich, berichtetet die "Financial Times" am Dienstag. Stada-Aktien stiegen angesichts der Aussicht auf eine neue Runde im Übernahmeringen um über zwei Prozent auf knapp 64 Euro. (dpa/rs)