Garantie in der Autoindustrie
Standard mit Anlaufschwierigkeiten
Drei Monate Zeit durch QDX gespart
Der Datenstandard QDX, kurz für Quality Data Exchange, gilt seit über einem Jahr als wichtigster Ansatz
der Autohersteller, jene 160 Tage deutlich zu dezimieren. "Bis zu drei Monate lassen sich durch den Einsatz
im Einzelfall einsparen", meint Oliver Kelkar, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer-Institut
"Miterfinder" der QDX-Formulierungen ist und heute für den IT-Autospezialisten Mieschke Hofmann und Partner (MHP) arbeitet.
Nicht jeder Fehler, den ein Kunde an die Werkstatt meldet, ist bekannt. Sofern jedoch die Datenqualität gut ist, lassen sich Fehler aufstöbern, die öfter als andere auftreten. "Über mathematisch-analytische und Datawarehouse-Methoden lässt sich die Steiggeschwindigkeit messen, in der ähnliche Fehler mit gleicher Ursache bei den Werkstätten gemeldet werden", sagt Kelkar. Hersteller können dann weitaus früher reagieren als bisher. Ein "Early Warning System", das diese Algorithmen verwendet, erkennt immer wieder auftretende Fehler drei Monate früher, meint MHP-Mann Kelkar. Noch jedoch hat keiner der Multi-Milliarden-Euro-Konzerne den Standard komplett eingeführt, auch wenn DaimlerChrysler, Volkswagen, Audi und BMW in der QDX-Arbeitsgruppe vertreten sind und beteuern, den Einsatz zu forcieren.
Im Laufe des Jahres wird Daimler Chrysler in der Garantieabwicklung und in der Befundung QDX als Standard einführen, bestätigt der im zentralen Qualitätsmanagement für die Koordination von Lieferanten-
IT-Systemen zuständige Hartmut Ide, der zudem den Arbeitskreis QDX beim Verband der Automobilindustrie VDA leitet. In 2008 sollen die Lieferanten dann Zugriff auf die Ausfalldaten der betroffenen Bauteile bekommen.
"Allerdings beschränkt sich QDX auf Deutschland", bemerkt Ide, der die Ursache dafür darin sieht, dass Prozesse der Autohersteller sehr ähnlich aufgebaut sein müssen, damit ein Standard greifen kann. Schon auf europäischer Ebene werde daher die Einführung eines entsprechenden Standards schwierig, vom amerikanischen Markt ganz zu schweigen, deren Verband, die Automotive Industry Action Group eigene
Wege geht. Auf wenige 10 000 Euro schätzt Ide die Aufwändungen für die Programmierung und die Implementierung einer nötigen QDX-Schnittstelle.
Die deutsche Automobil-Prominenz arbeitet in verschiedensten Projekten derzeit an der Umsetzung:
BMW nutzt QDX, um Daten im Excel-Format in Lieferanten-Systeme speisen zu können. Audi tauscht bald
Reklamationen über QDX aus und holt Stellungnahmen zu Schäden ein. Und bei der Audi-Mutter VW prüft Mieschke Hofmann und Partner derzeit, inwieweit QDX konzernweit einsetzbar ist.