Garantie in der Autoindustrie
Standard mit Anlaufschwierigkeiten
Der Vorteil liegt auf der Hand: QDX basiert auf dem XML-Standard und soll sich daher in die gängigen
Reklamations-Systeme integrieren lassen. Dem MHPMann Kelkar kann der Einsatz des Standards nicht
früh genug kommen: "Zulieferer haben derzeit oft einen manuellen Zugriff auf die Portale der OEMs - der
ist zeitaufwändig und fehleranfällig", sagt Kelkar, "mit Hilfe eines QDX-Adapters lässt sich der Zugriff automatisieren". Auch Ide sieht hier entscheidende Vorteile: "Ein Zulieferer braucht nicht zig Individualschnittstellen zu den Portalen der OEMs, sondern nur noch eine“.
Im Sommer soll der VDA Zulieferern sogar bereits eine fast kostenfreie Version einer Software zur Verfügung stellen, die sämtliche Q DX-Nachrichten anzeigbar macht. Über kurz oder lang werden Zulieferer voraussichtlich die nötige Investition machen und eine eigene Schnittstelle einrichten. "ZF hat derzeit
ein eigenes Team, das Tag für Tag Kundenportale nach neuen Informationen hin untersucht", sagt Ide.
QDX verspricht eine Automatisierung, doch erwartet DaimlerChrysler-Mann Ide nicht jenen riesigen Zeitgewinn, den sich Kelkar von MHP erhofft: „Einige Prozesse lassen sich nur schwer beschleunigen". Ein Wagen, der einen Fehler aufweist, werde von der Niederlassung zum Werk geschickt, von dort zur Begutachtungsstelle. Dort stellen Gutachter fest, ob der Autofahrer oder der Anwender den Fehler verschuldet hat. Von dort geht das Auto wieder an die Niederlassung zurück. "In diesem Prozess lässt sich der Austausch von Beschreibungen und Stellungnahmen beschleunigen und Fehler besser vermeiden", so Ide, der den Hauptprofit von QDX darin sieht, die Qualität im Austausch von Daten zu verbessern.
Mindestens 200 000 Euro Investition
Doch derzeit bietet noch keiner der Autohersteller QDXKonverter. Sie müssen nämlich sämtliche Werke mit
QDX und dem entsprechenden Reklamationssystem versorgen, sei es ein Add-On von SAPSAP oder eine hauseigene Lösung wie das Supplier Quality Management System (SQMS) von Daimler Chrylser. Zudem muss das Management dafür die Investition bereitgestellen. "Das wird noch einige Jahre dauern, bis der Standard flächendeckend umgesetzt ist", prognostiziert Kelkar, der die Investitionen bei Autoherstellern auf sicher 200 000 Euro schätzt. Zulieferer werden QDX vorantreiben. Zu wichtig ist ihnen, Informationen über brüchige Teile oder einen Elektronikfehler an einer Systemkomponente so früh wie möglich zu bekommen, um schnell reagieren zu können. "QDX wird bei den Zulieferern eine Lawine lostreten", ist Kelkar überzeugt.
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Zudem soll nach Angaben einer Automobil-Studie von AT Kearney die Fertigungstiefe auf dem Markt immer
weiter abnehmen. Bis zum Jahr 2020 gehen die Marktforscher davon aus, dass sich Autokonzerne "vorwiegend auf die Markenführung" konzentrieren werden. Nur noch 24 Prozent, so die AT Kearney-Prognose, werden die BMWs, VWs und DaimlerChryslers dieser Welt selbst bewerkstelligen. Damit steigt auch der Druck auf die Qualität der Daten weiter, der zwischen den Herstellern und Zulieferern hin- und herfließt.