Analysten-Kolumne
Standardisierung und Dimensionierung senken SAP-Kosten
Je höher der Harmonisierungsgrad, desto größer sind die Potenziale eines gemeinsamen Applikations-Managements. Standards können auf allen Ebenen eingeführt werden: bei den Geschäftsprozessen, bei Stammdaten, Datensemantik und -syntax, auf struktureller Ebene in Form standardisierter Organisationselemente und Nomenklaturen, auf der technischen Ebene - etwa bei Schnittstellen und der Programmierung - sowie im ERP-Produkt selbst und nicht zuletzt bei den Basistechnologien wie Servern und Datenbanken.
Wie hoch die Betriebskosten letztendlich sind, hängt außerdem von den Schnittstellen zu den Legacy- und anderen ERP-Systemen im Unternehmen ab. Sind sie vollständig standardisiert, ist zwar der Aufwand beim ERP-System selbst relativ gering; allerdings müssen dann alle Änderungen des Standards auf Seiten der externen Systeme nachvollzogen werden. Wird umgekehrt jede Schnittstelle neu entwickelt, ist der Implementierungsaufwand naturgemäß sehr hoch. Empfehlenswert ist deshalb eine Systemkopplung mit Hilfe eines Integrations-Layers. Dabei wird zwischen der standardisierten Schnittstelle und den externen Systemen eine zusätzliche Mapping-Schnittstelle eingefügt. Bei Änderung des Standards müssen nur die Mapping-Regeln modifiziert werden, nicht die Systeme selbst.
Eine Standardisierungsstrategie lässt sich nicht nur vor einer ERP-Einführung umsetzen, sondern auch durch Reviews und Harmonisierungsprojekte bei bestehenden Installationen. So wurden in einem Projekt mit 26.000 SAP-Nutzern 36 Applikationen mit unterschiedlicher Ausprägung in den verschiedenen Lokationen auf sieben mySAP-Systeme reduziert. Dadurch wurden die globalen und lokalen Betriebskosten für Anwendungs-Support und RechenzentrumRechenzentrum insgesamt um mehr als 55 Prozent gesenkt. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
Auch Architektur prägt Kosten
Zu einer weiteren Kostensenkung kann die richtige Dimensionierung der Hardware- und Software-Architektur beitragen. Diese hat bei der Implementierung eines SAP-Systems im Durchschnitt einen Anteil von rund 20 Prozent (den Löwenanteil von 80 Prozent der Implementierungskosten verursachen interne und externe Ressourcen während des Projekts); im laufenden Betrieb liegt das Verhältnis bei 30 bis 40 Prozent für die Architektur und 60 bis 70 für Service und Support. Die Dimensionierung hängt oft von der Ausgangslage des Kunden ab. Wurden zum Beispiel aus politischen Gründen vor der ERP-Implementierung die Investitionskosten "niedrig kalkuliert", ist die Architektur oft unterdimensioniert.
Systemkapazitäten müssen schon kurz nach dem Produktionsstart erweitert werden. Viel häufiger ist jedoch der umgekehrte Fall: Der Kunde ist unsicher, was er tatsächlich benötigt, und wird bei der Kapazitätsplanung eher konservativ vorgehen. Besonders externe Service-Provider setzten die Anforderungen an Kapazitäten in der Regel eher höher an, um Risiken im Systembetrieb abzufedern und die Erfüllung vereinbarter Service Level zu garantieren. Die höheren Investitionskosten zahlt der Kunde über den Service-Preis.