Forschung zu Sozialverhalten

Stress muss nicht aggressiv machen

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Eine Studie der Uni Zürich zeigt, dass Stress bei Männern nicht zwangsläufig zu Aggressionen führt. Im Gegenteil. Er kann positives soziales Verhalten verstärken.

Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Freiburg hat in einer Studie untersucht, wie Männer in Stresssituationen reagieren und mit den Ergebnissen eine gängige Lehrmeinung widerlegt. Nach dieser fast 100 Jahre alten Lehrmeinung sollen Menschen und die meisten Tierarten unter StressStress die sogenannte "Kampf-oder-Flucht-Reaktion" zeigen. In den späten Neunzigerjahren wurde diese Annahme für Frauen in Frage gestellt. Seitdem vertreten einige Wissenschaftler die These, dass Frauen unter Stress alternativ nach dem "Tend-and-befriend-Konzept" handeln, also mit einem beschützenden und Freundschaft anbietenden Verhalten reagieren. Alles zu Stress auf CIO.de

Männer reagieren auf akuten Stress nicht - wie lange angenommen - zwangsläufig mit aggressivem Verhalten.
Männer reagieren auf akuten Stress nicht - wie lange angenommen - zwangsläufig mit aggressivem Verhalten.
Foto: ArTo - Fotolia.com

Bei Männern ging die Wissenschaft jedoch nach wie vor davon aus, dass sie bei Stress aggressiv werden. Die Studienergebnisse der Freiburger Wissenschaftler widerlegen diese Annahme. "Offenbar zeigen auch Männer soziales Annäherungsverhalten als unmittelbare Konsequenz von Stress", sagt die Studienkoautorin Bernadette von Dawans.

Das Experiment

Das Studienteam hat für seine Untersuchungen das Sozialverhalten von Männern unter Stress in Experimenten untersucht. Studienteilnehmer waren männliche Studenten der Universität Zürich - 34 von ihnen wurden in Stresssituationen beobachtet, 33 zählten zur Kontrollgruppe. Das Stressniveau ermittelten die Forscher über die Herzfrequenz, das Stresshormon Cortisol und die persönlichen Angaben der Studienteilnehmer.

Die Folgen für das Sozialverhalten untersuchten die Forscher in ihrer Studie mit speziell konzipierten sozialen Interaktionsspielen. So maßen die Wissenschaftler positives Sozialverhalten, zum Beispiel Vertrauen oder Teilen, und sozial negatives Verhalten, etwa Bestrafen. Bei der Auswertung zeigten diejenigen Probanden die unter Stress standen deutlich mehr positives Sozialverhalten als Probanden der Kontrollgruppe, die sich während der Interaktionsspiele nicht in einer Stresssituation befanden. Insbesondere Vertrauen, Zuverlässigkeit und die Bereitschaft zu teilen verstärkten sich bei den Studienteilnehmern unter Stress. Negatives Sozialverhalten wurde durch Stress nicht beeinflusst.

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