René Obermann
Telekom-Chef macht vor Abschied reinen Tisch
In seinem letzten Jahr als Chef der Deutschen Telekom hat René Obermann noch kräftig aufgeräumt. Das größte Sorgenkind des Konzerns - die amerikanische Mobilfunksparte T-Mobile USA - wächst nach der Fusion mit dem Rivalen MetroPCS endlich wieder. Und mit ihm der Gesamtkonzern.
Der Verkauf der Internettochter Scout 24 wird einen Milliardenbetrag in die Kasse des Konzerns spülen, der dringend für den Ausbau der Datenautobahnen benötigt wird. Und jetzt sieht es so aus, als wolle der Manager vor seinem Abschied auch noch eine weitere große Baustelle des Konzerns angehen: den Umbau der seit Jahren schwächelnden Großkundensparte T-Systems.
Bereits am 12. Dezember werde der Telekom-Vorstand dem Aufsichtsrat seine Umbaupläne für T-System vorstellen, berichtete das "Handelsblatt" am Montag. Es drohe der Abbau von 4.000 bis 6.000 Arbeitsplätzen. Ein Telekom-Sprecher bezeichnete die Zahlen auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zwar als "Spekulation", bestätigte aber Umbaupläne.
Ausgerechnet zur Weihnachtszeit dürften damit bei Tausenden von Telekom-Beschäftigten Ängste um ihre Arbeitsplätze geschürt werden. Dies umso mehr, weil im Unternehmen Gerüchte über betriebsbedingte Kündigungen die Runde machen, wie die Gewerkschaft Verdi sagt. Auch wenn der Konzern selbst darauf verweist, dass die Telekom sich in der Vergangenheit bei Stellenstreichungen stets mit Milliardenaufwand um sozialverträgliche Lösungen bemüht habe.
Dennoch - das bei T-Systems etwas geschehen muss, ist eigentlich unstrittig. Die Großkundensparte gilt schon seit Jahren als Sorgenkind des Konzerns. Die Telekom-Tochter übernimmt und managt die IT-Sparte von Großkonzernen. Doch das Geschäft ist wettbewerbsintensiv und wirft nur geringe Gewinne ab. Auf T-Systems entfallen zwar rund ein Sechstel der Umsätze des Konzerns, aber nur ein Sechsundzwanzigstel des operativen Ergebnisses.
Besserung verspricht sich der Konzern durch die Konzentration auf vielversprechende, digitale Zukunftstechnologien für Firmenkunden - wie etwa Cloud Services. Gleichzeitig sollen die vorhanden Geschäfte noch stärker auf Profitabilität getrimmt werden.
Für René Obermann wäre es ein schöner Erfolg, vor seinem Abschied zum Jahresende bei T-Systems noch die Weichen für eine bessere Zukunft stellen zu können. Auch wenn die Pläne sicher schon deutlich die Handschrift seines Nachfolgers, des amtierenden Finanzvorstandes Timotheus Höttges, tragen.
Doch zeigt das Beispiel T-Systems auch, dass es am Ende der Ära Obermann bei Deutschlands größtem Telekommunikationskonzern immer noch viel zu tun gibt für seinen Nachfolger. Und der Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt wird eher härter werden. Schließlich will der große Rivale Vodafone die Bonner nach der milliardenschweren Übernahme von Kabel Deutschland künftig auch im Festnetz massiv angreifen. Und auch im Mobilfunk könnte der Telekom durch die geplante Fusion der beiden kleineren deutschen Mobilfunkanbieter E-Plus und O2 ein stärkerer Rivale erwachsen. Es gibt also genug Arbeit für Timotheus Höttges. (dpa/rs)