Milliardendeal
Telekom stockt Beteiligung an US-Tochter auf
Um die rund sechs Milliarden Euro teure Transaktionen zu finanzieren, gibt die Telekom neue Aktien aus und verkauft ihr Geschäft in den Niederlanden. Die Beteiligung an der lukrativen US-Tochter steige nach einem mehrteiligen Aktiendeal um rund 5,3 Prozentpunkte auf 48,4 Prozent, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Bonn mit. Die Aufstockung sei Teil des Ziels, sich mehr als die Hälfte der T-Mobile-US-Anteile zu sichern und damit langfristig die bereits bestehende Kontrolle über die Amerikaner und die Konsolidierung zu festigen. Der Telekom-Kurs legte kurz nach Handelsbeginn um 2,7 Prozent zu.
Zugrunde liegen gleich mehrere Deals: Mittels einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage wollen die Bonner rund 45 Millionen T-Mobile-US-Aktien vom japanischen Mischkonzern Softbank erwerben. Im Gegenzug bekommt dieser etwa 225 Millionen neue Telekom-Aktien und wird mit 4,5 Prozent der ausstehenden Aktien zum zweitgrößten Aktionär der Telekom. Größter Anteilseigner der Bonner bleibt der Deutsche Staat. Die Telekom-Aktien werden dabei mit 20 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Kurs bewertet. Die Transaktion soll bis Oktober 2021 abgeschlossen werden. Die T-Aktie legte im frühen Handel deutlich zu.
Der Aktientausch ist möglich, weil beide Konzerne im Juni 2020 vereinbart hatten, dass die Deutsche Telekom Optionen bekommt, in den kommenden Jahren 101 Millionen Aktien von T-Mobile US zu erwerben. Für 44,9 Millionen dieser sogenannten Call-Optionen wurde nach Konzernangaben ein Festpreis von 101,46 US-Dollar je T-Mobile US-Aktie vereinbart. Die übrigen 56,6 Millionen Scheine kann die Deutsche Telekom zum jeweils aktuellen Marktpreis der T-Mobile-US-Aktie kaufen.
Beim jetzigen Aktientausch übt die Telekom rund 26 Millionen Festpreis-Optionen aus und kauft zudem etwa 19 Millionen Scheine zu 140,60 US-Dollar. Bei letzterem handele es sich um den 20-Tage-Durchschnittskurs der T-Mobile-US-Aktie. Der Durchschnittspreis aller neu erworbenen Aktien liege damit bei knapp 118 Dollar und damit deutlich unter dem aktuellen Niveau. T-Mobile-US wird derzeit an der Börse mit umgerechnet knapp 143 Milliarden Euro bewertet. Das derzeit 43-prozentige Telekom-Paket kommt dementsprechend auf fast 62 Milliarden Euro. Die Telekom selbst ist derzeit 85 Milliarden Euro wert.
Rückzug aus den Niederlanden
Aus dem Nachbarland Niederlande zieht sich die Telekom dagegen zurück. Gemeinsam mit Tele2 solle T-Mobile Netherlands für 5,1 Milliarden Euro an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Apax und Warburg Pincus verkauft werden. Seit Monaten war über einen möglichen Käufer des schwächelnden Niederland-Geschäfts spekuliert worden. Nach Vollzug sollen 3,8 Milliarden Euro bei der Telekom hängen bleiben.
Gut 2,4 Milliarden Euro aus dem Niederland-Deal sollen nun dafür genutzt werden, um weitere 20 Millionen Aktien an der US-Tochter zu kaufen. Dabei handele es sich um 12 Millionen Festpreis-Optionen sowie 8 Millionen Optionen zum Marktpreis. Unterdessen bestätigte der Vorstand seine Mittelfristziele. Bis 2024 solle unter anderem das Ergebnis je Aktie auf mehr als 1,75 Euro steigen. (dpa/ad)