SAP muss sich weiter mit eigenen Produkten behaupten

Teuer erkauft: Oracle übernimmt Retek

22.03.2005
Von Ingo Butters

Kurzum: Oracle wollte nicht außen vor bleiben und legte gut eine Woche nach SAP ein um sechs Prozent höheres eigenes Angebot über 505 Millionen US-Dollar vor. Analysten überraschte der Schritt wenig: Übernahmegespräche fanden angeblich schon seit Monaten statt.

Doch die Konkurrenz von SAP ließ nicht locker und erhöhte noch einmal den Einsatz. Dieses Mal sollten elf Dollar pro Aktie, insgesamt 616 Millionen Dollar fließen. 86 Prozent über dem damaligen Börsenkurs. Auch dieses Mal verkündeten SAP und Retek in einer gemeinsamen Erklärung, die Übernahme sei perfekt. Sogar die US-Kartellbehörde hatte eine vorläufige Genehmigung des Deals ausgesprochen. Sicherheitshalber verschärfte SAP eine im Übernahmevertrag enthaltene Klausel: Sollte der Deal wieder platzen, müsste Retek 25 Millionen Dollar an SAP zahlen. Vorher waren es 15 Millionen Dollar gewesen.

Zu teuer: SAP steigt aus

Oracle reagierte blitzschnell und legte nur Stunden später ein um 20 Millionen Dollar höheres Angebot vor. Es sollte das letzte sein. Am Dienstag dieser Woche unterzeichneten Retek und Oracle eine verbindliche Vereinbarung. SAP war seinem Vorsatz treu geblieben und hatte kein weiteres Angebot vorgelegt: "Von einem weiteren Bieterkampf hätten weder die Investoren der SAP noch die gegenwärtigen und zukünftigen Kunden im Segment HandelHandel profitiert", sagte SAP-Vorstandschef Henning Kagermann. Top-Firmen der Branche Handel

Analysten werten die geplatzte Übernahme nicht als Katastrophe für SAP. Das Unternehmen könne – im Gegensatz zu Oracle – seine eigenen Produkte für den Einzelhandel weiter ausbauen. Außerdem gebe es durchaus weitere Anbieter, die per Übernahme in das SAP-Portfolio integriert werden können. Am Tag der Bekanntgabe der Retek-Übernahme durch Oracle gab das SAP-Papier an der Frankfurter Börse im Vergleich zum Vortag mit einem halben Prozent nur gering ab. Ovum-Analyst David Bradshaw merkte an: "SAP wird nicht zu enttäuscht sein, denn sie zwangen Oracle einen sehr hohen Preis zu zahlen."

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