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Cut out the middleman

Teuren Beratern geht es jetzt an den Kragen

11.08.2014
Von Axel Gloger

Peer-to-Peer, das steht für ein Geschäftsmodell, bei dem keiner mehr zwischen den Parteien „Anbieter“ und „Nachfrager“ steht. Bei Immoscout.de etwa kommen Vermieter und Wohnungssuchende über die digitale Plattform direkt zusammen. Der Makler wird nicht mehr gebraucht. Auch BankenBanken werden inzwischen von P2P-Anbietern verdrängt - Zopa, Cashare oder Auxmoney schalten das Geldhaus als Mittelsmann aus. „Die Plattformen stellen den direkten Kontakt zwischen Geldanlegern und Geldsuchenden her“, beschreibt E-Commerce-Professor Bernd Skiera die Arbeitsweise. Top-Firmen der Branche Banken

Gut beraten werden und dennoch Geld sparen: E-Commerce-Professor Bernd Skiera empfiehlt: „Verzichte auf den Mittelsmann.“
Gut beraten werden und dennoch Geld sparen: E-Commerce-Professor Bernd Skiera empfiehlt: „Verzichte auf den Mittelsmann.“
Foto: Privat

Geld sparen, Umwege vermeiden

Die Anwendung des P2P-Prinzips auf das Beratungsgeschäfts kann ratsuchenden Managern oder Unternehmern eine Menge Geld sparen. Das zeigt ein Blick auf die Funktionsweise des herkömmlichen Consultinggeschäfts: Der Berater geht in Firma A, macht ein Projekt, nimmt verwertbartes Wissen mit in das Beratungshaus. Dort mischt er es mit dem Wissen aus Projekten in Firma B und Firma C, fügt eigene Erkenntnisse hinzu, erstellt Studien, Powerpoint-Folien und Akquisematerial für den nächsten Kunden, die Firma E. Diese Arbeiten muss jeder Beratungskunde mitbezahlen, einschließlich der Schulung neuer Berater und dem Wissens-Management. So kommen Tagessätze von 1000 bis 3000 Euro zustande – Geld, das sich die Nutzer der Vistage-Plattform sparen, weil sie direkt zur Quelle des Beratungswissens gehen und dort selbst das Benötigte abschöpfen.

Auch Unternehmen, die für begrenzte und spezielle Aufgaben Rat brauchen, wird inzwischen durch P2P geholfen. Eine Markterkundungsstudie für den Absatz von Digitalkameras in Südafrika? Ein Online-Assessment für Stellenbewerber auf eine Marketing-Position? Diese und ähnliche Aufgaben können bald online beauftragt werden, Kontakt zur Nadelstreifenfraktion nicht mehr nötig: Die Plattform McKinseymoms.com vermittelt hoch qualifizierte Berater nach dem Ebay-Prinzip. Auftraggeber buchen die Leistungen stunden- oder tageweise. Die Ausführung übernehmen Beraterinnen, die aus der Tretmühle des Angestelltenlebens ausgeschieden sind, sich zu Hause um Kind und Familie kümmern, aber nicht gänzlich aus dem Beruf ausscheiden wollen. Deshalb auch der Name der Plattform, der übersetzt McKinsey-Mütter heißt. Der Dienst soll demnächst seine ersten Kunden bedienen.

Dieses Konzept zieht. „Die Zukunft der Beratung“, so wirbt ein anderer Anbieter aus derselben Branche selbstbewusst für seine Leistung: Bei hourlynerd.com können Kunden stunden- und tageweise auf das Wissen von Absolventen der besten Business Schools der Welt zugreifen, Motto: MBA-Wissen bekommen, ohne die horrenden MBA-Gehälter jenseits der 100.000 Euro im Jahr oder hochpreisige Berater-Stundensätze zu bezahlen. Beispiel: die Firma Rauschert aus Thüringen. Der Hersteller technischer Keramik brauchte schnell eine Marktanalyse - und bekam sie über hourlynerd. Ein Harvard-Absolvent übernahm den Job. „Perfektes Ergebnis in kurzer Zeit geliefert“, war anerkennend von Rauschert zu hören.

Marktanalyse für 5000 Dollar

Den klassischen Consultants könnte das Angst machen – die P2P-Formate nagen an ihrem Geschäft, weil Beratungswissen am Markt jetzt auch ohne Berater zu bekommen ist. „Der Boom der Partnerbörsen zeigt, was in diesem Geschäft möglich ist. Was diese für den Endverbraucher leisten, bringen Hourlynerd.com und andere im Consulting“, so eine Einschätzung des Informationsdienstes „Trendscanner“. So, wie die Ebay-Nutzer ihre Päckchen in Eigenarbeit packen, produzieren Manager und Unternehmer ihre Beratungsleistung in Zukunft selbst, finden Expertise ohne das ganze Consulting-Drumherum mit aufwändigen Präsentationen und Projektmeetings. Do-it-Yourself ist angesagt, freut sich Vistage-Geschäftsführer Hartmann: „Jeder Firmenchef, der teilnimmt, ist in wechselnden Rollen mal Berater, mal Kunde.“

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