Strategien


Rechenkünste der Analysten

Tückische Gartner-Prognosen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Geht von 3 Prozent Wachstum im Jahre 2012 aus: Gartner-Analyst Richard Gordon.
Geht von 3 Prozent Wachstum im Jahre 2012 aus: Gartner-Analyst Richard Gordon.
Foto: Gartner

Von 2,5 auf 3 Prozent nach oben berichtigte Gartner jetzt seine Prognose für die gesamten IT-Ausgaben. Demnach geben Firmen aus aller Welt in diesem Jahr 3,628 Billionen Dollar für IT aus. Darin enthalten sind neben Software-Ausgaben auch Investitionen in Hardware, IT-Services, Telekommunikationsgeräte und Telekommunikations-Services.

2012 ist ein Dellenjahr

Um Missverständnissen vorzubeugen, sind zwei Dinge anzumerken. Erstens umfassen die hier angeführten Software-Ausgaben weit mehr als den oben genannten Teilmarkt für Enterprise Application Software. Alles in allem werden laut Gartner in diesem Jahr nämlich 281 Milliarden Dollar im Bereich Software ausgegeben. Die Wachstumsprognose korrigierten die Analysten jetzt von 5 auf 4,3 Prozent nach unten – analog also zum Teilsegment Enterprise Application Software.

Zweitens ist darauf hinzuweisen, dass Gartner gegenüber seiner Voraussage von vor drei Monaten auch die Gesamtausgangsbasis verändert hat. 2011 wurden demnach insgesamt 3,523 Billionen Dollar für IT ausgegeben – mehr als 100 Milliarden Dollar weniger als zuletzt geschätzt. Demnach ist der IT-Gesamtmarkt im vergangenen Jahr nicht um 6,8 Prozent, sondern um 7,9 Prozent gewachsen.

Der Hinweis erscheint deshalb wichtig, weil er die von Gartner kommunizierte Korrektur durchaus in ein anderes Licht rückt. Statt 2,5 Prozent wächst der Gesamt-IT-Markt also nach aktueller Prognose in diesem Jahr um 3,0 Prozent. Hinter dieser Nachricht verstecken die Analysten aber, dass sie absolut betrachtet das Marktvolumen für dieses Jahr von 3,751 auf nur noch 3,628 Billionen Dollar de facto nach unten korrigiert haben.

Kleiner Taschenspielertrick

Es mag sich hier um einen kleinen Taschenspielertrick handeln, der dazu dient, den von den Analysten gewonnenen Eindruck einer Stabilisierung in ökonomisch unsicheren Zeiten auch in harte Zahlen gießen zu können. In jedem Fall wartet Gartner in der aktuellen Prognose mit einem durchaus verheißungsvollen Ausblick in die Zukunft auf. Demnach ist für 2013 insgesamt ein Wachstum um 4,4 Prozent zu erwarten. Das laufende Jahr wäre dann gewissenmaßen die temporäre Delle.

Zur Startseite