Christiane Stenger im Interview
"Unser Gehirn ist neugierig, aber auch faul"
Aber ich sage ja nicht: Ich mache jetzt eine Pause und klicke 15 Minuten im Internet rum.
Nein, meistens zumindest. Oft wird es mir gar nicht bewusst. Aber wie gesagt, manchmal kann eine solche Ablenkung auch sinnvoll sein. Doch eine optimale Pause sieht anders aus.
"Ich habe keine Zeit für solche Sperenzchen"
Was wäre denn eine gute Art von Pause?
Mittagspause sollte man auf jeden Fall machen und auch in Ruhe essen. Am besten geht man noch kurz an die frische Luft und bewegt sich. Natürlich ist man oft aber lieber faul und geht schnell in die Kantine und dann gleich wieder an die Arbeit.
Gerade, wenn man viel zu tun hat.
Ja, man denkt: Ich habe keine Zeit für solche Sperenzchen. Aber aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es total viel bringt, wenn man noch mal ein paar Schritte geht, ein bisschen Frischluft schnappt und die Gedanken schweifen lässt.
Sie schreiben in Ihrem Buch auch, morgens mal nicht die Mails zu lesen, sondern sich direkt den wichtigen Aufgaben zu widmen.
Ich würde nicht sagen, dass man die E-Mails gar nicht lesen soll. Man sollte sie auf jeden Fall überfliegen und die wirklich Wichtigen schnell erledigen. Doch darum geht es gar nicht.
Sondern?
Mir geht es darum, dass ich mich nicht den ganzen Vormittag damit beschäftige, Mails zu beantworten, die teilweise einfach banal sind. Auch, wenn ich es gerne mache, weil Mails schreiben nicht so anstrengend ist. Aber die Gefahr besteht, dass ich deswegen nicht mehr dazu komme, meine richtig wichtigen Projekte in Angriff zu nehmen.
- Zufrieden sein
Lernen Sie, mit dem, was Sie erreichen, zufrieden zu sein, auch wenn es von außen keine Anerkennung gibt. Loben Sie sich also auch einfach mal selbst, und erkennen Sie Ihre Leistungen an. - Erfolge registrieren
Nehmen Sie Ihre Erfolge wahr, nicht nur das, was schief gegangen ist. - Aufgaben ablehnen
Sagen Sie öfter Nein. - Über Stress reden
Wann immer Sie wieder gestresst sind: Geteilter Stress ist halber Stress. Also reden Sie darüber. - Rituale schaffen
Versuchen Sie, ein Ritual zu finden, das den Job klar von Ihrem Feierabend und vor allem dem Wochenende abgegrenzt. - Quelle
Christiane Stenger, "Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt! - Gebrauchsanweisung für Ihren Kopf", 252 Seiten, EAN 9783593500126, ISBN 978-3-593-50012-6
Das kann ich doch auch nachmittags machen …
Aber nachmittags bin ich schon müde. Deswegen kann ich den Rest der Mails eher dann beantworten oder in einer Ruhepause.
Nun stören ja nicht nur Mails den Arbeitsfluss, sondern auch mal der Kollege. Wie kann ich damit am besten umgehen?
Optimal ist es, wenn es in einem Büro Rückzugsmöglichkeiten gibt, also Räume, in denen sich ungestört arbeiten lässt. Den netten Kollegen kann man höflich fragen, ob es total dringend ist oder ob er noch mal in einer Stunde wiederkommen kann.
Und wenn der Chef neben mir steht?
Da hilft es nichts. Da muss die Arbeit eben warten.