Christiane Stenger im Interview
"Unser Gehirn ist neugierig, aber auch faul"
Mails, Kollegen, das piepende Handy - das alles erfordert auch Multitasking. Kann sich mein Gehirn da überhaupt auf eine Sache fokussieren?
Solche Muster haben sich inzwischen eingeschlichen: Ich fange an, eine E-Mail zu schreiben, telefoniere, schaue dabei noch schnell etwas nach und dann fällt mir ein, dass ich eigentlich vorhatte, einen anderen Vorgang zu bearbeiten.
"Wenn man eine Mail später beantwortet, ist nichts verloren"
Und wie ändere ich solche Muster wieder?
Ich habe eine Technik für mich gefunden, nämlich die Pomodoro-Technik.
Davon habe ich noch nie gehört.
Das ist eine Zeitmanagement-Technik. Ich stelle meinen Timer auf dem Smartphone auf 25 Minuten und nehme mir vor, mich nicht ablenken zu lassen und konzentriert an meinem Projekt zu arbeiten.
Und das funktioniert?
Ja. 25 Minuten sind eine super Zeitspanne. Das Gehirn bleibt ganz entspannt und ist noch nicht genervt, sich länger zu konzentrieren. Und wenn der Wecker klingelt, darf man schon wieder eine kleine Pause machen und kurz bewusst prokrastinieren.
Was, wenn mir in den 25 Minuten einfällt, dass ich eigentlich auch noch ganz dringend etwas anderes machen müsste?
Falls ein solcher Gedanke auftaucht und ich mich nicht mehr konzentrieren kann, weil mein Gehirn die ganze Zeit an die Tür klopft und sagt: "Ey, da ist noch etwas ganz Wichtiges!", dann ist es natürlich sinnvoller, mich der anderen Aufgabe zuzuwenden. Wenn ich mir aber klar mache, dass ich das andere Projekt auch in 25 Minuten erledigen kann, mache ich mir eine entsprechende Notiz und arbeite an dem begonnenen Projekt weiter.
- Ziele formulieren
Schreiben Sie Ihre Ziele und Vorsätze auf. - Mit einfachen Aufgaben anfangen
Auch wenn Sie zu denen gehören, die immer gerne mit den schwierigsten Aufgaben anfangen: Überlegen Sie, ob das auch an diesem Tag und bei diesen Aufgaben so sinnvoll ist oder ob Sie nicht lieber mit einer anderen Aufgabe beginnen, die Ihnen momentan mehr Spaß machen würde. Mit Begeisterung gelingt alles besser. - Zeit messen
Gewöhnen Sie sich an, zu Beginn und am Ende einer Aufgabe auf die Uhr zu schauen, zum Beispiel bei dem Beantworten von E-Mails. Mit zunehmender Berufserfahrung können Sie den Zeitaufwand einer Aufgabe sowieso immer besser einschätzen. - Freizeit eintragen
Tragen Sie Ihre Freizeitaktivitäten, vor allem Ihre Sporttermine, genauso konsequent wie die geschäftlichen Termine in Ihren Zeitplan ein, und handeln Sie auch danach. - Nur einen Kalender verwenden
Nutzen Sie nur einen einzigen Kalender, in dem Sie alle Ihre Termine notieren. - Quelle
Christiane Stenger, "Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt! - Gebrauchsanweisung für Ihren Kopf", 252 Seiten, EAN 9783593500126, ISBN 978-3-593-50012-6
Manchmal liest man ja auch gar nicht bewusst Mails, sondern sieht nur ein kleines Fenster aufpoppen, das einem den Betreff anzeigt - und klickt dann auf die Mail.
Es macht Sinn, solche Funktionen auszustellen. Diese Fenster lenken einfach ab, da unser Gehirn unfassbar neugierig, aber auch faul ist, denn es will Energie sparen, denn man weiß ja nie, was noch kommt. Und wenn man eine Mail mal eine halbe Stunde später beantwortet, ist auch nichts verloren. Wenn etwas wirklich dringend ist, rufen die Leute sowieso an.
Sie schreiben, dass es meine Leistungsfähigkeit reduziert, wenn ich mich unterbreche oder unterbrochen werde.
Ja, Studien gehen davon aus, dass wir mehrere Minuten brauchen, um wieder ins Thema zu finden, vor allem, wenn es kompliziert ist.
Wie kann ich mein Gehirn dazu bringen, schneller wieder zum Thema zurückzukommen?
Das ist schwierig. Manchmal hilft da Papier und Stift: Man versucht sich zumindest an die letzten Gedanken zu erinnern und sie zu notieren.