Leidenschaft und Einsatz
Von Bastian Schweinsteiger führen lernen
Schmerzstillende Spritzen vor jedem Spiel, im Finale gegen Argentinien ohne Betäubung mit sechs Stichen genäht und Gott sei Dank öfters aufgestanden, als er "hingefallen wurde". Danach körperlich und mental fix und fertig und in ein tiefes Loch gefallen. Exakt 100 Tage nach dem Titelgewinn auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße in München mit großem Hallo empfangen und wieder zum ersten Mal gegen einen Ball getreten.
Ist jetzt nun Bastian Schweinsteiger der Prototyp eines echten Leaders? Gibt es speziell in Unternehmen für diesen archaischen Führungsstil Bedarf, gerade in der jetzigen Diskussion über "Schwarmintelligenz", flache Hierarchien, Entscheidungsfindung im Konsens oder über "Gruppen-Happyness" als Erfolgsfaktor. Ich sage bedenkenlos ja, auch weil Bastian Schweinsteiger perfekten Anschauungsunterricht gegeben hat, was Leidenschaft, Einsatz und Vorleben einer Führungskraft bewirken kann, wenn es drauf ankommt.
In kritischen Situationen brauchen auch Unternehmen Typen wie Bastian Schweinsteiger. Es macht einen Unterschied, ob die Menschen an der Spitze nur "für die Tribüne spielen", oder Führungsspieler sind, die eine klare Richtung vorgeben, sich nicht aus der Verantwortung stehlen und auf die man sich verlassen kann. Die Akzeptanz ihrer Entscheidungen beruht dabei zu großem Teil auf "Vorleben" und "Vormachen", oder wie Albert Schweitzer es perfekt formulierte: "Ein Beispiel zu geben ist nicht die wichtigste Art, wie man andere beeinflusst. Es ist die einzige."
Weil das Zeigen und Erzeugen von Leidenschaft ein entscheidender Charakterzug erfolgreicher Führungspersönlichkeiten ist, steht es auch am Anfang meiner Übersetzung des Wortes Leader:
L = Leidenschaftlich...
... wie Schweinsteiger sein, nicht aufgeben, von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Begeisterung für seine Aufgabe zeigen, Morgens der Erste und Abends der Letzte ist hier die Devise. Getreu dem Leitsatz von Ordensgründer Augustinus: "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst!"
E = Entschlossenes Handeln in kritischen Situationen
Wie Manuel Neuer, der als mitspielender Torwart in Bruchteilen von Sekunden mutige und risikoreiche Entscheidungen treffen und Verantwortung für sein Team übernehmen musste. Das zeichnet Führungskräfte aus, nicht zagen und klagen, sondern wagen und gewinnen. Und dies nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch in Unternehmen beim Beschreiten neuer Wege oder beim Umsetzen anspruchsvoller, ungewohnter Aufgaben.
A = Agieren im Team
Bei unseren Weltmeistern konnte sich Chef-Coach Jogi Löw auf sein Team (Fitness-/Torwart-/Taktik-Trainer, Spielbeobachter, Ärzte, "Phyisios", Masseure "hinter dem Team" verlassen und sich speziell mit seiner "rechten Hand", Co-Trainer Hansi Flick, vertrauensvoll austauschen. So führt man erfolgreich. Meinungen von Spezialisten einholen, Handlungsoptionen mit seinem Führungsteam besprechen und bewerten, Entscheidungen treffen und umsetzen. Dieser Führungsstil entbindet natürlich nicht von der letztendlichen Verantwortung, aber die Chance damit "richtige" Entscheidungen zu treffen ist deutlich höher, als aus einem einsamen "Elfenbeinturm".
D = Demut
Hier fallen einem sofort die Bilder nach dem grandiosen 7:1 Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale gegen Brasilien ein. Kein überschwänglicher Jubel, keine Freudentänze auf dem Rasen, sondern mitfühlendes Trösten der Verlierer. So muss es sein, Dankbarkeit gegenüber dem Erreichten und gegenüber den Mitspielern. Große Spieler lassen andere glänzen, Selbstdarsteller sind fehl am Platz und werden als Führungskraft nicht akzeptiert.
E = Ehrgeizige, motivierende, begeisternde Ziele setzen
So wie Jogi Löw: "Wir wollen Weltmeister werden!" Dabei sollte man immer den Anspruch haben, den Titel (Weltmeister, Marktführer, Bestes Produkt, Beliebtester Arbeitgeber, Wertvollste Marke,…) zu holen. Zweiter zu werden, bedeutet leider schon erster Verlierer zu sein. Ehrgeizige, aber machbare Ziele geben Orientierung, schärfen den Fokus der Beteiligten und motivieren zu besonderem Einsatz. Weltmeisterlich führt man, wenn jedem Einzelnen sein persönlicher Beitrag zum Erreichen des gemeinsamen Zieles klar ist, und dass bei der Zielerreichung auch entsprechend gefeiert wird, versteht sich von selbst.
R = Respektvolles Umgehen miteinander
Gerade das Mannschaftsdienliche Verhalten des nach dem Algerien-Spiel nicht mehr berücksichtigen Peer Mertesacker ("Wat wolln Se denn?!") zeigt, wie entscheidend es bei erfolgreicher FührungFührung ist, alle Beteiligten "mitzunehmen" und im Umgang miteinander nicht zwischen "Stamm- und Ersatzspielern" zu unterscheiden. Jedes Teammitglied ist gleich wertvoll und wichtig. Ungerechtfertigte, emotionale Schuldzuweisungen nach Niederlagen sind zu vermeiden, Ergebnis sollte sachlich von Leistung und äusseren Einflüssen getrennt werden und natürlich den Siegeslorbeer gemeinsam teilen. So entsteht ein Weltmeister-Team. Alles zu Führung auf CIO.de
Anscheinend gehört Scheitern tatsächlich zum Erfolg dazu und man kann tatsächlich aus Niederlagen lernen. Auch Bastian Schweinsteiger musste auf dem Weg zu seinem vierten Stern schmerzhafte Erfahrungen machen, wie z.B. das Aus im Halbfinale mit der Deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2010 und sein verschossener Elfmeter beim verlorenen Champions-League Finale mit dem FC Bayern München im Mai 2012. Aber vielleicht waren gerade diese negativen Erlebnisse auch ausschlaggebend für sein jetzt erlebtes Verhalten und für seine Entwicklung als echter Leader
Man könnte zu erfolgreicher Führung noch viele herausragende Persönlichkeiten zitieren, mir ist aber folgender Satz der Fußball-Legende Pele am liebsten: "Erfolg ist kein Zufall. Er kommt zu uns durch harte Arbeit, Ausdauer, Lernen, Aufopferung und vor allem Liebe zu dem, was wir tun, oder lernen!"
- Berater Hans-Peter Machwürth,...
.... Geschäftsführer der Unternehmensberatung Machwürth Team International, zieht einige Schlüsse aus der Teamleistung der deutschen Nationalmannschaft während der WM 2014 in Brasilien. - Hunger und Gier nach Erfolg.
Wer Herausragendes leisten möchte, muss hungrig auf den Erfolg sein – denn der erfordert meist auch, zuweilen an die Schmerzgrenze zu gehen. Das war bei der deutschen Mannschaft der Fall. Anders war dies beim spanischen Team, das weitgehend aus Spielern bestand, die schon einmal die Welt- und die Euromeisterschaft gewonnen hatten. Es war satt. Entsprechend statisch und lethargisch war seine Spielweise. - Zufriedene Ergänzungsspieler
Es war bei der WM immer wieder begeisternd zu sehen, wie gutgelaunt auch solche Spieler wie Roman Weidenfeller und Lukas Podolski waren, obwohl sie bei den Spielen entweder die ganze oder meiste Zeit auf der Ersatzbank saßen. Von Missgunst oder Neid keine Spur. Vielmehr hatte man nach dem Filiale den Eindruck: Sie freuen sich ebenso über den WM-Titel wie die Spieler, die die Hauptprotagonisten des Erfolgs waren. Auch das war ein zentraler Erfolgsfaktor. Und das war vielleicht die größte Leistung der Führungskraft Jogi Löw, da Grabenkämpfe das Team schnell hätten auseinander brechen lassen.