CIO-Top-Vorsatz für 2025
Warum CIOs die IT-Reputation in Schwung bringen sollten
Vergessen Sie mal kurz das Thema künstliche Intelligenz (KI). IT-Führungskräfte müssen im kommenden Jahr zwei wichtige Lücken schließen: Die Wahrnehmung des Geschäftswerts der IT durch die Führungsebene sowie die Fähigkeit der Endanwender, aus den von der IT bereitgestellten Lösungen einen echten Nutzen zu ziehen.
Die gute Nachricht: Während sich die Aufmerksamkeit der Führungskräfte auf das Jahr 2025 verlagert, sind sie - wenn auch nur kurz - dafür offen, sich auf das Verstehen und Ausnutzen technologischer Chancen zu konzentrieren.
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Diejenigen von uns, die beruflich Kaffeesatz lesen, beklagen eine Tatsache: dass die IT-Trendanalyse in den vergangenen Jahren vom Begriff "ChatGPT" vereinnahmt wurde. In der Tat, vermutlich jedes Vorstandsmitglied hat inzwischen mit generativer KI gespielt. Man muss zudem anerkennen, dass KI ein anderes Level ist. Schließlich haben frühere "heiße" Technologien wie Client/Server und Cloud nicht annähernd so viel Platz in den Köpfen des Vorstands bekommen.
IT ist mehr als KI
Heute wird kaum jemand bestreiten, dass fast alles, was mit IT zu tun hat, zu einer Diskussion über generative KI geworden ist. Obwohl Gartner prognostiziert, dass bis 2030 jeder Dollar an IT-Ausgaben eine KI-Komponente haben wird, müssen CIOs die kollektive Technologievorstellung über KI hinaus erweitern.
Ich habe 40 führende Technologieexperten befragt, auf welche Technologietrends CIOs abseits der KI im kommenden Jahr achten sollten.
Die Erwartungslücke
In den USA breitet sich Skepsis aus, dass CIOs über die Fähigkeit verfügen, Werte zu schaffen. Dem muss dringend entgegengewirkt werden. Im jüngsten 180-seitigen Whitepaper von McKinsey über Technologie heißt es: "Die meisten Unternehmen erreichen weniger als 30 Prozent der Wirkung, die sie von ihren digitalen Investitionen erwarten."
Das IBM Institute for Business Value befragte 2.500 Führungskräfte und fand heraus, dass nur 36 Prozent der CEOs, 50 Prozent der CFOs und 47 Prozent der technischen Führungskräfte überzeugt sind, dass die IT-Organisation grundlegende technologische Dienstleistungen effektiv bereitstellt - ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2014.
Wer vertraut der IT?
Die Entwicklung deutet darauf hin, dass das Vertrauen in die IT über die Jahre erodiert ist. Auch auf dem Gartner IT-Symposium/Xpo 2024 in Barcelona erfuhren die Teilnehmer, dass "im Durchschnitt nur 48 Prozent der digitalen Initiativen die Zielvorgaben für Geschäftsergebnisse erreichen oder übertreffen". Aus makroökonomischer Perspektive zeigen Daten, dass die IT-Ausgaben seit dem Jahr 2000 um 130 Prozent gestiegen sind, während das BIP nur um 29 Prozent zugenommen hat.
CIOs müssen sich in das komplexe System der IT-Erwartungen einschalten und dafür sorgen, dass die wichtigsten Stakeholder verstehen, wo, warum und zu welchem Zweck Geld für IT ausgegeben wird. Dies lässt sich am besten über drei Hebel erreichen:
Transparenz, damit die Menschen wissen, wie viel und wofür das Geld ausgegeben wird;
Kontrolle, damit Stakeholder ein Mitspracherecht haben, wie viel und wofür das Geld ausgegeben wird;
Erklärbarkeit, damit die Menschen verstehen, warum das Geld dort ausgegeben wird, wo es ausgegeben wird.
Der von der IT geschaffene Wert kann nicht verallgemeinert werden nach dem Motto: "Wir hatten keine nennenswerten Sicherheitsvorfälle", oder "Die Betriebszeit war letztes Jahr ziemlich gut". Daher müssen Erträge aus IT-Investitionen auf die Ebene der einzelnen Abteilungen, Interessengruppen und Mitarbeiter heruntergebrochen werden. Den Stakeholdern muss bewusst gemacht werden, welchen Wert sie von der IT erhalten.
Gleichzeitig müssen CIOs vom Mindset "Erwartungen erfüllen" zur Perspektive "Erwartungen übertreffen" übergehen. Der Konsens unter den von mir befragten Tech-Managern zeigt, dass weniger als zehn Prozent der IT-Organisationen die Erwartungen übertreffen.
Die Tech-Kompetenz-Lücke
Während seiner siebenjährigen Tätigkeit als Assistant Secretary of Commerce for Communications and Information, in der er einer der wichtigsten Berater des Präsidenten, des Vizepräsidenten und des Handelsministers war, prägte Larry Irving den Begriff "Digital Divide" (digitale Kluft). Zudem setzte er sich auf nationaler und internationaler Ebene für einen gerechteren Zugang zum Internet und verwandten Technologien ein. Eine Erkenntnis: Es reicht nicht aus, die Technologie in die Hände der Endnutzer zu übergeben. Die Anwender müssen auch verstehen, wie sie die Technologie produktiv nutzen können.
Viele CIOs berichten von Missverständnissen unter ihren Mitarbeitenden in Bezug auf die Frage, wann die Aufgabe der IT erledigt ist. Während der Implementierung einer Kollaborationsplattform fragte eine Projektmanagerin ihr Team: "Wann sind wir fertig?" Das Team antwortete einstimmig: "Wenn wir das Symbol für die neue Anwendung auf den Desktops aller Mitarbeiter installiert haben." Die bessere Antwort wäre gewesen: "Wenn alle User wissen, wie sie die Applikation nutzen können, um einen Mehrwert zu schaffen."
IT-Nutzer sollen IT nutzen
Ein CIO schlug so etwas wie Tupperware-Partys vor. Es meint persönliche, praktische Veranstaltungen ähnlich wie die Hausvorführungen, bei denen Menschen gezeigt wird, wie sie mit den bereitgestellten IT-Diensten einen Mehrwert schaffen können.
Greg Brockman, Mitgründer und derzeitiger Präsident von OpenAI, erklärte: "Es reicht nicht aus, diese Technologie zu produzieren, sie über den Zaun zu werfen und zu sagen: 'OK, unsere Aufgabe ist erledigt. Soll die Welt es doch selbst herausfinden.'"
Nicht alle brauchen die gleiche Schulung
In vielen Unternehmen herrschen heute negative Einstellungen und Annahmen in Bezug auf Technologien vor. Wie Arnold Schwarzenegger sagte: "Viele Leute machen sich Sorgen über künstliche Intelligenz; ich mache mir mehr Sorgen über die grundlegende Dummheit." Daher müssen CIOs den von der IT erbrachten Wert modular und personalisiert artikulieren. Genau so müssen sie auch die mit Technologieinitiativen verbundenen Schulungen modularisieren und personalisieren.
Nicht nur im Verkehrsministerium des US-Bundesstaates Ohio haben CIO Charles Ash und sein Team erkannt, dass die technologische Kompetenz ungleichmäßig über die gesamte Stakeholder-Basis verteilt ist. Daher werden Technologieprojekte auf das gesamte Spektrum der IT-Kenntnisse zugeschnitten, von widerstrebenden bis hin zu fortgeschrittenen Nutzern der Technologie. Sollten Sie das nicht auch tun? Wenn Sie wollen, dass die IT-Organisation den Ruf einer wertschöpfenden Abteilung bekommt, sollten Sie spätestens Anfang des neuen Jahres damit beginnen. (ajf/jd)