Frauen in Führungspositionen

Warum es mit dem Vorstandsposten nicht klappt

02.11.2009
Von Monika  Henn

Die Wurzel des Verhaltens

Interessant sind auch die evolutionsbiologischen Wurzeln unseres Konkurrenzverhaltens im Tierreich. Zu Konkurrenz kommt es - so die Münchener Psychologieprofessorin Doris Bischof-Köhler - beim Kampf um die Weibchen. Die Männchen reduzieren die negativen Folgen des Kämpfens, indem sie Kampfhandlungen ritualisieren, etwa durch eine Beißhemmung bei Unterwerfungsgestik, und vor allem durch die Ausbildung von Rangstrukturen.

Im Mittelpunkt: Frauen haben ein anderes Verständnis von Rangordnung.
Im Mittelpunkt: Frauen haben ein anderes Verständnis von Rangordnung.

Das männliche Konkurrenzverhalten, das aus dem Werben um das Weibchen resultiert, besteht aber nicht nur aus Aggression, sondern auch aus der Disposition, sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen. Ebenso gehören dazu erhöhte Unternehmenslust, größere Risikobereitschaft und die Bereitschaft, sich mit Unbekanntem zu konfrontieren. Zu diesem männlichen Konkurrenzverhalten gibt es evolutionsbiologisch kein weibliches Pendant. Aggression tritt bei Weibchen ohne Vorwarnung und ohne Beißhemmung auf, und zwar bei Konflikten um die Nahrungsaufnahme oder bei der Verteidigung von Jungtieren.

Natürlich darf man Beobachtungen im Tierreich nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen. Aber die Parallelen zum Treiben in Unternehmen springen allzu oft ins Auge. Auch ich habe in meiner Studie zahlreiche Beispiele dafür gefunden, dass Frauen Konkurrenzsituationen lieber vermeiden. In Meetings betreiben Männer in der Anfangsphase viel Selbstdarstellung und Konkurrenzrituale, um die Rangordnung zu klären. Frauen übergehen diese Phase gern und wollen schnell zur Sache kommen. Und natürlich ist unser gesamtes, männlich dominiertes Arbeitsleben von Hierarchien geprägt.

Entwicklungspsychologen gehen etwas anders an das Thema Konkurrenzverhalten heran. Sie haben aufschlussreiche Beobachtungen bei Kindern gemacht und beschreiben geschlechtsspezifische Gruppenstrukturen, die sich im Verhältnis der Kinder untereinander entwickeln. Bei den Jungen bildet sich eine sogenannte Dominanzhierarchie heraus. Durch Imponieren und Einschüchtern erkämpfen sie eine Rangordnung ("Hackordnung"). Dies geschieht durch körperliche Auseinandersetzungen oder verbal durch dominantes Gesprächsverhalten (prahlen, sich aufspielen, laut sein, den anderen bedrohen).

Charakteristisch ist dabei, dass diese Rangordnung gut erkennbar und zeitlich sehr stabil ist und dass Vorrechte dem Ranghöheren vorbehaltlos zugestanden werden. Die Rangordnung ist somit einerseits konfliktreduzierend und andererseits förderlich für Entscheidungen. Denn der Rangniedere akzeptiert, dass er mit seiner Meinung gegenüber den Ranghöheren zurückstehen muss. Dies geht jedoch auf Kosten von Kreativität und lässt persönliche Interessen außer Acht.

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