Praxis-Erfahrungen

Was bringt Unified Communications?

12.01.2012
Von Sabine Schäfer und Dr. Helmut Schäfer

Die Klippen der UC-Lösungen I

Die heute verfügbaren Unified-Communications-Portfolios bieten also teilweise beträchtlichen Mehrwert für die Unternehmenskommunikation. Arbeitszeit und spezifische Fähigkeiten - insbesondere der Teleabeiter und der ständig mobilen Mitarbeiter - lassen sich besser ausschöpfen. Die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen wird effizienter, die Bildung spontaner Arbeitsgruppen einfacher.

Allerdings gilt es bei Auswahl, Auslieferung in die Fläche und Betrieb eine Reihe von Klippen zu umschiffen. Sie fallen vor allem in die Rubriken Komfort (Benutzerakzeptanz), Komplexität und Kosten.

1. Jugendliche Dynamik und Altlasten

Die UC-Portfolios enthalten viele Elemente der jüngsten Technikgeneration. Softphones wie auch die Einbindung mobiler Geräte sind aktuelle Entwicklungen. Dasselbe gilt für die VirtualisierungVirtualisierung von UC-Servern und eine Reihe anderer Leistungsmerkmale. Hier ist mit den üblichen Startproblemen zu rechnen: Funktionslücken, mangelndes Know-how (Fehlkonfigurationen, lange Fehlersuche), Instabilitäten und Unverträglichkeiten sowie häufige Release-Wechsel. In der Folge dauert alles länger, vorübergehend gibt es weniger Komfort als erwartet, und die Kosten steigen. Alles zu Virtualisierung auf CIO.de

Auf der anderen Seite kaschieren manche Portfolios ihre gravierenden Funktionslücken schon auch mal mit Vorläuferprodukten aus alten Zeiten. Im Zweifel sollte der Kunde unbedingt die zugrundeliegenden Protokolle sowie die Integration in die UC-Betriebswerkzeuge prüfen. Das hilft, Fehlinvestitionen in solche Altlastkomponenten zu vermeiden.

2. Strukturelle Komplexität

Der Funktionsreichtum der großen und weit entwickelten UC-Lösungen, zum Beispiel Cisco Unified Communications oder Microsoft Lync, schlägt sich in einer oft unterschätzten Komplexität der Server-Infrastruktur nieder. Sie wird noch dadurch vergrößert, dass es sich bei vielen der Server-Instanzen eigentlich um redundante Server-Pools/-Cluster handelt. Die Bedienung großer Benutzerzahlen und die notwendige Verfügbarkeit verlangen das. Eine funktional reiche, global ausgerollte UC-Lösung kann sich ohne weiteres auf über 100 Server-Instanzen auswachsen.

3. Betriebliche Komplexität

Selbst wenn Server-Instanzen virtualisiert werden - es bleibt der Aufwand für Konfiguration, Wartung, Qualitätsüberwachung und Fehlersuche. Ausrollen und Betrieb einer UC Lösung stellen die IT vor beachtliche Herausforderungen. Sie beginnen mit der oft erforderlichen Aufrüstung der Endgeräte: Benötigt das Softphone Windows 7? Reicht Dual Core mit 2 GHz für HD Video?

Sie setzen sich fort in Ausbaumaßnahmen im Netzbereich und bei den Sicherheitsergänzungen. Und sie greifen tief in die Server-Infrastruktur ein: Es entstehen Zusatzlasten durch Präsenzdienste, Videoströme, Zugriff auf Mail-Server, Verzeichnisdienste etc. Hinzu kommen Maßnahmen zur Akzeptanzsicherung und Prüfung. Insbesondere die qualitative Überwachung des Echtzeitverkehrs mit Drilldown im Fehlerfall ist alles andere als eine triviale Aufgabe!

Für die Auswahl einer UC-Lösung ist also wichtig, inwieweit sie über effiziente Werkzeuge zur Vereinfachung der Auslieferung und zur Aufrechterhaltung des Betriebs verfügt. Gibt es Mechanismen zur automatischen gegenseitigen Kontaktaufnahme zwischen UC-Komponenten? Und zur Autokonfiguration? Zur Konfiguration von Gerätegruppen mittels Richtlinen ("Policies")?

Zur Installation und Inbetriebnahme großer Mengen von Endgeräten? Erlauben die Testwerkzeuge zeitgeplante spezifische Gerätetests genauso wie End-to-end-Tests mit einstellbaren Lasten? Lassen sich Änderungen der Rufnummernpläne vorab simulieren? Werden Ton- und Bildqualitäten live überwacht, Trends ermittelt sowie intelligente Fehleranalysen und Handlungsanweisungen bereitgestellt?

Diese und verwandte Kriterien sollten bei der Auswahl einer UC Lösung im Vordergrund stehen. Die Benutzer erwarten eine der klassischen Telefonie gleichwertige Stabilität und Übertragungsqualität. Rückschritte sind inakzeptabel.

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