Offshore Outsourcing

Was kostet die Welt?

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Das sieht Peer Gribbohm, Partner bei Deloitte, nur zum Teil so. Das internationale Beratungshaus hat genau wie alle großen IT-Consultants das Thema Offshore längst für sich entdeckt und beschäftigt 2000 Mitarbeiter in Bombay sowie im Entwicklungscenter in Hyderabad. Diese erwirtschaften zwei Drittel des Umsatzes mit Support und Entwicklung rund um Enterprise Ressource Planning, meist SAP.

Seinen Anfang hat das Geschäft in Indien allerdings mit Business Process OutsourcingOutsourcing genommen: Indische Ärzte prüfen, ob amerikanische Krankenhäuser ihre Rechnungen an die Kassen korrekt gestellt haben. Die Kosten sind so von 100 Euro pro Stunde Rechnungsprüfung auf 15 Euro gefallen. Gribbohm verspricht ähnliche Effekte auch für Geschäftsprozesse im Finanz- und Personalbereich: "Indien hat in den vergangenen Jahren zwar Gehaltszuwächse von 20 Prozent gesehen, aber wir sind auf der Prozessseite auch besser geworden." Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Welche Projekte sich eignen

Die Palette an möglichen Projekten für Offshore Sourcing hält Gribbohm deshalb noch für erweiterbar. Besonders geeignet seien E-Learning, Website- und Katalogpflege: "Warum sollen wir nur den Support der Systeme machen? Wir könnten doch auch die Sachbearbeiter stellen." Für geeignet hält er die Überwachung von Rechenzentren - "im Augenblick noch kein Markt, aber die Tools werden immer besser" - sowie Druck und Versand von Infobroschüren: "Ich sage nicht, dass das im Moment schon funktioniert - aber es wird kommen." Fast euphorisch erzählt Gribbohm von Projekten, die Deloitte offshore abwickelt. "Wir würden das ja nicht machen, wenn man dabei kein Geld verdienen könnte - auch wenn unsere Stundensätze dadurch runtergehen."

Allwermann von Perot Systems schränkt Projekte für Offshore Sourcing stärker ein, wobei er betont, dass bei einer etablierten Zusammenarbeit das Spektrum erweiterbar sei. Zum Einstieg hält er Pilotprojekte für geeignet, die vier Kriterien erfüllen:

- Es sollte etwas Neues entwickelt werden, ruhig auch mit intensiver Integration von Altsystemen.

- Die Laufzeit sollte zwischen sechs und zwölf Monaten betragen.

- Das Auftragsvolumen sollte bei mindestens 500000 Euro liegen.

- Eine Migration und längerfristige Maintenance sollten vorgesehen sein.

Welche Unternehmen sich eignen

Die Mitarbeiter von Skandia scheint das nicht zu schocken: Eine "unwahrscheinlich tolle Arbeitseinstellung", lobt Balbina Sostak, die als deutsche Projektmanagerin den persönlichen Kontakt zu den Wipro-Mitarbeitern pflegt. Neue Versicherungsprodukte ließen sich jetzt schneller auf den Markt bringen; die ausgelagerten Tätigkeiten würden somit vor Ort neue Aufgaben schaffen.

Und menschlich gesehen hätten die Inder ebenfalls eine gute Wirkung auf die gesamte Arbeitsatmosphäre. "Man kann sich fast nicht mit ihnen streiten", berichtet Sostak, die damit das herausstreicht, was Westeuropäer bei Verhandlungen gern als umständliche Art kritisieren: Die Inder widersprächen durch die Blume; keiner füttere sein Ego durch offene Konfrontation. "Man achtet mehr aufeinander", meint Ulrich Franz aus der Skandia-IT. Er arbeitet mit den Wipro-Leuten an einem Tisch und überlegt sich, jetzt auch mal privat nach Indien zu reisen. "Ich bin schon zweimal zu Hochzeiten von Kollegen eingeladen worden."

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