Offshore Outsourcing
Was kostet die Welt?
Skandia erfüllt also drei von vier Voraussetzungen, durch die sich ein Unternehmen für die Strategie des Offshore Outsourcing eignet:
- Die eigenen Mitarbeiter sind offen.
- Sie sprechen alle Englisch.
- Das Management steht hinter dem Konzept.
Lediglich in einem Punkt passt Skandia so gar nicht in diese Riege: "Unsere Kunden setzen im Durchschnitt vier bis sechs Millionen Euro pro Jahr bei uns um", erzählt Spijkers von Wipro. Skandia Deutschland liegt weit darunter. Auch die von Perot Systems empfohlenen 30 bis 50 Mitarbeiter in der Anwendungsentwicklung können die Berliner nicht aufweisen - so groß ist gerade einmal die gesamte IT-Mannschaft von Moreno. Skandia kann somit als Beleg dafür gelten, dass Offshore auch im Mittelstand funktioniert.
Welches Herkunftsland geeignet ist
Niemietz, der im September zu Nordzucker nach Braunschweig wechselt, lobt den Arbeitseinsatz der Inder, die so laut Meta Group 85 Prozent des Offshore-Markts erobert haben. Osteuropäische Länder, Israel oder China bieten zwar vergleichbare Leistungen, wie der "Buyer's Guide to Offshore Outsourcing" unseres US-amerikanischen Schwesterblatts CIO belegt.
Auf einer animierten Weltkarte unter www.cio.com listet die Forschungsleiterin der Giga Information Group, Stephanie Overby, jedoch auch auf, mit welchen Nachteilen in den einzelnen Ländern zu rechnen sei. So erhält China Abzüge für schlechtes Englisch und Israel aufgrund des "geopolitischen Risikos", während in Polen, Ungarn und Tschechien zwar die Leistung stimme, der EU-Beitritt das Lohnniveau jedoch zu verändern drohe. Ampeln signalisieren dem Leser, welche Herkunftsländer welche Voraussetzungen bieten.
Neben dem Preis pro Entwicklerstunde, Sprachvermögen und politischer Stabilität sollten CIOs zwei Faktoren beachten, die Overby in ihrem Ranking nicht berücksichtigt: Erstens fließen Daten nicht überall gleich sicher vom Anbieter zurück zum Kunden.
So ging beispielsweise das "I love you"-Virus von den Philippinen aus um die Welt, und einige osteuropäische Länder verfügen über eine noch weitaus talentiertere Hackerszene. Daraus ergeben sich echte und zum Teil auch nur imagebedingte Probleme: "Die russischen IT-Anbieter sagen, dass sie 80 Prozent ihrer Zeit dafür verbrauchen, die Skepsis gegenüber ihrem Heimatland abzubauen", sagt Gartner-Analyst Ian Marriott.
Zweitens erwächst aus den verschiedenen Zeitzonen ein Kommunikationsproblem, gibt Allwermann von Perot Systems zu bedenken. Auch wenn Offshore-Mitarbeiter im Schnitt zwei Stunden länger im Büro sitzen als ihre deutschen Kollegen, errechnet Allwermann: "Will man eine kommunikative Abdeckung zwischen Offshore- und On-Site-Arbeitszeit von rund 75 Prozent, dann sollte der Zeitunterschied nicht mehr als vier Stunden betragen."
Zwischen Deutschland und Indien ist das der Fall. So erzählt ein Berliner Wipro-Mitarbeiter, dass er kaum früher aufstehen werde, wenn er bald aus dem On-Site-Team zurück zu den Offshore-Kollegen im indischen Puna wechsele. Im Sommer beträgt die Zeitdifferenz gerade einmal drei Stunden. Und um die Entfernung auf dem Globus zu zeigen, reicht sogar schon die Spanne zwischen Zeigefingerspitze und Daumen - jedenfalls wenn man so große Hände hat wie Carlos Moreno.